ngo-online: Herr von Fabeck, vorgestern hat Umweltminister Norbert Röttgen erklärt, er wolle rasch aus der Atomenergie aussteigen. Wie beurteilen Sie seine Äußerung?

Wolf von Fabeck: Diese Äußerung ist die Wiederholung einer Äußerung vom November 2009 gegenüber der "Bild"-Zeitung, in der Röttgen darauf aufmerksam machte, dass die Bevölkerung die Atomenergie nicht akzeptiert. Mit solchen Äußerungen verschafft sich Röttgen kurzfristig Sympathien. Doch seinen Worten lässt Röttgen keineswegs Taten folgen, sonst würde er sich für die schnellere Einführung der Nachfolgetechniken, insbesondere der Sonnenenergie und der Windenergie im Binnenland einsetzen. Da aber hapert es erheblich.

Am 20. Januar hatte Röttgen die "Eckpunkte der künftigen Photovoltaikvergütung im EEG" bekannt gegeben. Er will die Einspeisevergütung zum 1. April noch einmal um weitere 15 Prozent absenken und künftig das Mengenwachstum der Photovoltaik auf 3000 Megawatt pro Jahr beschränken. 3000 Megawatt Photovoltaik erzeugen im Jahr etwa so viel Strom wie ein Drittel Atomkraftwerksblock.

Das Wachstum der Photovoltaik soll sogar noch stärker gebremst werden, wenn pro Jahr mehr Solaranlagen installiert werden als 3000 Megawatt.

Jetzt hat die schwarz-gelbe Regierungskoalition beschlossen, die Förderung von Solaranlagen auf Dachflächen zum 1. Juni um 16 Prozent zurückfahren.

ngo-online: Vor kurzen noch plädierte sogar die Photovoltaik-Branche für eine Absenkung der Vergütungssätze für Solarstrom. Jetzt laufen die Verbände gegen die von Umweltminister Röttgen geplante Förder-Reduzierung Sturm. Wie ist das zu erklären?

Von Fabeck: Es gibt keine einheitliche Photovoltaik-Branche, es gibt vielmehr Zig-Tausende von Akteuren auf diesem Gebiet. Sehr grob lassen sie sich in vier Gruppen einteilen, wobei die Grenzen fließend sind und manche Akteure durchaus auch mehreren Gruppen angehören.

Zur ersten Gruppe gehören Firmen, die mit der Herstellung von Solaranlagen Geld verdienen. Viele davon sind organisiert im BSW, dem Bundesverband Solarwirtschaft, der als Branchenvertreter auftritt.

Zur zweiten Gruppe gehören die Betreiber von Solarstromanlagen, zumeist Privatleute, die ein eigenes Dach haben und darauf Solarstrom produzieren oder produzieren wollen.

Zur dritten Gruppe gehören Menschen, die sich Sorgen wegen des Klimawandels und wegen der wachsenden radioaktiven Hinterlassenschaften machen und dagegen etwas unternehmen möchten.

Zur vierten Gruppe gehören diejenigen, die sich nach außen als Freunde und Fachleute für Solarenergie darstellen, aber in der Diskussion um diese Technik die Interessen der Stromwirtschaft vertreten. (...)

Das vollständige Interview lesen Sie unter Geringere Förderung der Solarenergie ist verantwortungslos