Die Bewertung der Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlageninvestition ist für viele Betreiber:innen eine der wichtigsten Entscheidungskriterien. Gleichzeitig stellt die Bewertung immer einen Blick in die Zukunft dar und kann durch unterschiedliche Annahmen stark variierende Ergebnisse liefern. Wir stellen Ihnen einige Eckpunkte zusammen, die Ihnen bei der eigenen Kaufentscheidung helfen sowie die Empfehlungen der Installateure hinterfragen sollen.
Für viele Menschen spielt die Wirtschaftlichkeit ihrer PV-Investition – anders als bei Investitionen in ein Auto oder einen neuen Fernseher – eine große Rolle. So ist die Investition dann besonders interessant, wenn der finanzielle Nutzen die Kosten nach einigen Jahren wieder eingespielt hat. In Deutschland sorgt neben dem geldwerten Vorteil der Eigenversorgung auch maßgeblich die festgelegte Einspeisevergütung für eine relativ gute Planbarkeit und zeitnahe Amortisation der PV-Anlage.
Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse der PV-Anlage kann beliebig komplex dargestellt werden. Gleichzeitig wird sie die Zukunft niemals ganz genau abbilden können. Im Beitrag „Solarrechner“ haben wir Ihnen hilfreiche Online-Tools zusammengestellt, die Ihnen bei der Bewertung der geplanten Investition helfen können. In diesem Artikel möchten wir uns hingegen einer selbst erstellten Wirtschaftlichkeitsbewertung nähern. Wir haben dazu konkrete Angebote unserer Mitglieder ausgewertet und einer beispielhaften, wohlgemerkt vereinfachten Wirtschaftlichkeitsabschätzung unterzogen.
Wirtschaftlichkeitsabschätzung: Auch ein Blick in die Zukunft
Da sich die Investition in die PV-Anlage erst über ihre Laufzeit amortisiert, ist eine Wirtschaftlichkeitsbewertung auch immer ein Blick in die Zukunft. Unbekannte Strompreisentwicklungen, Wetterschwankungen oder unvorhergesehene klimatische oder geopolitische Ereignisse können die Realität in einigen Jahren anders aussehen lassen, als wir sie heute erwarten. Als SFV präferieren wir deshalb eine konservative Abschätzung, die es auch Laien erlauben soll, die Eckpunkte der Wirtschaftlichkeits zu verstehen.
2. Beispiel: PV-Volleinspeisung
Widmen wir uns als erstes einer der einfachsten Betriebsmodelle für PV-Anlagen: Der Volleinspeiseanlage. Bei einer Volleinspeiseanlage wird der gesamte, in der PV-Anlage erzeugte Strom in das Netz eingespeist. Anlagenbetreiber:innen erhalten für neue Volleinspeiseanlagen auf Gebäuden noch einen Volleinspeisebonus, der den wirtschaftlichen Betrieb sicherstellen soll. Die jeweils geltendeEinspeisevergütung kann in unserem Wiki-Artikel nachgelesen werden.
Neuerungen für Anlagen mit Inbetriebnahme nach 25.02.2025
Leider sind nach dem 25.02.2025 in Betrieb genommene PV-Anlagen von der Nullvergütung in Zeiten negativer Strompreise oder einer statischen Begrenzung auf 60% Einspeiseleistung betroffen. Durch den fehlenden Eigenverbrauch vor Ort können insbesondere Volleinspeiseanlagen dadurch wirtschaftliche Einbußen erleiden. Wie hoch die jeweiligen Ertragsminderungen sind, hängt auch von der Ausrichtung der PV-Anlage ab. In seinem Beitrag zu den Auswirkungen des Solarspitzengesetzes erläutert Prof. Dr. Hergert diese Zusammenhänge ausführlich.
Das uns vorliegende Angebot umfasst eine 10,12 kWp große PV-Anlage im PLZ-Gebiet 53***, schlüsselfertig für 12.557€. Darin enthalten sind die Kosten für Material, Planung, Umsetzung, Anschluss, Arbeitssicherheit sowie die Ertüchtigung bzw. Ergänzung eines zweiten Zählerkastens, der in diesem Fall für einen separaten Zähler notwendig ist. Für diese Anlage, die nach dem 01.02.2025 in Betrieb gehen wird, rechnen wir mit einer Einspeisevergütung von 12,58 Ct/kWh, inkl. Volleinspeisebonus. Am genannten Standort in Mitteldeutschland gehen wir von einem jährlichen Ertrag von 900 kWh/kWp aus (Südausrichtung). Für mögliche Wartungs- und Betriebskosten (z. B. Zählermiete und Versicherungen) setzen wir eine jährliche Rücklage von 1,5 % an, die für eine ggf. anfallende Reinigung, einen Ersatz des Wechselrichters oder Reparaturen dienen sollen. Kapitalzinsen (Fremd- oder Eigenkapital) haben wir nicht einbezogen.
Berücksichtigte Anlagendaten:
10,12
kWp
PV-Leistung
12.557
€
Kosten für PV "schlüsselfertig"
0,1258
€/kWh
Vergütung pro KWh Volleinspeisung
900
kWh/kWp
jährlicher erwarteter Ertrag
1,5
%
laufende Kosten in % des Kaufwertes
Tabelle 1: Angenommene Daten für die Wirtschaftlichkeitsabschätzung einer Volleinspeiseanlage
| Abb. 1 – Kostenbilanz einer Volleinspeiseanlage. Nach circa 13 Jahren hat sich die Investition amortisiert.
3. Beispiel: Eigenversorgung
Deutlich häufiger wird eine PV-Anlage jedoch für die Eigenversorgung betrieben. Bleiben wir beim oben beschriebenen Beispiel des Angebotes aus dem Monat Februar 2025. Die Investitionskosten für die Anlage bleiben gleich, denn es ist ebenfalls eine Ertüchtigung des Zählerschrankes notwendig, die im vorliegenden Angebot durch Ergänzung eines zweiten Zählerkastens vorgesehen ist. Jedoch ändert sich unsere Einnahmenseite: Für eine Eigenverbrauchsanlage mit Inbetriebnahme nach dem 01.02.2025 bekommen wir eine Vergütung von 7,93 ct/kWh. Durch den selbstverbrauchten Strom speisen wir nicht mehr 100% des Ertrages ein, sondern sparen den zugekauften Strom. Im Beispiel gehen wir von einem aktuellen Strompreis von 35 ct/kWh aus und schätzen, dass der Haushalt circa 30% des von der Solaranlage erzeugten Stroms selbst nutzen kann. Natürlich sind beide Aspekte nur Annäherungen, die sich in Zukunft ändern können. Wir empfehlen deshalb, die Berechnung mit unterschiedlichen Annahmen zu wiederholen. Unser Beispiel haben wir deshalb durch eine zweite Berechnung ergänzt, die einen sehr stromsparenden Haushalt mit nur 15% Eigenverbrauchsquote darstellen könnte.
Berücksichtigte Anlagendaten:
10,12
kWp
PV-Leistung
12.557
€
Kosten für PV "schlüsselfertig"
30 bzw. 15
%
Eigenverbrauchsanteil ohne Speicher
0,0793
€/kWh
Vergütung pro KWh Überschusseinspeisung
900
kWh/kWp
jährlicher erwarteter Ertrag
0,35
€/kWh
Strombezugspreis
1,5
%
laufende Kosten in % des Kaufwertes
Tabelle 2: Angenommene Daten für die Wirtschaftlichkeitsabschätzung einer Eigenverbrauchsanlage ohne Speicher
| Abb. 2 – Mit einem Eigenverbrauch von circa 30 % des erzeugten Stroms amortisiert sich die Anlage bereits nach 10 Jahren.
| Abb. 3 – Ist der Eigenverbrauch deutlich geringer – z. B. durch einen sehr stromsparenden Haushalt, kann sich die Bilanz nach hinten verschieben.
Eigenverbrauch & Autarkie – was ist das? Eigenverbrauch: Beschreibt den Anteil des selbst genutzten Stroms am erzeugten Strom. Ein hoher Eigenverbrauch macht die Solaranlage wirtschaftlicher – kann aber auch zu höheren Verbräuchen führen, wenn Haushalte nach der Installation einer PV-Anlage verschwenderischer mit Strom umgehen (sogenannter „Rebound-Effekt“). Autarkie: Beschreibt die Unabhängigkeit des Haushalts vom öffentlichen Netz. Auch ein Eigenverbrauch von 100% kann bei einem besonders hohen Stromverbrauch weiterhin eine geringe Autarkiequote bedeuten.
Ein Speicher kann dazu beitragen, die Eigenverbrauchsquote zu erhöhen. Wie man einen hohen Eigenverbrauch von knapp 65 % aber auch ohne Speicher alleine durch die Anpassung des Stromverbrauchs erreichen kann, stellt ein Mitglied im Solarbrief 03/2023 vor.
4. Beispiel: Eigenversorgung mit Speicher
Durch einen Speicher kann der Eigenverbrauch erhöht werden, indem tagsüber erzeugter Strom auch in den Abendstunden zur Verfügung gestellt wird. Die Stromkosten für den Reststrombezug reduzieren sich so weiter, jedoch muss auch eine zusätzliche Investition eingeplant werden. In dem uns vorliegenden Angebot von Februar 2025 wurde ein Speicher von 7,7 kWh für 5.243 € angeboten. Wir gehen davon aus, dass die Eigenverbrauchsquote durch die Nutzung des Speichers von 30 auf 60 Prozent angehoben werden kann.
Berücksichtigte Anlagendaten:
10,12
kWp
PV-Leistung
12.557
€
Kosten für PV "schlüsselfertig"
7,7
kWh
Speicher-Kapazität
5.243
€
Kosten für Speicher "schlüsselfertig"
60
%
Eigenverbrauchsanteil mit Speicher
30
%
Eigenverbrauchsanteil ohne Speicher
0,0793
€/kWh
Vergütung pro KWh Überschusseinspeisung
0,1258
€/kWh
Vergütung pro KWh Volleinspeisung
900
kWh/kWp
jährlicher erwarteter Ertrag
0,35
€/kWh
Strompreis
1,5
%
laufende Kosten in % des Kaufwertes
Tabelle 3: Angenommene Daten für die Wirtschaftlichkeitsabschätzung einer Eigenverbrauchsanlage mit Speicher
| Abb. 3 – Durch den Preisverfall bei Speichern können PV-Anlagen auch mit Speicher inzwischen oftmals wirtschaftlich betrieben werden. Jedoch sollten zusätzliche Mehrkosten durch den Eigenverbrauch des Speichers sowie einen möglichen Ersatz nach Ende der Lebensdauer (circa 15-20 Jahre) einkalkuliert werden.
Anmerkung des SFV zum wirtschaftlichen Betrieb von Solarstromspeichern
Um einen Speicher wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben, ist eine sinnvolle Dimensionierung wichtig. Ist der Speicher nicht ausgelastet, bleibt die verfügbare Kapazität oft ungenutzt, bei höheren Investitionskosten. Leider erleben wir immer wieder, dass Installateure überdimensionierte Speicher anbieten, die die gesamte Wirtschaftlichkeit der Investition gefährden. Im Abschnitt „Speicher“ unseres Solar-Wikis geben wir deshalb Tipps zur Dimensionierung von Solarstromspeichern.
5. Preisentwicklung: Erfahrung des SFV
Der SFV bietet seinen Mitgliedern eine kostenfreie Prüfung der vorliegenden Angebote an. In den vergangenen Jahren haben wir so eine Vielzahl an überregionalen Angeboten unterschiedlicher Hersteller und Anbieter zugesandt bekommen und ausgewertet. Natürlich stellt diese Stichprobe keine repräsentative Studie dar, doch unterstreicht sie die Wahrnehmung, die wir seit längerem beobachten und die auch die Medien immer wieder betonen: Die Preise für Solaranlagen und Speicher sind in den letzten 2 Jahren stark gesunken!
2022
2023
2024
2025
Durchschnittliche Anlagengröße (kWp)
9,47
13,80
10,99
14,27
Durchschnittlicher Preis (ohne Speicher, pro kWp)
2.345 €
1.945 €
1.690 €
1.407 €
Durchschnittliche Preis (nur Speicher, pro kWh)
993 €
865 €
656 €
597 €
Anzahl Angebote (Umfang Stichprobe)
31
69
58
13
Tabelle 4: Die Stichprobe des SFV zeigt, dass die Kosten für Solaranlagen und Speicher auf dem Markt stark gesunken sind.
6. Wirtschaftlichkeit: Nicht alles, was zählt
Nun haben wir einen ganzen Artikel der Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen gewidmet, ohne auf den für uns wichtigsten Punkt zu sprechen zu kommen: Denn die Wirtschaftlichkeit einer PV-Investition ist nicht das einzige Argument, das zählt. In erster Linie benötigen wir den PV-Strom zum Schutz unseres Klimas. Die aktuell geführte Debatte um kurzzeitig auftretende „Solarstromspitzen“ lässt den Aspekt des zwingend notwendigen und auch politisch festgeschriebenen PV-Zubaus sowie der Speicherung des klimafreundlich produzierten Stroms leider weitestgehend außer Acht.
Für viele Menschen ist neben der wirtschaftlichen Absicherung jedoch auch eine Unabhängigkeit gegenüber Stromlieferanten und Strompreissteigerungen wichtig. Dies konnten wir in den Jahren 2022/2023 in Folgen der befürchteten Energiemangels deutlich spüren. Während die Sorge gegenüber der Abhängigkeit zu Russlands fossilen Gaslieferungen wuchs, waren die Kosten für PV-Investitionen für immer mehr Investor:innen zweitrangig.
Weiterhin ist für einige Betreiber:innen von PV-Anlagen auch eine möglichst hohe Autarkie oder Sicherheit bei Netzausfällen von großer Bedeutung. Um für „das Schlimmste“ gewappnet zu sein, investieren sie in große Speicher, auch wenn diese nicht das wirtschaftliche Optimum darstellen.