1. Was ist ein virtueller Summenzähler?

Der virtuelle Summenzähler ist kein eigenständiger Zähler, sondern ein spezielles Mess- bzw. Abrechnungskonzept für Gebäude mit mehreren Wohn- oder Geschäftseinheiten, oder genauer gesagt: mit mehreren Stromzählern. Ein gutes Beispiel sind Mehrfamilienhäuser. Vereinfacht gesagt werden mehrere physische Stromzähler zu einem virtuellen Zählpunkt zusammengefasst und die Messwerte aufsummiert.

Im Gegensatz zu bisher üblichen Summenzählern, die an einem festen Ort installiert sind, sind für eine virtuelle Summenzählung intelligente Messsysteme (iMSys bzw. “Smart Meter”) notwendig. Diese erfassen im 15-Minuten-Takt die Stromerzeugung und den Verbrauch der einzelnen Wohn- und Geschäftseinheiten und übertragen die Messwerte an einen Dienstleister zur weiteren Abrechnung. Eine Ablesung vor Ort ist nicht mehr notwendig.

2. Welche Vorteile bieten sie im Vergleich zu physischen Summenzählern?

Virtuelle Summenzähler bieten mehrere Vorteile gegenüber physischen Summenzählern. 

  1. Es sind weniger technische Komponenten notwendig, da keine teuren physischen Summenzähler oder komplexe Zwei-Schienen-Messkonzepte notwendig sind.
  2. Die Installation ist einfacher, da kein Platz für physische Zähler benötigt wird, was besonders in kleineren Mehrfamilienhäusern von Vorteil ist.
  3. Sie bieten eine hohe Flexibilität, da ein Wechsel z.B. ins Mieterstrommodell oder eine Rückabwicklung ohne physischen Zählerwechsel möglich ist. Dies erleichtert die Anpassung an veränderte Nutzungsbedingungen und gesetzliche Vorgaben.
    Technisch lässt sich der virtuelle Summenzähler relativ günstig umsetzen (da weniger Komponenten benötigt werden). 
  4. Mieterstromprojekte in Wohnquartieren mit mehreren Häusern können ohne eine physische Kopplung der Zählerinfrastruktur der Einzelhäuser umgesetzt werden.

Zum aktuellen Stand (November 2024) werden für die softwareseitige Anbindung und Abrechnung jedoch hohe Kosten verlangt, weshalb das Konzept
bisher eher zurückhaltend umgesetzt wird.

3. Wie wird die Genauigkeit der Messungen sichergestellt?

Zunächst werden messtechnisch geeichte Smart Meter verwendet, die genaue und verlässliche Messwerte liefern. Diese Systeme erfassen die Messwerte in regelmäßigen Intervallen, typischerweise im Viertelstundentakt, was eine präzise und kontinuierliche Überwachung ermöglicht.
Darüber hinaus werden die Daten zentral gesammelt und ausgewertet, wodurch eventuelle Messfehler schnell erkannt und korrigiert werden können.

4. Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten in Deutschland?

In Deutschland sind virtuelle Summenzähler seit Mai 2023 durch das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) im Energiewirtschaftsgesetz (§20 (1d) EnWG) rechtlich verankert.
Dieses Gesetz stellt virtuelle Summenzähler mit physischen Summenzählern gleich und schafft somit eine klare gesetzliche Grundlage für ihren Einsatz.

Mehr Infos zu den rechtlichen Rahmenbedingungen finden Sie in diesem Interview:

5. Welche Herausforderungen und potenziellen Nachteile gibt es?

Eine der größten technischen Hürden ist die Notwendigkeit, alle Messstellen mit Smart Meter auszustatten. In Bestandsgebäuden ohne Smart Meter bedeutet das: Umbau und Investitionen. Zudem müssen Netzbetreiber das neue System in ihre Software und Abrechnungsprozesse integrieren.
Auch hierfür sind Investitionen und Schulungen erforderlich. Manche Netzbetreiber
sind dabei schneller, andere benötigen mehr Zeit. 

Zum aktuellen Zeitpunkt (November 2024) gibt es nur wenige Anbieter, die das Konzept umsetzen. Desweiteren wird von aktuell noch hohen Preisen gesprochen. Organisatorisch kann die Koordination und Verwaltung der virtuellen Messkonzepte komplex sein, insbesondere bei großen Anlagen mit vielen Messpunkten. Diese Herausforderungen müssen sorgfältig adressiert werden, um die Vorteile virtueller Summenzähler voll ausschöpfen zu können.