Gebrauchte und zur Entsorgung freigegebene PV-Module sind oft noch funktionsfähig. Statt intakte Module zu recyceln, können sie geprüft und auf dem Gebrauchtmarkt weiterverkauft werden. Wie funktioniert das und was gibt es zu beachten?

1. Was sind Second-Life PV-Module?

Der Begriff “Second-Life” umfasst bei PV-Modulen zunächst alle Module, die nach einer Erstnutzung privat oder gewerblich weiterverwendet werden. Auf Online-Marktplätzen wie Photovoltaik4all, Secondsol oder Bettersol können solche Second-Life Module gekauft und teilweise auch verkauft werden. Nicht alle angebotenen Module werden vor dem Verkauf auf Funktions- und Leistungsfähigkeit geprüft – die Käuferin bzw. der Käufer trägt hier unter Umständen das Risiko. Einige Plattformen bieten Prüfungen gebrauchter Module als optionale, kostenpflichtige Serviceleistung an.

Darüber hinaus werden jährlich viele intakte Module offiziell zur Entsorgung freigegeben, zum Beispiel wenn bei einem Sturmschaden ganze Solarparks ausgetauscht werden. Seit einigen Jahren können solche Module vor dem Recyclingprozess in einem Prüflabor auf Funktionsfähigkeit getestet werden. Bei guten Testergebnissen werden die Module dann inkl. einjähriger gesetzlicher Gewährleistung und Prüfbericht dem Gebrauchtmarkt zugeführt. Der größte Anbieter in Deutschland für getestete Second-Life Module ist 2nd Life Solar aus Hamburg.

2. Wo kommen die gebrauchten PV-Module her?

Auf den Online-Verkaufsplattformen können Händler und zum Teil Privatpersonen ihre gebrauchten Solarmodule zum Verkauf anbieten. Die Module stammen von privaten und gewerblichen Dachanlagen oder Solarparks und umfassen alle Marken, Alters- und Leistungsklassen. Die meisten Module stammen aus Freiflächenanlagen, sind ca. 10 Jahre alt und haben eine Nennleistung von mindestens 200 Wp. Die Module werden zum Beispiel aufgrund von Sturmschäden abgebaut oder im Rahmen eines “Repowerings” durch leistungsfähigere Module ersetzt. Gebrauchte Module von privaten Hausdachanlagen sind oft älter, haben weniger Leistung und werden selten geprüft, weil sich das Prüfverfahren hier wirtschaftlich nicht lohnt. 

Auch Neuware landet im Gebrauchtmarkt, zum Beispiel wenn es Transportschäden gibt. Wenn diese Module geprüft und intakt sind, entsprechen sie den neuesten technologischen Standards und werden als B-Ware inkl. gesetzlicher Gewährleistung verkauft.

Sturmschaden Freiflächenanlage

© Cedrik Zapfe | Abb 1 – Sturmschaden in einem Solarpark. Obwohl nicht alle Module zerstört wurden, wird in so einer Situation oft ein großer Teil der Solarmodule ausgetauscht. Optisch intakte Module können geprüft und weiterverwendet werden.

3. Wer bietet Second-Life PV-Module an

Bis 2020 gab es keinen flächendeckenden Anbieter, der zur Entsorgung freigegebene Solarmodule auf Funktionsfähigkeit untersuchte. Seit 2020 betreibt die Firma 2nd Life Solar eine eigene Prüfstraße für kristalline Module mit einer Kapazität von bis zu 120.000 Modulen pro Jahr (Stand 2023). Neben dem Standort in Hamburg sind weitere Prüfstandorte in Deutschland geplant. 

SecondSol ist eine weitere Verkaufsplattform, die neben gebrauchten Modulen die Prüfung und die Reparatur von gebrauchten, kristallinen Solarmodulen als Serviceleistung anbietet. 

4. Wie werden gebrauchte Module geprüft?

Bei den gängigen Prüfverfahren werden Rahmen, Kabel, Anschlussdosen und Stecker einer Sichtprüfung unterzogen. In Laboren wird anschließend die Leistung der Module gemessen, sowie elektrische Sicherheit, Isolationsfestigkeit und Degradation - also der altersbedingte Leistungsabfall einer Solarzelle - geprüft. Dafür kommen unter anderem Flash-Tests oder Elektrolumineszenz-Verfahren zum Einsatz. Dadurch können Leistungsfähigkeit oder Zellbrüche und Microrisse angezeigt werden, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. 

© Buhck Re.Energy GmbH & Co. KG | Abb 2 – Mittels Elektrolumineszenzverfahren können Zellschäden und Degradation sichtbar gemacht werden.

© Buhck Re.Energy GmbH & Co. KG | Abb 3 – Sind Zellschäden zu groß, werden Module zum Recycling gegeben.

© Buhck Re.Energy GmbH & Co. KG | Abb 4 –  Rahmen und Stecker werden einer Sichtprüfung unterzogen.

5. Wann lohnt es sich, Second-Life Module zu kaufen?

Aus Perspektive der Nachhaltigkeit ist der Kauf und die Weiterverwendung gebrauchter Module fast immer sinnvoll. Warum sollten Module recycelt werden, wenn sie für viele weitere Jahre Strom erzeugen können? Wenn Sie auf gebrauchte Module zurückgreifen, fallen zudem keine neuen Ressourcen an, wie es bei neu produzierten Modulen der Fall ist (den Prüfprozess und Transport ausgenommen). 

Ob sich die Module finanziell lohnen, hängt von mehreren Faktoren ab. Wichtig zu beachten sind 3 Aspekte:

  1. Je geringer die Wattpeakleistung eines Moduls, desto mehr Module werden gebraucht, um eine bestimmte Leistung zu erreichen. Dementsprechend mehr Montagematerial müssen Sie einplanen, was die Kosten in Relation zur installierten Leistung zusätzlich erhöht.
  2. Die meisten Second-Life-Module haben keinen Anspruch mehr auf EEG-Vergütung – daher bekommen Sie für ins Netz eingespeisten Strom kein Geld. Gebrauchte Module eignen sich deswegen insbesondere für Anlagen, die laut EEG sowieso keine Vergütung erhalten. Dazu zählen Balkon-PV-Anlagen oder Inselanlagen, bei denen keine Netzeinspeisung erfolgt.Wenn Sie erwartungsgemäß einen sehr hohen Eigenverbrauch haben, ist der finanzielle Nutzen der Einspeisevergütung ggf. zu vernachlässigen. Da bei älteren Modulen trotz Prüfung eine geringere Lebensdauer zu erwarten ist, empfiehlt es sich bei aufwändigen (Dach-) Anlagen tendenziell eher, auf neue Module oder B-Ware zurückzugreifen. Wenn die Montage einen beträchtlichen Kostenanteil einer Solaranlage ausmacht, sollte die Anlage möglichst lange bestehen.
  3. Bei Anlagen, die 800 Wp übersteigen, müssen Sie eine/einen Installateur:in finden, der/die bereit ist, die Module zu montieren und die Anlage zu installieren. Da viele Solarteure mit ihren eigenen Systemen arbeiten und an dem Weiterverkauf neuer Module auch mitverdienen, kann das zu einer zusätzlichen Hürde werden. Für PV-Selbstbau-Gruppen könnte es wiederum eine attraktive Lösung darstellen.

Die sinkenden Preise für neue PV-Module sind für den Gebrauchtmarkt eher Fluch als Segen. Geprüfte Module können preislich kaum mit neuen Modulen mithalten, die mittlerweile zu Endkundenpreisen von unter 12 cent pro Wattpeak verkauft werden. Da sich die Kosten für Abwicklung und Prüfung  gebrauchter Module kaum reduzieren lassen, wird sich dieses Problem bei fortlaufendem Trend der Modulpreise weiter verstärken.