Im sonnenarmen Winter ist jede Kilowattstunde Solarstrom Gold wert. Doch was sollte man tun, wenn eine Schneeschicht die Module bedeckt? Wir geben einige Tipps, worauf bei der Pflege und Wartung der Solaranlage geachtet werden sollte.

1. Ertragserwartungen im Winter

Im Winter werden die Tage kürzer und die Sonne lässt sich nur selten blicken. Es ist nicht überraschend, dass die Erträge der Solaranlage gegenüber den Sommermonaten deutlich zurückgehen. Bedeckt dann noch eine Frost- oder Schneeschicht die Module, sinkt der Ertrag schnell auf Null. Steil aufgestellte Module, zum Beispiel am Balkon oder der Fassade, haben hier den Vorteil des schneller abrutschenden Schnees. Flache Dächer bleiben oft über Tage hinweg mit einer dicken Schneeschicht bedeckt. Gleichzeitig bieten steile Aufstellwinkel bei niedrigem Sonnenstand im Winter bessere Ertragsaussichten, als Anlagen mit flachem Anstellwinkel (der wiederum im Sommer effektiver ist). Durch unterschiedliche Witterungsbedingungen kann es so zu lokal stark unterschiedlichen Erträgen kommen. Für einen Vergleich mit anderen Anlagen empfehlen wir die Ertragsdatenbank, in der Sie neben dem PLZ-Gebiet auch die Ausrichtung und den Neigungswinkel für einen Ertragsvergleich mit anderen Anlagen eingrenzen können.

© SFV | Abb. 1 - Auf flachen Modulen bleibt der Schnee liegen. Hier ist mit keinem Ertrag zu rechnen.

© SFV | Abb. 2 - Im Winter zeigen Fassaden-Anlagen ihre Vorteile - denn selbst bei Schnee erzeugen sie weiterhin Strom. 

2. Temperaturabhängigkeit der Module

Die Effizienz der Solarmodule hängt von der Modultemperatur ab. Die meisten Solarmodule arbeiten bei kalten Temperaturen effizienter, da die in den Modulen verbauten Halbleitermaterialien bei niedrigen Temperaturen einen geringeren Widerstand aufweisen. Der sogenannte Temperaturgradient wird in der Regel im Datenblatt des Moduls ausgewiesen und liegt oft um die -0,3% pro Grad Celsius - die Effizienz sinkt also mit steigender Temperatur. 

 

Temperaturkoeffizient von -0,3 _

© SFV | Abb. 3 - Durch den negativen Temperaturkoeffizienten nimmt die Leistungsfähigkeit von Solarmodulen bei warmen Temperaturen ab. Besonders viel Leistung bringen Module deshalb oft im Frühjahr - wenn bei kalten Temperaturen plötzlich die bereits hochstehende Sonne hervortritt.

Vergleichen wir beispielhaft ein 400 W-Modul an einem kalten, aber sehr sonnigen Wintertag mit einer Modultemperatur von 0 °C mit einem sonnigen Sommertag, an dem die Module durch die direkte Sonneneinstrahlung auch mal 60 °C heiß werden können. Bei gleicher Sonnenstrahlung könnte das Modul im Winter deutlich mehr Leistung bringen - durch die geringere Intensität werden diese Spitzenwerte jedoch kaum erreicht. So führt die Temperaturabhängigkeit der Module dazu, dass die Leistungs-Spitzenwerte oft im Frühjahr und Herbst erreicht werden - aufgrund niedrigerer Temperaturen und gleichzeitig hoher Sonneneinstrahlung, während die hohen Temperaturen im Sommer zu einer Begrenzung der maximalen Leistung führen.

3. Schneeschieben? Gewusst wie!

Nicht nur die niedrigen Temperaturen im Winter, sondern auch die klare Luft und die starke Reflexion der Sonnenstrahlen vom Schnee lassen viele Solaranlagen-Betreiber ein Entfernen des Schnees von ihrer Anlage in Erwägung ziehen. Denn im Winter ist jede Kilowattstunde Strom für den Eigenverbrauch viel wert! Doch worauf sollte beim Schneeschieben auf der Solaranlage geachtet werden? 

Vorsicht bei Schnee auf dem Dach! Gehen Sie niemals ungesichert bei Schnee und Eis auf das Dach und erwägen Sie ein Entfernen des Schnees nur, wenn die Module für Sie gut erreichbar sind (z. B. auf dem Gartenhaus, Garage, Flachdach…)

Bloß nicht kratzen! Auch wenn der Schnee ggf. bereits angefroren ist, kratzen Sie niemals mit scharfen Gegenständen auf den Modulen herum. Bereits kleine Kratzer verursachen langfristige Verschattungen und können zudem künftig Angriffspunkte für Verschmutzungen bieten und den Ertrag deutlich reduzieren.

Kein heißes Wasser! Auch das Abschmelzen des Schnees oder Eis durch warmes Wasser kann durch den plötzlichen Temperaturwechsel zu Mikrorissen im Glas und den Zellen führen und die Module langfristig beschädigen. 

Mit weichem Besen oder Schieber den Schnee entfernen. Nutzen Sie stattdessen weiche Gegenstände - z. B. einen Besen oder einem Gummischieber - um den Schnee von den Modulen zu entfernen. Achten Sie darauf, die empfindlicheren Gummidichtungen an den Modulrahmen nicht zu beschädigen. Sollte der Schnee bereits fest gefroren sein, hilft auch oft Geduld: Sobald die Sonne auf die Solarzellen strahlt und diese zu arbeiten beginnen, erhöht sich die Modultemperatur und der Schnee beginnt schon bald von selbst zu schmelzen.

Gehen Sie kein Risiko ein, bei Glätte ohne Absicherung auf Ihrem Dach zu arbeiten! Auch von den Modulen rutschende Dachlawinen können lebensgefährlich sein!

© SFV | Abb. 4 - Beim Schneeschieben auf weiche Geräte und die empfindlichen Gummidichtungen achten.

© SFV | Abb. 5 - Vorsicht vor Dachlawinen! Beim Tauen der Eisschicht können sich gefährliche Schneemassen vom Modul lösen.

4. Wartung für einen reibungslosen Betrieb

PV-Anlagen können im Vergleich zu anderen Maschinen und Anlagen relativ wartungsarm betrieben werden. Unabhängig von winterlichen Voraussetzungen sollten Sie dennoch regelmäßige Kontrollen einplanen, um einen möglichst langen und sicheren Betrieb Ihrer Anlage garantieren zu können. Für private PV-Anlagen gibt es keine gesetzliche Wartungspflicht. Bei gewerblichen PV-Anlagen hingegen schon. Von der Versicherung kann eine regelmäßige Wartung gefordert werden, um den Versicherungsschutz aufrechtzuerhalten. Prüfen Sie deshalb Ihre Versicherungsbedingungen und halten ggf. Rücksprache.

Die DIN VDE 0105-100 (Norm für den Betrieb elektrischer Anlagen) empfiehlt eine Wartung alle 4 Jahre. Abhängig von Standort, Verschmutzungsgrad und Beanspruchung der Komponenten können auch kürzere oder längere Intervalle sinnvoll sein. Halten Sie hier auch Rücksprache mit dem Fachbetrieb vor Ort, der die Wartung letztlich durchführt. Sofern nicht anders vereinbart, haben Sie die Kosten für die Wartung selbst zu tragen. Bei der Wartung empfiehlt es sich, folgende Komponenten zu prüfen: Module, Dachkonstruktion, Leitungen und Verbindungen, Wechselrichter, Überspannungsschutz, Software, ggf. Speicher.

Vom Boden aus können Sie auch selbstständig einen regelmäßigen Blick auf die Module werfen, um Verfärbungen, Schmutz und Schäden zu erkennen, z.B. im Frühjahr vor der “Strom-Erntezeit”. Begeben Sie sich jedoch nicht ohne Absicherung und ohne professionelle Kenntnis auf das Dach, dies sollten Sie unbedingt Fachleuten überlassen.

Auf unserer Webseite haben wir eine Liste mit Fachunternehmen und Gutachtern zusammengestellt, die Sie im Falle einer anstehenden Wartung kontaktieren können.


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