Wer die Anschaffung einer Solaranlage plant, kann auf unterschiedliche Online-Rechner zur Ertrags- und Wirtschaftlichkeitsbewertung zurückgreifen. Einige Rechner sind kompliziert und überfordern schnell, andere vereinfachen zu sehr und drohen das Ergebnis zu verfälschen. Wir haben einige Rechner geprüft und stellen Ihnen unsere Ergebnisse gegenüber.

Welche Online-Rechner sind für mich interessant?

Die verschiedenen Online-Rechner können grob in zwei Kategorien unterteilt werden: Die Ertrags- und Wirtschaftlichkeitsrechner. Dabei gilt: Je genauer die Angaben, desto aussagekräftiger auch das Ergebnis.

  • Ertragsrechner können dabei helfen, den potentiellen Jahresertrag der Solaranlage zu bestimmen. Faustregeln wie „800-1000 kWh Solarertrag je installiertem Kilowatt-peak“ können so anhand von Wetterdaten und Anlagenstandort genauer ermittelt werden. Während einige Tools nur die Eingabe der Adresse ermöglichen, kann in anderen auch die Dachausrichtung und -neigung eingegeben oder aus verschiedenen Wettermodellen gewählt werden.
  • Wirtschaftlichkeitsrechner helfen, die wirtschaftliche Amortisation der Anlage abzuschätzen. Während einige Rechner pauschale Installationskosten annehmen (welche sich erfahrungsgemäß jedoch schnell ändern und zudem noch regions- und produktabhängig sind), fragen andere weitaus detailliertere Aspekte ab – von Wartungskosten über die potentielle Strompreissteigerung bis hin zum Kapitalzins.

Doch eines haben alle Online-Rechner sowie die Eigenabschätzung auf dem Papier gemein: Die Zukunft lässt sich nie genau vorhersagen. Meteorologische Schwankungen, der Klimawandel, aber auch wirtschaftliche oder geopolitische Einflüsse sowie Änderungen im Stromverbrauch können immer dazu führen, dass sich der Strompreis, die Sonneneinstrahlung oder Ihre Eigenverbrauchsquote ändert und die heute ermittelten Werte in der Zukunft stark abweichen.

Tipp: Auch regionale Solarkataster können oft mehr, als man denkt

Viele Kommunen bieten regionale Solarkataster an, die basierend auf der Adresse eine erste Ertragsabschätzung des Daches ermöglichen. Einige Kataster bieten auch eine erste Wirtschaftlichkeitsbewertung oder die virtuelle Belegung des Daches mit Modulen an. Weitere Hinweise dazu finden Sie im entsprechenden Wiki-Beitrag

(Button zum Beitrag „Solarkataster“)

Worauf muss ich bei der Eingabe der Daten achten?

Solar-Rechner helfen bei der Einschätzung der Rentabilität und der weiteren Planung der Solaranlage. Sie ersetzen jedoch keine fachkundige Beratung. Unsere Empfehlung lautet daher: Erst informieren, dann rechnen! Zum Beispiel in der kostenlosen Solar-Erstberatung des SFV, oder bei einer ehrenamtlichen Solarparty. Hier lernen Sie, worauf es bei der Planung einer Solaranlage zu achten gilt.

Sind die Weichen gestellt und die ersten Angebote eingeholt, können die Solarrechner bei der wirtschaftlichen Bewertung helfen. Sollte Ihr Angebot bereits eine Wirtschaftsprognose enthalten, können Sie diese mit Hilfe der Online-Rechner auf den Prüfstand stellen. Folgende Aspekte werden in den unterschiedlichen Rechnern häufig erfragt:

- Die Gesamtleistung (auch DC-Leistung) der PV-Anlage in kWp ist maßgeblich dafür, wie viel Solarstrahlung in Strom umgewandelt werden kann. Manchmal wird auch die belegte Dachfläche in Quadratmetern erfragt

- Ausrichtung und Neigungswinkel: Die Ausrichtung als Abweichung von Süden wird auch als Azimut bezeichnet (hierbei ist Süden = 0°, Osten = -90° und Westen = 90°). Manche Tools nutzen hingegen die Navigation mit Norden als 0°, und Süden als 180°. Bei der Eingabe ist also Vorsicht geboten. Der Neigungswinkel hingegen beschreibt den Aufstellwinkel am Dach oder der Fassade. Ein flach auf dem Boden liegendes Modul besitzt demnach 0°, ein an der Fassade angebrachtes Modul in der Regel 90° Neigung. Die meisten Schrägdächer weisen eine Neigung zwischen 30-45°auf.

- Adresse: Ist wichtig für die Ertragsberechnung der Anlage. Im Süden Deutschlands ist die durchschnittliche Sonneneinstrahlung höher als im Norden.

- Installationskosten: Bestenfalls haben Sie bereits ein Angebot vorliegen, in dem Sie eine erste Kostenschätzung erhalten. Ansonsten können Sie mit Durchschnittswerten von aktuell (Stand: September 24) 1200-2000€/kWp rechnen. Sollte der Wert schon vorausgefüllt sein, prüfen Sie in jedem Fall, mit welchen Werten hier gerechnet wird.

© Lea Arens | Abb. 1 ―  Auf einer Solarparty zeigen ehrenamtliche Solar-Botschafter:innen ihren Nachbar:innen den Vorteil der Solarstromerzeugung vom eigenen Dach.

© SFV | Abb. 1 ― Bei der kostenlosen Erstberatung des SFV erhalten die Teilnehmenden wichtige Infos zur PV-Anlagenplanung.

- Stromverbrauch: Die meisten PV-Anlagen amortisieren sich über den selbst verbrauchten Solarstrom. Um den Anteil des Eigenverbrauchs zu bestimmen, wird Ihr Jahresstromverbrauch abgefragt. Sollten Sie in der Zukunft die Anschaffung einer Wärmepumpe oder eines Elektroautos planen, sollten Sie dies in der Berechnung berücksichtigen, indem Sie beispielhaft Berechnungen mit höheren Stromverbräuchen durchführen.

- Strompreis und Preissteigerung: Um die Kostenersparnis durch den Eigenverbrauch abzuschätzen, wird der aktuelle Strompreis benötigt. Da dieser in der Vergangenheit tendenziell gestiegen ist, gehen einige Rechner von künftigen Strompreissteigerungen von mehreren Prozent aus. Aber Achtung: eine jährliche Steigerung von 3 % über 20 Jahre würde bereits zu einer Verdoppelung des Strompreises führen. Wir gehen hingegen davon aus, dass sich die Strompreise durch den Einfluss der günstigen Erneuerbaren stabilisieren und langfristig eher sinken. Gehen Sie daher vorsichtig mit dieser Prognose um!

- Betriebs- und Wartungskosten: Zwar sind Solaranlagen sehr wartungsarm, doch sollten bei der Betrachtung über 20 Jahre mögliche Wartungsfälle beachtet werden. Wir empfehlen, jährlich ein bis zwei Prozent der Investitionssumme einzukalkulieren.

- Degradation: Solarzellen verlieren jedes Jahr technisch bedingt an Leistung. Die Moduldegradation beträgt jedoch nur 0,01 bis 0,05 % pro Jahr. Die Erfahrungen zeigen, dass viele Module weitaus langlebiger sind, als von den Herstellern garantiert. Durch die meteorologischen Schwankungen berichten einige Anlagenbetreiber:innen sogar von einer Zunahme der Leistungsfähigkeit Ihrer Solaranlage im Betrachtungszeitraum.

- Batteriekosten und -Kapazität: Um den Einfluss eines Stromspeichers auf die Amortisation der Gesamtinvestition abzuschätzen, sollten die Kosten und Kapazität (in kWh) der Batterie separat eingegeben werden. Denn nicht jede Batterie erhöht automatisch die Wirtschaftlichkeit der Investition.

Wichtig: Ergebnisse richtig interpretieren

Zwar können uns Online-Tools helfen, die potentiellen Erträge unserer Solaranlage besser abzuschätzen. Doch die Realität können sie niemals vollständig abbilden. Wir empfehlen daher, mehrere Rechnungen mit konservativen und optimistischen Werten durchzuführen. So können Sie am Besten den Einfluss der verschiedenen Stellschrauben einschätzen und entwickeln ein Gefühl dafür, in welchem Rahmen sich die Ergebnisse bewegen werden.

Was können die Online-Rechner nicht leisten?

Die automatisierte Unterstützung der Online-Tools ist begrenzt. Neben der naturgemäß vagen Zukunftsprognose gibt es weitere Einschränkungen. So sind uns aktuell keine webbasierten Anwendungen bekannt, die die Verschattung (z. B. durch Satellitenschüsseln, Gauben oder Bäume) am Installationsort mit einbeziehen. Auch bekannte Änderungen im Stromverbrauchsverhalten (zum Beispiel Anschaffung eines Elektroautos nach 5 Jahren) oder unterschiedliche Ausrichtungen der Module können die wenigsten Rechner kombinieren. Viele Installateure nutzen professionelle Planungssoftware, die z. T. auch umfassende Verschattungs- und Ertragsprognosen enthalten. Sprechen Sie im Zweifelsfall Ihren Installateur darauf an. Aber auch hier gilt: Prüfen Sie die Eingaben für die Simulationsergebnisse auf ihre Validität.

Ausgewählte Online-Rechner im Vergleich

Eigenverbrauchsrechner der Verbraucherzentrale
Einfacher Rechner, der den im Haushalt verwendeten Strom der Solaranlage in Abhängigkeit von der Batteriegröße abschätzt.

+ einfach und übersichtlich
+ grafische Darstellung
- verleitet dazu, unwirtschaftliche Speicherdimensionierungen für hohen Eigenverbrauch einzusetzen
- Kosten werden nicht berücksichtigt
- begrenzt auf max. 10 kWp Anlagenleistung

https://www.verbraucherzentrale.nrw/solarrechner

 

Ertragsrechner des Solarserver
Reiner Ertragsrechner zur Abschätzung des erwarteten Solarertrags.

+ genauer Standort auf Karte auswählbar
+ grafische Ertragsberechnung über den Jahresverlauf
-  Ausrichtung nur stufenweise möglich
- Keine Kombination aus verschiedenen Ausrichtungen möglich
- Ergebnis nur in wenig detaillierter Grafik erhältlich

https://www.solarserver.de/pv-anlage-online-berechnen/

 

Ertragsrechner der europäischen Kommission
EU-weiter Ertragsrechner, der die Wahl zwischen verschiedenen Wettermodellen zulässt.

+ Wahl des Standortes auf der Karte möglich
+ Wahl zwischen unterschiedlichen Wettermodellen
+ auch für nachgeführte oder Freiflächen-PV
- tendenziell überdurchschnittlich hohe Einstrahlung zugrunde gelegt
- keine Erläuterung der Wettermodelle, für Laien daher kein Mehrwert

https://re.jrc.ec.europa.eu/pvg_tools/de/

 

Wirtschaftlichkeitsrechner der Stiftung Warentest    
Detaillierter Wirtschaftlichkeitsrechner mit vielen Einstellmöglichkeiten zur Modifizierung der eigenen Werte zur wirtschaftlichen Betrachtung. Zum Ausfüllen wird auf die Ertragsrechner der VBZ und JRC (siehe oben) verwiesen.

+ Detaillierte Modifizierbarkeit in allen Bereichen
+ Kosten für Speicher werden separat erfasst
+ Aktuelle Einspeisevergütungen automatisch hinterlegt
- Für Laien teilweise fehlende Referenzwerte oder Erläuterungen
- keine grafische Darstellung der Ergebnisse

https://www.test.de/Photovoltaik-Rechner-1391893-0/

 

Ertrags- und Wirtschaftlichkeitsrechner von CO2-Online
Kombinierter Ertrags- und Wirtschaftlichkeitsrechner mit relativ umfassenden Möglichkeiten, die technische Auslegung der Anlage zu modifizieren. Auch die Wahl zwischen Aufdach-Anlage im Einfamilienhaus, Balkonsolaranlage oder PV-Anlage im Mehrfamilienhaus wird gegeben. Leider landet letztere Abfrage in einer Sackgasse.

+ Wahl zwischen Dach- oder Balkonanlage möglich
+ genaue Angaben zu Dach, Nutzung, Stromverbrauch etc.
+ Kombination aus Volleinspeise- und Eigenverbrauchsanlage möglich!
- keine unterschiedlichen Dachausrichtungen kombinierbar
- nur sehr kleine Speicher einblendbar, dies entspricht selten der Realität
- Batteriespeicher können erst in der “manuellen Konfiguration” modifiziert oder abgewählt werden
- Kosten für PV-Installation voreingestellt und nicht modifizierbar

https://www.co2online.de/service/energiesparchecks/photovoltaikcheck/

 

Wirtschaftlichkeitsrechner des „Akku-Doktor“
Bekannt durch seine DIY-Videos auf Youtube hat Andreas Schmitz gemeinsam mit „seiner Community“ einen kombinierten Ertrags- und Wirtschaftlichkeitsrechner entwickelt und veröffentlicht.

+ Viele Details können modifiziert werden, insbesondere auch Details bei Speichern
+ Mehrere Modul-Ausrichtungen können miteinander kombiniert werden
+ Bei Bedarf können personifizierte Verbrauchsprofile hochgeladen werden
+ Grafischer Output
- Aufgrund der Komplexität ist die Eingabe insbesondere für Laien nicht ganz einfach
- Der Umgang mit der Oberfläche erfordert etwas Übung
- Keine Interpretationshilfen

https://www.akkudoktor.net/pvtool-rechner/

 

Ertrags- und Wirtschaftlichkeitsrechner für Steckersolar der HTW-Berlin
Durch den Fokus auf Steckersolargeräte ermöglicht der Rechner gleichzeitig eine gute Führung und ausreichend Einstellmöglichkeiten zur wirtschaftlichen Abschätzung von Steckersolargeräten unterschiedlicher Größen und Ausrichtungen.

+ Sehr gut für Steckersolar!
+ Viele Stellschrauben zur Modifizierung, trotzdem sehr handlich und übersichtlich
+ Optional auch Batteriespeicher möglich
- Ausschließlich für Steckersolargeräte bis 2000 Wp

https://solar.htw-berlin.de/rechner/stecker-solar-simulator/

Fazit: Online Rechner richtig nutzen

Es gibt eine Vielzahl an Online-Tools, die Ihnen bei der eigenen Anlagenplanung weiterhelfen können. Für unterschiedliche Anforderungen gibt es auch unterschiedliche Tools – es gilt also das jeweils Richtige für den entsprechenden Anwendungsfall und Nutzer zu finden. Eines haben jedoch alle Online-Hilfsmittel gemeinsam: Sie ersetzen keine gründliche Vorab-Information und können die Zukunft niemals genau abbilden. Insbesondere bei der Interpretation der Ergebnisse ist also Vorsicht geboten. Ein Durchspielen der Berechnungen mit unterschiedlichen Kennwerten kann dabei helfen, unbekannte Kennwerte besser einschätzen zu können. In Kombination mit guter Beratung können die frei verfügbaren Rechner jedoch helfen, Angebote und Abschätzungen von Unternehmen zu überprüfen und mögliche Kennwerte kritisch zu hinterfragen.

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