Die meisten Dachflächen sind für die Solarstromerzeugung geeignet. Welche Dachflächen bei Ihnen am sinnvollsten für die Nutzung einer PV-Anlage ist, hängt neben der Ausrichtung und dem Neigungswinkel auch von möglichen Verschattungsquellen ab. Welche Vorteile Ost- und West-Anlagen dabei haben und warum Fassaden-Anlagen auch sinnvoll sein können, erfahren Sie in diesem Artikel.

1. Welche Dachflächen sind geeignet?

Bekannterweise haben gen Süden gerichtete Solaranlagen den höchsten Ertrag, denn sie werden über den Tagesverlauf am meisten von der Sonne beschienen, um das Licht in Sonnenstrom umzuwandeln. Ein Trugschluss ist jedoch, dass anders ausgerichtete Solaranlagen weniger sinnvoll sind. Im Gegenteil: Insbesondere Ost- und West-Anlagen können sehr wirtschaftlich sein, da zusätzlicher Strom zu Tageszeiten erzeugt wird, in denen Sie eher zu Hause sind, z. B. morgens und abends. Auch die Nordseite wird oftmals unterschätzt. Dabei kann sie mit bis zu 70 % des möglichen Ertrages einen guten Beitrag zur Stromerzeugung leisten. Deutlich seltener zu sehen sind Fassaden-Anlagen. Insbesondere in Süd-Ausrichtung können sie jedoch sehr ertragreich sein und bieten im Winter bei einem tiefstehenden Sonnenwinkel einen guten Ertrag. Folgende Grafik der Verbraucherzentrale gibt Ihnen einen ersten Eindruck, wie ertragreich die unterschiedlichen Dach- und Fassadenflächen sein können.

Dacheignung VBZ

© Verbraucherzentrale NRW Abb. 1 | Möglicher Solarstromertrag nach Ausrichtung des Daches. Richtung Süden gerichtete Anlagen können 100 % des maximalen Ertrages liefer, Ost- & Westanlagen 80 %. Dafür erhöhen diese den Eigenverbrauch in den Morgen- und Abendstunden.

2. Vorsicht bei Verschattung!

Fast jedes Dach ist für eine Solaranlage geeignet. Wichtig ist, möglichst verschattungsarme Gebäudeteile zu nutzen. Sind auch nur Teile der Anlage verschattet, kann es dazu kommen, dass ganze Anlagenteile einen verringerten Ertrag aufweisen. Um diesem vorzubeugen, sollte auf eine sinnvolle Verschaltung geachtet werden - z. B. die Aufteilung der Anlage in mehrere Strings (in Reihe geschaltete Module). Um den Gesamtertrag der Anlage nicht zu schmälern, kann es deshalb vorkommen, dass einzelne, besonders stark verschattete Module (z. B. neben einer Gaube oder Schornstein) weggelassen werden. Professionelle Softwares können anhand von Verschattungssimulationen den möglichen Minderertrag durch Verschattung berechnen und bei der Entscheidung für die richtige Auslegung der Solaranlage behilflich sein. Sprechen Sie Ihren Installateur hierauf an.

3. Schattenmanagement

Um auch bei einem teilverschatteten Dach den optimalen Ertrag herauszuholen gibt es mehrere Möglichkeiten:
 

  • Handelsübliche Halbzellen-Module eignen sich besonders gut für teilweise beschattete Dächer, da durch die mittige Modulteilung bei Verschattung nur ein Teilbereich des Moduls ausfällt. Die meisten Module werden heutzutage standardmäßig als Halbzellen-Variante gefertigt.
  • Eine sinnvolle Verschaltung der Module in unterschiedliche Strings kann bei einfachen Verschattungssituationen die Ertragseinbußen bereits abmindern. Viele Wechselrichter bieten zudem ein integriertes Schattenmanagement an. Falls mehrere MPP (Multiple Power Point)-Tracker vorhanden sind, kann der Ertrag besser optimiert werden.
  • Moduloptimierer sind zusätzliche elektronische Bauteile, die dafür sorgen, dass jedes Modul bei unterschiedlichen Einstrahlungen in seinem eigenen Optimum arbeitet. Bei ganzflächigen Verschattungen bringen sie keinen großen Vorteil - im Gegenteil, verbrauchen sie dann u. U. sogar mehr Strom für ihren Betrieb, als sie zusätzlich bereitstellen. Das Anbringen am Modul in der Witterung kann sich negativ auf die Lebensdauer auswirken. Die Verwendung von Optimierern sollte also gut kalkuliert werden.
  • Für komplexe Verschattungen kann die Anlage auch mit Modulwechselrichtern ausgelegt werden. Ähnlich wie bei Optimieren sorgen diese dafür, dass jedes Modul in seinem eigenen Optimum arbeitet. Hierbei entfällt der zentrale String-Wechselrichter, was Kosten sparen kann. Der Verkabelungsaufwand wird jedoch größer und der Betrieb einer Batterie ist nur über ein AC-gekoppeltes System möglich. Mehr dazu unter “Batterie / Speicher”.

Tipp: Packt die Dächer voll!
Sollten Sie unterschiedliche Flächen zur Auswahl haben, sollten Sie mit der am meisten sonnenbeschienenen Seite beginnen. Oftmals ist es aus finanzieller Sicht jedoch ratsam, direkt das ganze Dach zu belegen – so können Sie gegenüber mehreren Einzelinstallationen Geld sparen. Wie Sie den möglichen Ertrag Ihres Daches ermitteln können, erläutern wir im Beitrag “Ertragsabschätzung”.

4. Statik - trägt mein Dach das?

Eine 1 kWp-Anlage bringt mindestens 50 kg auf die Waage, der Dachstuhl sollte also noch intakt sein, um die zusätzlichen Lasten tragen zu können. In den seltensten Fällen ist jedoch das Dach statisch nicht geeignet. Bei einem Altbau mit unsaniertem Dach kann es sinnvoll sein, vorerst Statiker:innen  die mögliche Dachlast überprüfen zu lassen. Sollte eine Dachsanierung anstehen, lohnt es sich, diese mit der Installation einer Solaranlage zu verbinden. Zwar ist auch ein zwischenzeitliches Ab- und Wiederaufbauen der Anlage möglich, macht aber zusätzliche Arbeit und kostet Geld. Überlegen Sie bereits vor der Beauftragung Ihrer Solaranlage, ob Sie noch weitere Arbeiten wie Dämmung oder Sanierung an Ihrem Dach durchführen lassen möchten. Die meisten Häuser haben aber einen intakten Dachstuhl, der für die Installation einer Solaranlage bestens geeignet ist. Ein weiterer Vorteil: Die Solaranlage bietet einen natürlichen Schutz vor  Witterungseinflüssen und hat im Sommer durch ihren Schattenwurf einen kühlenden Effekt im Dachgeschoss.

5. Verschattung durch Nachbars Bäume

Bäume sind multifunktional, denn sie sind wichtige Sauerstofflieferanten, bieten Lebensraum für Tiere und Pflanzen und leisten einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Denn je nach Art und Größe können sie im Laufe ihres Lebens mehrere Tonnen CO₂ speichern. Dennoch kann ein Baum zum Ärgernis werden, wenn durch bestehende oder neu hinzukommende Anpflanzungen Solarmodule verschattet werden. Auch, wenn nur ein kleiner Teil der Solaranlage im Schatten liegt, können signifikante Mindereinnahmen die Folge sein. Jeder Investor ist also gut beraten, schon vor der Installation der Solaranlage genau das Umfeld anzuschauen. Junge Anpflanzungen auf dem Nachbargrundstück können je nach Wuchsgeschwindigkeit recht rasch zu stattlichen Bäumen heranwachsen. Dabei hat sich der Nachbar an das geltende Baurecht des Bundeslandes und der Kommune zu halten. Wenn größere Bäume ohne den festgelegten Mindestabstand zur Grundstücksgrenze gepflanzt wurden, kann ein Rückschnitt verlangt werden. In NRW gilt z.B. für die meisten Baumarten ein Grenzabstand von zwei Metern und bei besonders stark wachsenden Bäumen (z.B. Eichen oder Platanen) von bis zu vier Metern.

6. Alternativen zu Solaranlagen auf Dächern

Falls Ihr Dach wegen starker Verschattung oder aus statischen Gründen nicht zur Solarstromerzeugung geeignet sein sollte, gibt es eine Reihe an Alternativen, die für Sie von Interesse sein könnten. Ob Balkonsolaranlage oder Garten-PV – im Beitrag “Flächen (Dach / Fassade / Freifläche etc)” geben wir Ihnen einen Überblick über alternative Möglichkeiten.