Editorial zu Solarbrief 4/03 mit Kommentar zum Solarstrom-Vorschaltgesetz
der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) hat zum Jahresende 2003 in seiner Satzung die Interessenvertretung der dezentralen Solarstromeinspeiser als weiteres Vereinsziel verankert. Dieser Schritt war seit langem fällig. Im Spannungsfeld zwischen den unterschiedlichen Interessen der Solarindustrie, des Solarhandwerks und der PV-Anlagenbetreiber sind die Interessen der PV-Anlagenbetreiber am besten mit den Zielen unseres Vereins, eines Umweltvereins zur Deckung zu bringen: Es werden umsomehr Anlagen errichtet, je besser die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen die Bedürfnisse der PV-Einspeiser berücksichtigen. Dass diese nicht unbedingt und immer mit den Interessen der Solarindustrie (Bundesverband Solarindustrie - BSI) oder des Solarhandwerks (Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft - UVS) übereinstimmen, ist selbstverständlich und zeigt sich z. B. auch bei der unterschiedlichen Beurteilung des Solarstrom-Vorschaltgesetzes.
Das Solarstrom-Vorschaltgesetz wird am 01.01.2004 in Kraft treten. Damit geht für das Solarhandwerk eine Phase schlimmer Depression zu Ende, und wir hoffen, dass die neuen Aufträge für möglichst viele Betriebe noch rechtzeitig kommen. Die Abschaffung des bisher bestehenden 1000 MW-Deckels und die Zustimmung von CDU/CSU gewähren eine höhere Rechts- und Planungssicherheit, was bei der Kundenwerbung, bei der notwendigen Kapitalbeschaffung sowie auch bei der noch anstehenden Novellierung der übrigen EEG-Paragraphen außerordentlich hilfreich sein wird. Angesichts der massiven Gegnerschaft von Wirtschaftsminister Clement und der Stromwirtschaftslobby wäre kaum ein besseres, sehr leicht aber ein schlechteres Ergebnis möglich gewesen. Darüber besteht Einigkeit in der Solarszene.
Mehrfach schon sind wir deshalb gefragt worden, warum sich der Solarenergie-Förderverein Deutschland und einige Solarinitiativen dem allgemeinen Jubel über die Verbesserung der Solarstromvergütung nicht anschließen. Verschiedene Organisationen haben immerhin im Zusammenhang mit der Verbesserung der Einspeisevergütung jährliche Wachstumsraten der PV von über 10 Prozent vorhergesagt. Greenpeace schwärmt sogar von über 30 Prozent.
Ein PV-Wachstum der genannten Größenordnung ist aus Sicht des Klimaschutzes jedoch überhaupt kein Grund zum Schwärmen. Die Photovoltaik deckt zur Zeit nur 0,1 Prozent des deutschen Strombedarfs, sie muss jedoch in wenigen Jahren dreihundertmal so viel bringen. Dazu wäre ein Jahreswachstum der Produktion von weit über 100 Prozent notwendig, ähnlich wie bei Taschenrechner, PC und Handy. Alle drei haben etwa gleichzeitig mit der PV ihre Ausbreitung begonnen und sind inzwischen in jedem Haushalt zu finden. Die PV hingegen hat mal gerade erst jeden dreihundertsten Haushalt erreicht.
Einigkeit besteht darüber, dass eine höhere Einspeisevergütung zu einem höheren Wachstum führt. Doch die neue PV-Vergütung ist nicht auf einen PV-Boom ausgelegt. Ohne Vorwurf gegenüber den Bundestagsabgeordneten, die sich sicher aus aller Kraft bemüht haben, das Bestmögliche für die Photovoltaik herauszuholen und denen angesichts der Widerstände aus den eigenen Reihen die Hände weitgehend gebunden waren, stellen wir Folgendes fest:
Die Staffelung der Vergütung in drei Stufen und die kleinkarierte überflüssige Differenzierung zwischen den Vergütungssätzen für gebäudegebundene Anlagen zeigt die Absicht, zukünftigen Betreibern gerade so viel - und auf keinen Fall mehr - zukommen zu lassen, dass sie nur eine bescheidene Verzinsung ihres Eigenkapitals erhalten. Alle Vergütungssätze liegen weit unter der für einen Solarboom notwendigen Vergütungshöhe von 80 Cent/kWh. Dennoch empfehlen wir unseren Mitgliedern und Freunden den Bau einer PV-Anlage. So problemlos einfach waren die Förderbedingungen noch nie! Anlagenbetreiber mit genügend Eigenkapital können jetzt bei günstigem Einkauf, bei günstiger Dachausrichtung und bei störungsfreiem Betrieb eine bescheidene Rendite erwirtschaften. Diese liegt aber immer noch weit unter den Gewinnsätzen, die in der Wirtschaft als selbstverständlich angesehenen werden. Für den potenziellen Anlagenbetreiber wäre es lukrativer, sein Geld auf der Bank anzulegen oder in Aktien z. B. eines Stromkonzerns zu investieren als in seine eigene PV-Anlage. Wer sich für eine PV-Anlage entscheidet, gehört also weiterhin zu den Idealisten!
Wir gehen von einem leichten Preisanstieg in den nächsten Monaten aus. Der bisweilen gehörten Aufforderung an Hersteller und Installateure, nun aber endlich die Preise zu senken, schließen wir uns nicht an. Wir empfinden sie im Gegenteil als unprofessionell und zudem fast als zynisch. Die geringe Vergütung lässt den Installationsbetrieben ohnehin keinen größeren Spielraum bei der Preisgestaltung. Seit Jahren fehlen ihnen die finanziellen Mittel für eine Modernisierung der Produkte und Verfahren, für eine Schulung ihres Personals sowie zur Abdeckung von Gewährleistungsfällen. An eine Entwicklung neuer Produkte, gar an firmeneigene Forschung oder Entwicklung war und ist so kaum zu denken.
Wer jetzt Preissenkungen einfordert, verwechselt Ursache und Wirkung: Niedrige Preise sind nicht die Ursache einer Massenproduktion, sondern werden auf längere Sicht ihre Folge sein.
Warum bei Beginn einer verbesserten Einspeisevergütung die Preise sogar steigen - und auch steigen müssen, erläutere ich in einem gesonderten Artikel
Mit freundlichen Grüßen
Wolf von Fabeck