Zur rascheren Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien gilt es, den Anteil der Photovoltaik, den PV-Markt, rascher auszuweiten als bisher. Dazu fordert der SFV eine Erhöhung der Solarstrom-Einspeisevergütung auf einen Wert, der den Akteuren zuverlässige Gewinne ermöglicht. Erst wenn ein solcher Anfangsstand gegeben ist, soll von Jahr zu Jahr die Vergütung für Neuanlagen um 5 Prozent reduziert werden.

Diese alte Forderung des SFV wurde nie konsequent umgesetzt. Selbst einige Freunde der Photovoltaik befürchteten nämlich, dass bei einer "zu hohen" Anfangsvergütung die Geldmittel nicht vollständig zum weiteren Ausbau der Solarstromerzeugung eingesetzt würden. Siliziumproduzenten, Modul- und Wechselrichterhersteller, Händler und Installateure würden sich vielmehr "goldene Nasen" verdienen, ohne eine entsprechende Gegenleistung zu erbringen. Diese Befürchtung soll im folgenden ausgeräumt werden. Es soll auch gezeigt werden, welche Fehler bei einer solchen forcierten Marktausweitung vermieden werden müssen, damit der befürchtete "Goldene-Nasen-Effekt" nicht eintritt.

Als erstes soll dazu die Frage beantwortet werden, auf Grund welcher Ursache-Wirkungsbeziehungen eine höhere Einspeisevergütung überhaupt zu einem Absinken der Preise führt:
Die Wirkungskette einer erhöhten Einspeisevergütung

1. Die Initialzündung

2. Nachfrage und Preise steigen

3. Ausweitung der Kapazitäten

4. Senkung der Herstellungskosten

5. Senkung der Marktpreise erst im letzten Wirkungsschritt

Wie wir sehen, steht die Preissenkung erst am Schluss. Offenbar ist es also ein Fehler, gleich zu Beginn der Wirkungskette auf niedrige Preise zu drängen, vielleicht sogar nur eine geringe Anfangsvergütung oder eine zu starke Reduktion der Vergütung festzulegen. So kann das wichtige Preissignal nicht entstehen, aufgrund dessen die Produktion ausgeweitet werden wird, und aufgrund dessen sogar neue Akteure in das Geschäft einsteigen.
Man kann es - mit gleichem Endergebnis - auch so betrachten: Wer die Anfangsvergütung zu knapp bemisst, versagt den Produktions- und Installationsbetrieben die finanziellen Grundlagen für eine Ausweitung und Verbesserung der Produktion.

Wir brauchen deshalb eine hohe Anfangsvergütung.

Überhitzung?

Ein Argument, mit dem wir uns nun auseinandersetzen wollen, ist die Behauptung, dass eine zu hohe Anfangsvergütung nur zu den berüchtigten "goldenen Nasen" bei Betreibern, Installateuren, Händlern und Herstellern führt. Sie alle würden ihre Preise erhöhen, dafür aber keine Gegenleistung erbringen, nicht einmal ihre Technik verbessern, da ihnen die wenigen verfügbaren Solaranlagen geradezu aus der Hand gerissen werden. Der eigentliche Engpass bestünde nur beim Solarsilizium; dort seien höhere Gewinne berechtigt, da dort die Kapazitäten dringend erweitert werden müssten. Dies brauche aber Zeit. Alle übrigen Teilnehmer an der Produktionskette brauchten bis dahin ihre Kapazitäten nicht auszubauen. Für sie seien solche Mehreinnahmen deshalb völlig fehl am Platz. Eine höhere Einspeisevergütung würde nur zu einer Überhitzung des Marktes führen.

Dieses Argument ist weit verbreitet, ist jedoch im wesentlichen falsch. Bei genauerem Hinsehen stellt sich heraus, dass zwar alle Teilnehmer der Produktionskette ihre Preise erhöhen,; die meisten geben jedoch nur die erhöhten Preise der Vorprodukte weiter. Höhere Gewinne können nur bei denjenigen Produktionsschritten realisiert werden, in denen ein Engpass herrscht. Bei den übrigen Produktionsschritten wird jede darüber hinausgehende Preiserhöhung durch die gegenseitige Konkurrenz verhindert.

Betrachten wir dazu konkret die verschiedenen Stufen:

Auf dieser Stufe könnten also die schon im Markt befindlichen Solarzellen- oder Modulhersteller größere Preiserhöhungen durchsetzen.
Doch halt, da gibt es den internationalen Markt, der gerne Solarzellen und Module liefern wird, wenn in Deutschland die Preise dafür auch nur ein klein bisschen ansteigen. Glücklicherweise gibt es ja nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Zellen- und Modulhersteller. Eine wesentliche Gewinnmitnahme ist deshalb selbst auf der Stufe der Modulhersteller nicht zu befürchten.

Früher wurde das Silizium für Solarmodule ausschließlich vom Computerchip-Silizium abgezweigt. Der hohe Reinheitsgrad des Computer-Siliziums wäre für Solarzellen eigentlich nicht nötig, aber die Errichtung spezieller Solarsiliziumfabriken, in der billigeres Solarsilizium mit einem geringeren Reinheitsgrad hergestellt wird, verlangt große Investitionen. Zwar werden derzeit einige Produktionsstätten für Solarsilizium errichtet, doch auch ihre Kapazität wird für das erforderliche Ausbautempo der Solarenergie nicht ausreichen. Der Grund: Investitionen in dem hier erforderlichen Ausmaß erfolgen erst, wenn die Kapitalgeber überzeugt sind, dass sie sich auch auf lange Sicht bezahlt machen. Selbst eine Firma wie die Bayer AG hat vor wenigen Jahren die absehbare Chance auf dem Solarsiliziummarkt nicht genutzt und lieber ihre Patente in diesem Spezialgebiet verkauft.

Schlussfolgerung

Wenn aufgrund der politischen Verhältnisse eine auf lange Sicht nachhaltige Ausweitung der Technik erwartet wird, werden die Gewinne genau dort investiert, wo der Engpass liegt. Wichtig ist deshalb nicht nur eine deutliche Anhebung der Solarstromvergütung sondern auch ein Klima politischen Vertrauens in ihre Stetigkeit.