Worum ging es in dem Artikel des SFV?
Der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) sieht den Ökostromhandel als ungeeignete Maßnahme an, den Umstieg auf die Erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Vielmehr sieht der SFV einen bedenklichen Widerspruch des Ökostromhandelsprinzips zum Prinzip des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).
Das EEG in seiner Idealform geht von der ordnungspolitischen Vorstellung aus, dass jeder Stromverbraucher entsprechend seiner Verbrauchsmenge verpflichtend seinen Beitrag zur Umstellung auf Erneuerbare Energien leistet.
Der Ökostromhandel in seiner Idealform geht hingegen von der liberalen Vorstellung aus, dass nur diejenigen Stromkunden freiwillig Geld für den Umbau der Energieversorgung leisten, denen die Umstellung der Energieversorgung ein Herzensanliegen ist.
Einer der zahlreichen Einwände des SFV gegen den Ökostromhandel ist die Tatsache, dass Stromkunden aus technischen Gründen weder die genaue Herkunft des ihnen gelieferten Stroms, noch den Geldfluss der von ihnen gezahlten Stromgebühren nachkontrollieren können. So ist es z.B. denkbar, dass ein Stadtwerk Wasserkraftstrom aus Norwegen kauft, während die Stromkunden rund um das norwegische Wasserkraftwerk mit Atomstrom aus Schweden versorgt werden - möglicherweise sogar, ohne dass es ihnen bewusst wird.
Die Tatsache, dass der Ökostromkunde nicht nachprüfen kann, woher sein Strom kommt, und insbesondere, wohin sein Geld fließt, wird auch von den Ökostrombefürwortern eingeräumt. Es haben sich deshalb einige Zertifizierungsvereine gebildet, die den Ökostromkunden anbieten, die Vertrauenswürdigkeit der Ökostromhändler zu überprüfen. Sogar der TÜV, der gegen entsprechende Gebühren von A bis Z, vom Atomkraftwerk bis zur Zugmaschine, alles prüft, an dessen bestimmungsgemäßer Funktionsweise Zweifel bestehen könnten, beteiligt sich an solchen "Zertifizierungen".
Der SFV legt Wert auf die Feststellung, dass er keinem der "Zertifizierer" bewusste Täuschung unterstellt, dass er aber eine Kontrolle aus vielerlei Gründen für unmöglich hält.
Der Zertifizierungsverein Grüner Strom Label e.V. hat zum Beispiel im Jahr 2000 das Ökostromprodukt der Stadtwerke Bielefeld mit einem Label zertifiziert, obwohl die Stadtwerke Bielefeld einen Anteil von 16,5 Prozent am Atomkraftwerk Grohnde hielten. Die Atomkraftwerksbeteiligung und die Zertifizierung bestehen auch heute noch, bereits seit 10 Jahren! Und in der gesamten Zeitspanne haben möglicherweise Menschen im Vertrauen auf den GSL e.V. Ökostrom bei den Stadtwerken Bielefeld gekauft, von denen sie nicht wussten, dass sie Anteile an einem Atomkraftwerk halten. Diese Menschen fühlen sich vermutlich getäuscht, von wem auch immer.
Der SFV hat bereits im Jahr 2001 in gleichlautenden Schreiben an alle drei damaligen Vorstandsmitglieder des GSL e.V. auf das Problem aufmerksam gemacht.
Es folgt die Stellungnahme des Grüner Strom Label e.V.
Auszug aus dem Artikel des Solarfördervereins:
Besonderes Ansehen genießt der Zertifizierungsverein Grüner Strom Label e.V., denn Träger dieses Vereins sind
BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
EUROSOLAR
NABU, Naturschutzbund Deutschland e.V.
DNR, Deutscher Naturschutzring
IPPNW, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges
Die VERBRAUCHER INITIATIVE e.V.
NaturwissenschaftlerInnen-Initiative e.V.
Doch selbst dieser Verein kann nicht vor Täuschung bewahren. So zertifiziert z.B. der Grüner Strom Label e.V. die Stromsorte EnerBest Strom Green der Stadtwerke Bielefeld als Ökostrom, obwohl die Stadtwerke Bielefeld einen Anteil von 16,5 Prozent am Atomkraftwerk Grohnde halten.
(Der IPPNW hat zugesagt, nach diesem Täuschungsversuch die weitere Trägerschaft des Grüner Strom Label e.V. zu überprüfen.)
Kompletter Artikel unter:
http://sfv.de/artikel/oekostromhandel_bringt_die_energiewende_nicht_voran_-_ein_blick_hinter_die_kulis.htm
Stellungnahme: Zertifizierung wird überprüft
In dem auf der Website und im Newsletter verbreiteten Artikel Ökostromhandel bringt die Energiewende nicht voran - Ein Blick hinter die Kulissen unterstellt der Solarförderverein Deutschland e.V. dem Grüner Strom Label e.V. (GSL), Verbraucher zu täuschen, indem das Produkt EnerBest Strom Green der Stadtwerke Bielefeld zertifiziert wurde, obwohl diese am Atomkraftwerk Grohnde beteiligt sind. Der GSL e.V. nimmt zu diesem massiven Vorwurf, zu dem er vom SFV vor der Veröffentlichung leider nicht befragt wurde, Stellung:
Das Grüner Strom Label wird für Ökostromprodukte vergeben, die nachweislich zum Ausbau erneuerbarer Energien beitragen. Unternehmen, die direkt an Atomkraftwerken beteiligt sind, erhalten das Label nicht. Die Stadtwerke Bielefeld sind der einzige, historisch bedingte Ausnahmefall. Sie haben das Grüner Strom Label allerdings nicht direkt erhalten, sondern als Teil der über die Arbeitsgemeinschaft sparsame Energie- und Wasserverwendung im VKU (ASEW) zertifizierten Produktgemeinschaft von mehr als 60 Stadtwerken. Dies ist ein formaler Unterschied, gleichwohl gelten unsere strengen Kriterien auch hier. Die Stadtwerke Bielefeld erhalten seit 2000 das Grüner Strom Label für ihr Ökostromprodukt. Im Hinblick auf den damaligen Ausstiegsbeschluss der rot-grünen Bundesregierung wurde trotz der Grohnde-Beteiligung diese Ausnahme gemacht, weil das Unternehmen insgesamt eine auf Nachhaltigkeit und Ausbau der Erneuerbaren Energien ausgerichtete Unternehmenspolitik verfolgte. Anfang 2011 also noch vor der Atomkatastrophe in Fukushima und vor der Veröffentlichung des SFV hat der GSL e.V. Gespräche mit den Stadtwerken Bielefeld aufgenommen, um die Unternehmenspolitik und damit die Grundlage der Zertifizierung auf den Prüfstand zu stellen. Hierbei spielt deren Beteiligung von 16,7 Prozent am Atomkraftwerk Grohnde eine Ausschlag gebende Rolle.
Der GSL e.V. geht mit der Zertifizierung des Produkts EnerBest Strom Green seit jeher transparent um. Der Vorwurf eines Täuschungsversuchs ist vor diesem Hintergrund ungerechtfertigt und überzogen. Der GSL e.V. hat gegenüber der Öffentlichkeit weder falsche Versprechen abgegeben noch Tatsachen vorsätzlich verschleiert. Diese Maxime der Transparenz werden wir nach wie vor beibehalten.
Bonn, den 29.06.2011
Rosa Hemmers, Vorsitzende Grüner Strom Label e.V.