Solare Autonomie durch Vertrauen auf die eigene Kraft
Unser Gastautor Christfried Lenz vertritt in seinem Gastbeitrag die Überzeugung, dass es fatal wäre, bei der Energiewende auf den Staat zu warten. Die Menschen müssten sie selbst i...
Wenn wir beim Klimaschutz auf die Politik warten, dann haben wir schon verloren. So denken viele und versuchen, ihren eigenen Lebensstil nach ethischen Kriterien zu gestalten. Im Hinblick auf das Klima heißt das z.B.: den Stromanbieter und die Bank so wählen, dass fossile Brennstoffe draußen bleiben. Weniger Fleisch und Tierprodukte essen. Beim Mobilitätsverhalten weitgehend auf Autofahrten und Flugreisen verzichten. Das Haus dämmen und sich eine Wärmepumpe und eine PV-Anlage zulegen.
Anders als bei anderen Handlungsfeldern, sind klimafreundliche Konsumentscheidungen oft schnell und direkt umsetzbar. Entgegen manchen Befürchtungen stellen sie am Ende meist kein Opfer dar, sondern erhöhen sogar oft die Lebensqualität. Spätestens, wenn wir uns einmal daran gewöhnt haben. Und es stimmt ja, dass wir alle auch eine persönliche Verantwortung dafür tragen, die Bewohnbarkeit des Planeten nicht zu verspielen. Hier einen Beitrag zu leisten fühlt sich richtig gut an. Dabei ist es völlig normal, wenn der Anfang eines Veränderungsprozesses von Einzelnen angestoßen wird. Ohne Pioniere gäbe es heute keine Ökostromanbieter, keine alternativen Banken und keine erschwinglichen Solaranlagen.
Ein weiterer Vorteil: Wenn wir richtige Schritte gehen, wirkt das auch inspirierend auf andere, z.B. unsere Nachbar:innen. Das ist die Idee der „Packsdrauf“-Initiative (siehe S.73), die der SFV dieses Jahr gestartet hat: Das gute Beispiel als Anreiz zur Nachahmung einzusetzen.
Aber: die eigene PV-Anlage oder das neue e-Auto legitimieren natürlich keinen ausufernden Stromverbrauch oder unnötigen Konsum an anderer Stelle. Für das Klima gilt: Konsumreduktion ist die hilfreichste Konsumentscheidung.
Nachhaltig zu konsumieren benötigt oft Zeit, Geld und Disziplin - man muss viel recherchieren und die Alternativen zum “normalen” Lebensstil erst mal finden. Vielen Menschen fehlen dafür schlicht die Ressourcen. Vor allem fehlt es an Geld, denn oft muss man erst mal beträchtliche Summen investieren, bevor man dann sparen kann. Das klassische Beispiel ist die Energieeffizienz, wenn ein neuer Kühlschrank angeschafft werden muss. Oder eben die eigene PV-Anlage oder die Wärmepumpe. Dabei muss betont werden, dass die Menschen, denen es an Geld für solche nachhaltigen Produkte fehlt, einen wesentlich geringeren CO₂-Fußabdruck haben als Menschen mit hohem Einkommen.
Darüber hinaus kann man diesen Ansatz dahingehend kritisieren, dass er den Staat aus seiner Verantwortung entlässt, das Klima auf gerechte Weise zu schützen. Ein gesamtgesellschaftliches Problem wird auf individuelle Entscheidungen reduziert. Dabei ist unser CO₂-Fußabdruck schon durch unsere Teilnahme am öffentlichen Leben viel zu groß. Das ist auf individueller Ebene kaum zu ändern.
Fazit:
Ein möglichst klimagerechtes persönliches Verhalten ist auf jeden Fall sinnvoll. Wir sollten aber den Trugschluss vermeiden, dass wir damit schon genug getan hätten und die Hände in den Schoß legen könnten.
Ergänzung:
Bei vielen als nachhaltig deklarierten Produkten ist es durch die komplexe Produktion unserer Güter kaum kontrollierbar, wie nachhaltig das Produkt wirklich für das Klima ist. Es fehlen Kontrollinstanzen und verlässliche Daten entlang der gesamten Produktionsketten. Es kann zum Beispiel sein, dass für das Feld für Bio-Gemüse zuvor ein Wald abgeholzt wurde.
Andererseits gibt es auch Fälle, die zweifelsfrei besser für das Klima sind: zum Beispiel, wenn wir statt ein Auto zu benutzen, Fahrrad fahren.