Update: Aus Ahrtal wird SolAHRtal
Praxisregion für 100% Erneuerbare Energien bis 2030?! Wir berichteten im Solarbrief 03/2021 ausführlich über „Aus Ahrtal wird SolAHRtal“, über Chancen und Hemmnisse der Gestaltung einer Modellregion mit Erneuerbaren Energien (EE-Modellregion) im Kreis Ahrweiler [1]. Seitdem ist sehr viel geschehen. Daher folgt hier ein sehr kurzes Update.
― Rainer Doemen
Was ist in den letzten Wochen zu "Aus Ahrtal wird SolAHRtal" passiert?
- Eine große sog. Koordinierungsgruppe mit über 40 Mitmacher*innen begann auf der Basis eines deutschlandweit einzigartigen Beschlusses aller Fraktionen im Kreis- und Umweltausschuss [2], in projektähnlicher Arbeitsweise den Projekt-Vorschlag „Nachhaltiger Wiederaufbau und Nutzung regenerativer Energien im Kreis Ahrweiler“ zu fertigen.
- Der endgültig abgestimmte Projekt-Vorschlag wurde am 09. Mai 2022 an fast alle Entscheider:innen im Kreisgebiet gesandt mit der Bitte um Umsetzung [3].
- Der Projekt-Vorschlag stößt bundesweit auf eine sehr hohe Aufmerksamkeit. So hat z. B. Frau Prof. Claudia Kemfert eine Präambel zum Projekt-Vorschlag erstellt (siehe folgende Seite).
Wo hakt es noch?
Auch nach über 8 Monaten fachlich versierter und qualitativ hochwertiger ehrenamtlicher Arbeit der Projektgruppen-Mitglieder ist es noch vollkommen offen, wie mit dem „wohl schmeckenden, reichhaltigen Buffet“ – Projekt-Vorschlag politisch und verwaltungsseitig umgegangen wird. Daher drängen sich bei unseren hoch engagierten Fachleuten Fragen auf:
- Müssten nicht längst Bundesregierung, Rheinland-Pfälzische Landesregierung im engen Austausch mit der neuen Landrätin des Kreises Ahrweiler wirksame und Erfolg versprechende Wege zu einer EE-Modellregion gegangen sein?
- Sind unsere Landkreise, Städte und (Verbands-)Gemeinden hinreichend vorbereitet, ausreichend geschult, personell angemessen ausgestattet, handlungswillig und -fähig, um die größte Aufgabe und Herausforderung der Menschheit planvoll, zielbezogen, schnellstmöglich und gemeinsam mit relevanten Akteur:innen umzusetzen?
Wir hoffen, dass fachlich versierte Beschäftigte in Verwaltungen und Regierungen sowie Politiker:innen über hierarchische Ebenen hinweg die Umsetzung des köstlichen Buffets probieren und somit den Projekt-Vorschlag „Nachhaltiger Wiederaufbau und Nutzung regenerativer Energien im Kreis Ahrweiler“ in die Phase der Umsetzung befördern.
Siehe auch: Artikel von Urban Weber
― Claudia Kemfert
Präambel - Ahrtal? SolAHRtal!
Die SolAHRtal-Initiative möchte mit ihrem Projektvorschlag "Nachhaltiger Wiederaufbau und Nutzung regenerativer Energien im Kreis Ahrweiler" modellhaft vormachen, wie eine integrierte kommunale Infrastrukturplanung funktionieren kann. Die Erneuerbaren Energien – insbesondere die Sonnen- und die Windenergie in Kombination mit Biomasse – sollen für eine erneuerbare Stromversorgung bedarfsdeckend ausgebaut, durch ein virtuelles Kraftwerk verknüpft und überwiegend lokal genutzt werden. Es soll darüber hinaus unter Berücksichtigung lokaler Gegebenheiten eine erneuerbare Wärmeversorgung sichergestellt werden: durch Wärmenetze oder durch Wärmepumpen, auf Basis einer fachlich fundierten kommunalen Wärmeplanung.
Die Sektoren Strom und Wärme und eine – im Rahmen einer Mobilität der Zukunft – zunehmende Elektromobilität, müssen gemeinsam zukunftsfähig aufgestellt werden. Hier gibt es direkte technische Wechselwirkungen über das Stromnetz. Andererseits sind in diese Entwicklungen auch die Bürger:innen (Schaffung von Akzeptanz und Hebung von Mitmach-Effekten) und die kommunalen Ebenen einzubeziehen (z. B. in der Flächenplanung und der Vergabe von Konzessionen).
Diesen Prozess schnellstmöglich in einem Gesamtkonzept anzugehen und alle gesellschaftlichen Akteur*innen in erprobten kommunikativen und partizipativen Formaten einzubeziehen, ist Inhalt des Projektvorschlags und gleichzeitig die Aufgabe aller Kommunen in Deutschland im aktuellen Jahrzehnt. Allerdings gibt es für eine solch umfassende inhaltliche und zeitlich überlappende Herangehensweise keine Patentrezepte, weil jede Region ihre eigenen Anforderungen formulieren und ihren Umsetzungsfahrplan generieren muss.
Der gut ausgearbeitete Projektvorschlag der Initiative mit kompetenten Partnern fordert Bund, Land und Kreis gemeinsam. Nur mit einer fortlaufenden, zielorientierten und finanziellen Unterstützung des auf Kreisebene politisch gewollten Projektes sind die ambitionierten, klimawissenschaftlich begründeten Ziele umsetzbar.
Der Kreis Ahrweiler hat Großes im Bereich des Wiederaufbaus nach der Überflutungskatastrophe zu stemmen. Durch ein enges Zusammenwirken von Bundes- und Landesebene mit der Kreisverwaltung können personelle Entlastung und fachliche Unterstützung für den Kreis Ahrweiler gewährleistet werden. Wenn es den politischen Akteur*innen gelingt, auf dieser Basis einen gemeinsamen Willen und Weg zu vereinbaren, das Ahrtal zum SolAHRtal zu machen, kann ein solcher ganzheitlicher Neuanfang bei Planung und Umsetzung der Energieversorgung zum Vorbild für viele Kommunen in Deutschland werden.
Bild: © Google GeoBasis-DE/BKG (2009) Landsat / Copernicus DATA Sio, NOAA, U.S. Navy, NGA •
Quellen
- [1] Siehe auch Prof. Eberhard Waffenschmidt: https://www.sfv.de/aufbau-der-energieinfrastruktur-im-ahrtal-nur-100-erneuerbar; Rainer Doemen ((Mit)Initiator der SolAHRtal-Initiative): https://www.sfv.de/aus-ahrtal-wird-solahrtal.
- [2] Niederschrift der KuA-Sitzung vom 13.09.2021 unter TOP 1.
- [3] Siehe https://energiewende-2030.de/ahrtal-solartal/