Kritik am Solarbrief 1/99
Leserbrief von Christine Seer
Mit Spannung öffnete ich die Ausgabe 1/99 des Solarbrief, betitelt als „Sonderausgabe zur Durchleitungsdiskussion". Doch meine Erwartung, daß ich mir auf diesem Weg ein Bild über die verschiedenen Ökostrom-Anbieter und deren Konzepte und Ziele machen könnte, wurde bitter enttäuscht. Bei der Lektüre mußte ich leider feststellen, daß sich die HerausgeberInnen auf einseitige und unsachliche Weise mit der „Durchleitungs"-Thematik auseinandersetzten. Mir ist bewußt, daß es sich beim Solarbrief um eine Vereinszeitschrift handelt, die verständlicherweise in erster Linie die Interessen ihrer Mitglieder vertritt, doch die Sonderausgabe hat sich vor allem durch eine einseitige und polemische Darstellung des Themas „ausgezeichnet". Ich möchte dies anhand einiger Beispiele konkretisieren:
- Die Seiten 5 - 23 sind durchgängig mit „Durchleitung - ein Irrweg" überschrieben.
- Das Greenpeace-Konzept wird mit keinem Wort inhaltlich vorgestellt. Der Verfasser Jürgen Grahl unterstellt Greenpeace pure Vermarktungsabsichten in der Öffentlichkeit.
- Das fiktive „Verkaufsgespräch" (S. 12 und 13) ist Polemik pur und bedient sich platter Vorurteile [...]
- Arno Paulus ergeht sich in seinem Leserbrief in vagen Andeutungen, ohne an irgendeiner Stelle konkret zu werden. Offenbar sollten das nur Insider aus der Berliner Szene verstehen.
- Auf Seite 16 findet sich gleich ein zustimmender Beitrag von Siegfried Leittretter zu einem Artikel von Herrn von Fabeck (S. 10 und 11). Das halte ich für sehr unseriös, kann doch eine Reaktion auf einen Artikel erst in der nächsten Ausgabe erscheinen!
- Der einzige sachliche und objektive Beitrag stammt von Eva Spille.
Ich hätte mir als Leserin gerne selber eine Meinung zum Thema „Durchleitung" gebildet.
Lasst uns doch einfach in Ruhe arbeiten!
Leserbrief von Thomas Langner, Solartechnik Langner in Bochum
Die Ernsthaftigkeit, mit der Sie über die Fördersituation (100.000 Dächer-Programm, REN, Kulmulierung der beiden) berichten, ist meiner Meinung nach kontraproduktiv. Die Damen und Herren Politiker fühlen sich womöglich nach Lektüre des Solarbriefs in ihrem Tun bestätigt und quälen die Branche mit weiteren finanzmathematischen Rechenspielchen.
Das 100.000-Dächer-Programm ist ein Musterbeispiel für das Zusammenwirken von unkompetenten Verwaltungen und Politikern. Erschreckend finde ich die Selbstverständlichkeit, mit der ein an der Basis offensichtlich unbrauchbares Verfahren, das den Förderzweck völlig verfehlt, weiterhin schön geredet wird, bzw. ernsthaft diskutiert wird. Ich möchte Herrn Scheer, Herrn Fell, Frau Hustedt usw. zurufen „LASST UND DOCH EINFACH IN RUHE ARBEITEN!" Verschont uns, die armen Banken und nicht zuletzt unsere Kunden mit weltfremden Förderprogrammen, die keiner will.[...]
Für 10-30% der erwartenden Kosten (wieviel eigentlich genau?) zur Bank zu rennen und dem unwissenden Banker zu erklären, was für ein Kreditprogramm er ihnen verkaufen soll, um ein paar Wochen auf einen Bescheid zu warten, ist einfach nicht zumutbar. Ein Kunde möchte 20.000.- DM in ein neues Produkt investieren. Dafür erwartet jeder Kunde zu Recht, dass er nach einem Informationsgespräch über das Produkt - und nicht über die Finanzierung - zufrieden nach Hause geht und sich auf sein neues Produkt freuen kann. Statt dessen muß er sich durch den Förderdschungel kämpfen. Der Nachteil dieser Situation ist, dass jeder Interessent, der weiß, dass es eine Förderung gibt, auch nicht darauf verzichten will. Aber die Mühe ist es ihm auch nicht wert. Also lässt er die Finger lieber ganz davon.
Sicherlich ist eine Förderung der Solartechnik notwendig und sinnvoll. Aber bitte nicht so!
Neben allen anderen Peinlichkeiten, die die Bundesregierung sich zur Zeit genehmigt, hat das 100.000-Dächer-Programm den Spitzenplatz verdient.[...] Lieber Herr von Fabeck, arbeiten Sie weiter an der Durchsetzung der KV. Der Nachteil dieser Idee ist, dass sie zu einfach ist. Die Politiker müssen befürchten, überflüssig zu sein. Und wer will das schon.