Dieser Bericht soll unseren Mitgliedern Rechenschaft über die Arbeit von Vorstand und Mitarbeiter*innen im vergangenen Vereinsjahr geben. In der regulären Mitgliederversammlung am 16. November 2020 und in der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 24. April 2021 beschlossen unsere Mitglieder 12 Schwerpunkte für unsere Vereinsarbeit. 

  1. Das Klimaziel - Null Treibhausgas-Emissionen bis spätestens 2030: Erstellung einer Studie im Netzwerk mit Akteuren der Klimaschutzorganisationen, Öffentlichkeitsarbeit
  2. Klimaklage weiterführen
  3. Informationen an die Wählerinnen und Wähler zur Bundestagswahl 2021: Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen
  4. Klimaschutzgesetz 2.0, Bürgerenergie, dezentrale Energiewende: Der Vorstand wird sich im Rahmen dieses Schwerpunktes auch mit der PV-Pflicht für alle Neubauten sowie mit PV-Anlagen auf Kirchendächern beschäftigen
  5. Energiewenderechner erneuern
  6. Ü20-Anlagen - Weiterbetrieb sichern
  7. SFV-SMARD und Speicherförderung
  8. Bildungsarbeit - SFV-Akademie, Bildungsurlaub
  9. Weiterentwicklung unserer SFV-Homepage
  10. Verstopfung aller Erdgasbohrungen
  11. Rückholung von Klimagasen
  12. Vorbereitung der Solarparty-Kampagne 2022 / 2023 (Beschluss der außerordentlichen MV am 24.4.21)

Wir - der SFV-Vorstand, die Bundesgeschäftsstelle und die Infostellen haben im Rahmen unserer personellen und finanziellen Möglichkeiten an fast allen Schwerpunktthemen gearbeitet. Nicht alle Themen konnten umfassend behandelt, analysiert und öffentlichkeitswirksam nach außen getragen werden. Wir bitten schon hier die Mitgliederversammlung darum, bei der Bestimmung der Zielsetzungen für das kommende Vereinsjahr 2021/2022 die personellen Möglichkeiten zur Realisierung im Blick zu behalten.

Im Folgenden wollen wir zu den einzelnen Punkten kurz darlegen, welche Zielsetzungen und Schwerpunkte verfolgt wurden sowie welche Erfolge und Zwischenergebnisse erzielt werden konnten.

Rechenschaftsbericht

 

1. Das Klimaziel: Null Treibhausgas-Emissionen bis spätestens 2030

 

Die menschengemachte Klimakrise ist und bleibt die größte globale Herausforderung unserer Zeit, deren Bewältigung eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung darstellt. Die weltweit nahezu deckungsgleichen Analysen der Klimaforschung, erneut bestätigt durch den Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarates, bestätigen die Dringlichkeit zum Handeln. Wir tragen eine generationenübergreifende Verantwortung und dürfen keine Zeit mehr verlieren. Ziel muss es sein, den Energie-, Wärme/Kälte-, Verkehrs- und Industriebereich sowie die Landwirtschaft umfassend zu dekarbonisieren und auf Erneuerbare Energien umzustellen.

Eigentlich müssten wir in Deutschland und weltweit sofort alle fossilen Kraftwerke abschalten und alle Emissionen von Treibhausgasen auf NULL zurückfahren, denn die Klimaerhitzung und die katastrophalen Schadensereignisse erlauben es uns nicht mehr, Treibhausgase zu emittieren. Wir haben kein Treibhausgasbudget mehr. Jede zusätzliche Tonne Kohlendioxid, Methan, Lachgas und fluorierter Treibhausgase ist zu viel.

Ein sofortiger Stopp aller klimaschädlicher Emissionen ist technisch nicht möglich und würde zum wirtschaftlichen Zusammenbruch führen. Somit ist die Forderung nach 100% Erneuerbare Energien bis spätestens 2030 zwar nur ein Kompromiss, birgt aber die Möglichkeit, gemeinsam mit intensivierten Anstrengungen zur Rückholung von Klimagasen (siehe Schwerpunkt 11.) die weitere Erderhitzung zu stoppen. Mit großem Engagement und Nachdruck haben wir unserer Bundestagswahlkampagne den Leitsatz “100 Prozent Erneuerbare Energien bis 2030” vorangestellt. Über Details werden wir in Schwerpunkt 3. Bericht erstatten.

Wir haben uns mit über 20 Organisationen am Runden Tisch Erneuerbare Energien (RT EE) zusammengeschlossen, um gemeinsam eine schnellstmögliche Energiewende bis spätestens 2030 voranzubringen. Zum RT EE zählen neben dem SFV Organisationen wie das Bündnis Bürgerenergie e.V., die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V., die Europaeische Energiewende Community e.V., der Bund der Energieverbraucher e.V., die Energy Watch Group, Eurosolar e.V., Germanzero e.V., Parents for Future Deutschland, Mitglieder der Scientist for Future und zahlreiche nationale und lokale Initiativen. Wir treffen uns monatlich und erarbeiten gemeinsame Forderungen, Arbeitspapiere, Argumentationshilfen und Presseerklärungen. Wir haben drei gemeinsame Arbeitspapiere zu einer neuen Energiegesetzgebung sowie zur Wärme- und Verkehrswende erarbeitet. Diese haben wir bewusst sehr kurz gefasst, damit sie vom nächsten Gesetzgeber / Verwaltung schnell als Leitlinien des administrativen Handelns verinnerlicht werden können.

Im September beschlossen zahlreiche Organisationen des RT EE ein gemeinsames Impulskonzept, in dem der Erneuerbare Wiederaufbau des von der Hochwasserkatastrophe stark betroffenen Ahrtals beschrieben wird. Das Konzept trägt den Titel “Vom Ahrtal zum Solartal”. Der SFV hat maßgeblich daran mitgearbeitet. Auch bei der praktischen Einführung von Erneuerbaren Energien beim Wiederaufbau im Ahrtal ist der SFV beratend an Bord.

In einer Kurzstudie haben wir berechnet, wie ein preisoptimierter Pfad für die Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien bis 2030 aussehen  kann. In einem Szenario haben wir beschrieben, dass ein Mix aus z.B. 570 GW Photovoltaik und 500 GW Windenergie (onshore und offshore) und einem Langzeitspeicher von etwa 240 TWh geeignet wäre, Deutschland vollständig mit Erneuerbaren versorgen. Die Windkraftleistung muss also etwa zehnfach größer werden. Da moderne Windräder viel mehr leisten als ältere, wird der Flächenbedarf aber um einen deutlich geringeren Faktor steigen. Es ist aber auch möglich, verstärkt auf Solar zu setzen. Das ist zwar etwas teurer, bietet aber auch Vorteile - vor allem in der Dezentralität und der räumlichen Koppelung von Verbrauch und Erzeugung. Zum Beispiel kann mit 250 GW zusätzlich errichteter PV-Anlagen auf ca. 100 GW Windkraft verzichtet werden. Je umfassender wir auf Solar setzen, umso kleinteiliger und demokratischer wird die Energiewende. Dabei muss man den Zeitbedarf, den zusätzlichen Bedarf an Langzeitspeichern und den Preis der Energiewende im Blick halten.

Die Arbeit am Energiewenderechner (Punkt 5) konnten wir aus personellen Gründen leider noch nicht fortsetzen.

In einer gemeinsamen Stellungnahme mit den Aachener Windenergiebetreiber*innen haben wir uns im März 2021 an die Landesregierung NRW gewandt, um den damaligen Entwurf zur 1000m-Abstandsregeln für Windenergieanlagen im Landesbaugesetz NRW abzuwenden. Die restriktiven Regelungen gehen auf die Vorschriften im Bundesbaugesetz zurück, in dem unter Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) den Ländern die Möglichkeit eröffnet wurde, Mindestabstände von 1.000 Metern zur zulässigen Wohnbebauung in einem im Bebauungsplan festgesetzten reinen oder allgemeinen Wohngebiet oder zur zulässigen zusammenhängenden Bebauung mit mehr als fünf Wohngebäuden in einem festgesetzten Dorfgebiet” festzuschreiben. Auch die 10H-Regel in Bayern und die Festlegungen in Baden-Württemberg schränken den Windenergieausbau ein. Das ist nicht hinzunehmen! Die Klimakrise verlangt, dass in NRW und deutschlandweit ausreichend Flächen für Windenergie zur Verfügung stehen, die nicht durch willkürliche Abstandsregeln reduziert werden dürfen. 

Unsere Positionen zur Energiewende haben wir im Solarbrief (der im vergangenen Vereinsjahr dreimal erschienen ist) und in unseren Rund- und Pressemails (die wir ein- bis zweimal monatlich an einen Rundmail-Verteiler von ca. 16.000 Personen versenden / der Presseverteiler hat ca. 1000 Adressen) dargelegt und öffentlichkeitswirksam vertreten. Außerdem haben wir gemeinsam mit der TH Köln die Etablierung eines  Podcast zur Energiewende unterstützt (CIRE-TV); Vorstandsmitglieder waren Interviewpartner in der TV-Serie „1,5°C-Ziel“ des Fernsehkanals Andernach.

2. Unsere Klimaklage 

 

In diesem Vereinsjahr erzielten wir einen bahnbrechenden Erfolg: Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat im Frühjahr 2021 unsere Klimaklage (und drei weitere, im Jahr 2020 nachgereichte Klagen) für teilweise begründet erklärt. Dieser Erfolg stieß bundesweit und über die Grenzen von Deutschland hinaus auf sehr große Resonanz. Keiner der politischen Entscheidungsträger kommt seitdem an der Frage vorbei, wie die 1,5°-Grenze und die grundrechtliche Freiheit beim Staatsziel Klimaschutz eingehalten werden können. Denn der Gesetzgeber ist nach Auffassung des BVerfG verpflichtet, einen vorausschauenden Plan zu entwickeln, um mit den noch möglichen Rest-Emissionen sorgsam umzugehen. Das sei nicht gewährleistet, wenn keinerlei konkrete Planung für die Zeit nach 2030 stattfinde und überdies fast das gesamte Budget nach der bisherigen Klimapolitik bis 2030 aufgebraucht sein werde. Die Klimapolitik muss also stark beschleunigt werden.

Leider erbrachte der Erfolg unserer SFV-Klimaklage nur mäßige öffentliche Aufmerksamkeit für den SFV. Die Erfolge der Klimaklagen großer Organisationen wie Fridays for Future, Germanwatch und Greenpeace sowie des BUND wurden in den Medien vorrangig kommuniziert. Das war sehr bedauerlich. Dennoch sind wir froh über den Erfolg, der unseren Zielsetzungen großen Rückenwind gibt.

In einem nachgelagerten Gutachten analysierten unsere Klimaklage-Juristen Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt und Dr. Franziska Heß die weitreichenden Folgen des BVerfG-Urteils für die EU-Klimapolitik, die deutsche Gesetzgebung und das Verwaltungsrecht. Sie stellten fest, dass es für klimaschädliche Investitionen keinen Schutz gibt – weder in laufenden Planungen noch im Bestand. Gesetze und Verordnungen müssen angepasst werden. Das  Urteil ermögliche auch Klagerechte gegen Unternehmen. Nun gilt es, auf allen Ebenen und in allen Instanzen die aus Klimaschutzgründen zwingenden Entscheidungen zu treffen - u.a. bei Flächenplanungen für Windenergie, den Entwicklungen von kommunalen Bausatzungen, bei Genehmigungen von Solaranlagen auf denkmalgeschützten Häusern etc. Die Behinderung des Ausbaus Erneuerbarer Energien muss der Vergangenheit angehören. Jedes geeignete Dach braucht eine PV-Anlage, Neubaugebiete müssen mit einer solaren Baupflicht beplant werden, Windenergie gehört auch in die Wirtschaftswälder und PV-Freiflächenanlagen entlang von Verkehrswegen sowie Agri-PV müssen Standard werden.

Der SFV-Vorstand dankt noch einmal für die großzügige Unterstützung der Verfassungsbeschwerde. Ohne die finanzielle Hilfe unserer Mitglieder und Förderer wäre unsere Klimaklage nicht erfolgreich gewesen, auch wenn bei weitem nicht alle Kosten der rechtsanwaltliche Beratung durch Spenden gedeckt werden konnten. Da wir die SFV-Klage in Teilen gewonnen haben, wird ein (kleiner) Teil der Ausgaben aus Steuermitteln erstattet werden. Wir informieren darüber, wenn wir Genaueres wissen.

3. Bundestagswahlkampagne

 

Seit dem Frühjahr haben wir eine Kampagne erarbeitet, mit der wir während des Bundestagswahlkampfs auf die Vordringlichkeit der Klimakrise hinweisen wollten. Die Grundidee dabei war, Angebote zu entwerfen, die wir bundesweit für dezentrale Aktivitäten unserer Mitglieder und Freunde anbieten konnten. Bis Ende Juni entstanden folgende Materialien:

  • Ein Fensterplakat mit der Forderung: 100% Erneuerbare Energien bis 2030
  • Die Umsetzung desselben Motivs als Fahrradfahne und als Aufkleber in verschiedenen Formaten, sowie weitere Aufkleber-Motive, die auf die unzureichenden Klima-Pläne der Parteien hinweisen
  • Ein Set von zwölf Info-Karten, mit denen sich populistische Behauptungen gegen die Energiewende widerlegen lassen, sowie argumentiert wird, dass alle Politikbereiche mit der Klimapolitik zusammenhängen
  • Ein Booklet, das in ebenso knapper Form argumentiert, warum die Jahreszahl 2030 nicht überambitioniert ist, und wie dieses Ziel erreicht werden kann
  • Ein von Gerhard Mester gestaltetes Set an Bierdeckeln, die in humorvoller Weise das Klimathema an den Tresen bringen können

Diese Materialien haben wir zu einem „Werkzeugkasten“ zusammengefasst, der im Wahlkampf genutzt werden konnte. Das Material wurde in überwältigendem Umfang abgefragt. Wir mussten mehrfach nachdrucken lassen und haben insgesamt 243 komplette „Werkzeugkästen“ und zusätzlich große Mengen weiteren Materials ins Land geschickt.

Ein zweiter Schwerpunkt der Kampagne war die Koordination der Buchung von großen Plakatwänden und Litfaßsäulen, wofür wir Varianten unserer Sticker-Motive sowie ein weiteres Motiv, das aus einer Mester-Karikatur abgeleitet wurde, verwendeten. Auch hier war der Erfolg außerordentlich: Insgesamt 200 unserer Plakate wurden im Wahlkampf gebucht und geklebt. Auf eine Anregung hin haben wir dieselben Motive auch noch als Bauzaun-Banner und in sonstigen Größenformaten angeboten, die von Interessent*innen an ihrem Eigentum angebracht werden konnten. Hierdurch kamen mehrere Dutzend weitere unserer Großplakate in den Wahlkampf.

Der Solarbrief 2/2021 legt Zeugnis über diese Kampagne ab und ist zugleich ein Bestandteil davon. Etwa zehn analytische, auf die Bundestagswahl bezogene Artikel wurden im Sommer 2021 auf unserer neuen Homepage veröffentlicht, von denen mehrere auch im Solarbrief abgedruckt sind. Im Einzelfall wurden diese Texte auch von dritter Seite wiederveröffentlicht. Auch wurde unsere Kampagne mehrfach Gegenstand der Berichterstattung von anderen Medien.

Durch Rundmails, auf einer eigens eingerichteten Seite unserer Homepage (sfv.de/k21) und in den sozialen Medien haben wir unsere Kampagne und ihre Forderungen und Analysen bekannt gemacht. Auch wurden während der Wahlkampfzeit Vorträge zu wahlrelevanten Themen gehalten, und in zwei Wahlkreisen (Aachen 1, Warendorf) Podiumsdiskussionen mit den Direktkandidat*innen zur Klimapolitik moderiert.

4. und 6.: Dezentrale Energiewende, Bürgerenergie stärken, Beratung, Ü20-Anlagen

 

a) EU-Beschwerde wegen Behinderung der Bürgerenergie

Angesichts der Untätigkeit der Bundesregierung bei der Umsetzung der für die Bürgerenergie so wichtigen Artikel in der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie hat der SFV gemeinsam mit dem Bündnis Bürgerenergie e.V., dem BUND und zahlreichen Verbänden und Unternehmen eine EU-Beschwerde mit dem Ziel eingereicht, ein EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland anzustreben. Deutschland hatte bis Ende Juni Zeit, die europäische Erneuerbare-Energien-Richtlinie umzusetzen. Dort sind wesentliche Regelungen für die Eigenversorgung aus EE-Anlagen, für Mieterstrom und Versorgergemeinschaften festgeschriben. Die Bundesregierung hat die Frist zur Umsetzung der Richtlinie verstreichen lassen. Das war ein Rückschlag für Eigentümer*innen und Mieter*innen, die gemeinsam eine Solaranlage betreiben wollen. Die Solarenergie konnte sich in vielen Bereichen nicht entfalten. Vor allem für regionale Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften, die sich aus eigenen Solar- und Wind-Anlagen versorgen wollen, war das ein schlechtes Zeichen.

Die Anfragen, wie PV-Strom in Mietwohnungen, Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) und regional vermarktet werden kann, nehmen zu. Eine rechtliche Lösung und einfache, kostendeckende Förderwege sind unverzichtbar.

b) Beratungen, Ü20-Anlagen

Die Mitarbeiter*innen in der Bundesgeschäftsstelle beraten weiterhin Mitglieder und Interessierte zu allen Fragen rund um PV-Anlagen. Insbesondere Betreiber*innen von PV-Anlagen können so oft wertvolle Hinweise erhalten. Die Anzahl der Beratungen reduzierte sich jedoch weiter und liegt aktuell bei unter 1000 Anfragen im Jahr. Dabei ging es u.a. um  Fragen zur Qualitätssicherung, zur EEG-Umlage, zum Mieterstrom, zu Registrierungspflichten, zu PV-Anschlussfragen, zum Messwesen und zum Redispatch 2.0.

Eine der häufigsten Fragen war, was mit Photovoltaikanlagen geschehen soll, die aus der EEG-Vergütung herausfallen. Dazu haben wir auf unserer Homepage wichtige Regelungen aus dem EEG 2021 zusammengestellt und mit anderen Organisationen (vornehmlich der DGS) und der Verbraucherzentrale NRW zusammengearbeitet, um eine bestmögliche Beratung anzubieten. Im Vorfeld zum EEG 2021 haben wir uns in einem offenen Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestags gewandt und Regelungen für eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Weiternutzung von Ü20-Anlagen eingefordert. Leider blieb das Ergebnis weit hinter unseren Erwartungen zurück.

Wir wirkten in Aachen mit, Förderprogramme für PV-Anlagen bis 10 kW, Balkonanlagen und eine Ü20-Förderung zur Umrüstung auf Eigenversorgung auf den Weg zu bringen. 

Zwei Ü20-Solarstromanlagen des SFV wurden abgebaut. Die Anlage in Pleinfeld musste wegen einer Dachsanierung den Standort wechseln und wurde einem neuen Betreiber übergeben. Die Solarstromanlage auf der Grundschule Birkstraße Aachen wurde unter medialem Protest abgebaut. Die Stadt Aachen war nicht gewillt, die Pachtverträge unter akzeptablen, betriebswirtschaftlich machbaren Bedingungen weiterzuführen. Die SFV-Solaranlage wurde schlussendlich an einen Aquaponik-Verein an der RWTH Aachen gespendet. 

c) Clearingstelle EEG / KWKG

Auch in diesem Vereinsjahr war die Mitwirkung von Geschäftsführerin Susanne Jung als SFV-Vertreterin und als nichtständige Beisitzerin bei der Clearingstelle EEG/KWKG eher gering. Dennoch halfen die telefonischen und Online-Kontakte, um Anlagenbetreiber*innen zu unterstützen.

d) Solarstrom-Ertragsdatenbank

Der SFV betreibt weiterhin die größte firmenunabhängige Datenbank, in der inzwischen 17.700 Solarstromanlagen angemeldet sind. Sie gibt Interessenten und Anlagenbetreiber*innen einen Hinweis darauf, wieviel Strom mit Hausdach-Solaranlagen in den verschiedenen PLZ-Bereichen und in den verschiedenen Monaten zu gewinnen war. Eine Leistungskontrolle der eigenen PV-Anlage wird dadurch erleichtert. Die Server der Datenbank wurden durch die Starkregenereignisse in NRW stark beschädigt. Dadurch war die Ertragsdatenbank über mehrere Wochen nicht erreichbar. Unsere Mitglieder unterstützen uns mit Spenden, um das Angebot aufrecht zu erhalten. Parallel arbeitete ein IT-Fachmann an der Erneuerung der Benutzeroberfläche. Das Ergebnis steht noch aus

7. Speicherförderung

 

Ein vollständiger Umstieg auf Erneuerbare Energien kann nur gelingen, wenn genügend Speicher zur Verfügung stehen, über die auch Dunkelflauten abgedeckt werden können, die einige Wochen andauern können. Speicher werden zudem dezentral eingesetzt, um die Resilienz der Stromversorgung erhöhen zu können.

Als konkreten Vorschlag für eine Markteinführung und Verbreitung von Speichern hatte eine Arbeitsgruppe des SFV das Konzept Speichermarktdesign SMARD erarbeitet, das im letzten Jahr vorgestellt wurde.

Im Laufe des Jahres wurde dieses Konzept in der Arbeitsgruppe überarbeitet und konkretisiert. Dazu wurden Marktmechanismen für Dunkelflauten-Speicher und Netzentlastungsspeicher (Re-Dispatch-Speicher) erarbeitet. Darauf aufbauend wurde von Rechtsanwalt Dr. Behnisch, (Kanzlei Gaßner, Groth, Siederer und Coll.) ein juristisches Gutachten erarbeitet, das jetzt seit Kurzem vorliegt.

Demnach existieren schon in Form von Kapazitätsreserve und Netzreserve vergleichbare Mechanismen, allerdings auf Basis von fossilen Kraftwerken. Im Gutachten legt Herr Dr. Behnisch dar, wie diese Stück für Stück auf Speicher mit Erneuerbaren Energien umgewidmet werden könnten. Dezentrale Speicher können dabei auch berücksichtigt werden. Eine Richtlinie der EU fordert sogar eine ähnliche Umstellung, ist jedoch von der Bundesregierung bisher nicht umgesetzt.

Das Gutachten steht auf der Website des SFV zum Download bereit.

8. Bildungsarbeit

 

Mit unseren Infomaterialien (Infokarten zur Klimawahl und dem Booklet “100% Erneuerbare Energien bis spätestens 2030) haben wir uns intensiv mit Argumenten und Vorurteilen gegenüber einer zügigen Energiewende auseinandergesetzt. Sie wurden im Internet veröffentlicht und vielzählig genutzt. Das Feedback unserer Mitglieder und Förderer war durchweg positiv.

Aufgrund der Corona-Einschränkungen fanden auch in diesem Jahr nur wenige öffentliche Veranstaltungen statt. Wir haben dennoch mehr als 20 Hybrid- und Online-Veranstaltungen durchgeführt, u.a. zum EEG, zur Betreiberfragen, zur Klimaklage und zur Klimawahl-Kampagne. Auch die SFV-Infostellen, nicht zuletzt die SFV-Infostelle in Ost-Münsterland, haben einige Veranstaltungen in Präsenz und Online organisiert, zu denen auch Referenten aus der Bundesgeschäftsstelle eingeladen waren. Wie auch im vorherigen Vereinsjahr hat der SFV die erfolgreiche Vortragsreihe “”Mittwochswerkstatt: Zukunft gestalten”” in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk im Kirchenkreis Aachen fortgeführt.

Anfang Oktober fand eine SFV-Strategietagung in Vallendar statt. Der Vorstand, Vertreter*innen der Infostellen und die Mitarbeiter*innen des SFV nutzten die Zeit für einen Austausch zur künftigen Ausrichtung und zu anstehenden Arbeitsaufträgen. Die wertschätzenden, kreativen, von Vertrauen und Fachkunde geprägten Diskussionen und gemeinsamen Ausflüge förderten die Zusammenarbeit. 

Sofern möglich haben Mitglieder des SFV an mehreren Demonstrationen teilgenommen und dabei die Position des SFV mit Bannern, Fahnen und Flugblättern vertreten. Die letzte große Klimademo fand am 24.September statt. Die Bundesgeschäftsstelle war in Aachen mit einem großen Transparent zur Klimawahl dabei.

Wir haben es nicht geschafft, eine SFV-Akademie ins Leben zu rufen. Dazu fehlten uns personelle Ressourcen. Ebenso musste der Bildungsurlaub aus Corona-Gründen ausfallen. Wir wollen im kommenden Jahr in der Landvolkshochschule Freckenhorst wieder damit starten.

9. Weiterentwicklung der SFV-Homepage

 

Die Zugriffe auf unsere neu gestalteten Homepage haben sich erhöht. Die Reichweite hat sich um knapp 10% erhöht (von 191.956 auf 207.452 Besucher). 

Unsere Leser*innen verweilen länger auf unseren Seiten (von 1:07 auf 1:30 min) und springen um 10 % seltener ab (von 79% zu 71%). Wiederkehrer verweilen länger auf der Seite und springen weniger schnell ab. Aber es gibt auch Neulinge, die sich erst einmal orientieren müssen. Wir werden im kommenden Jahr weiter daran arbeiten, die Übersichtlichkeit zu verbessern und einfache Wege zu öffnen, die Verbreitung unserer Informationen zu verbessern.

Besonders interessant waren für unsere Leser*innen Betreiberthemen, vor allem zu Ü20-Anlagen, zu Speichern, zur Einspeisevergütung und zu Förderprogrammen. Aber auch unsere Angebote zur Bundestagswahl-Kampagne wurden gern genutzt.

10. Verstopfung aller Erdgasbohrungen

 

Nach Rücksprache mit dem Mitglied des Europaparlaments Jutta Paulus (Die Grünen) wurde dieses Thema auf EU- und UN-Ebene bereits fokussiert. Es wird an Maßnahmen zur Eindämmung gearbeitet. Daher wurde unsererseits hier kein weiteres Engagement entwickelt.

11. Rückholung von Klimagasen

 

Wir sind davon überzeugt, dass die Klimakrise, die sich in katastrophalen Entwicklungen wie zunehmenden Starkregenereignissen, Stürmen und Waldbränden äußert, nur dann in Grenzen gehalten werden können, wenn die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre wieder abgesenkt wird. Es geht also schon lange nicht mehr nur um die Verpflichtung, Nullemissionen in allen Bereichen zu erlangen. Wir müssen laut Weltklimarat ca. 1000 Gt Treibhausgase zurückführen. Hierzu gibt es vielversprechende Ansätze wie die Herstellung von Pflanzenkohle, die Aufforstung und den Erhalt unserer Moore und Böden.

Der Solarbrief 3/2021, der aktuell erstellt wird, wird sich schwerpunktmäßig mit dem Thema “Rückholung von Treibhausgasen” beschäftigen. Wir hoffen, damit einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung und zur Öffentlichkeitsarbeit einzubringen.

12. Solarparty-Kampagne vorbereitet

 

Wir haben mit Ehrenamtlern in der Region das Projekt “PV-Party” gestartet. Es geht dabei um die Idee, das Wissen über Photovoltaik-Anlagen direkt zu den Bürger*innen zu bringen. Gemeinsam mit lokalen Ehrenamtler*innen wollen wir PV-Botschafter*innen als Referent*innen ausbilden, die im besten Fall schon PV-Anlagen besitzen. Mit Ihnen zusammen wollen wir Infoveranstaltungen in der Nachbarschaft organisieren (PV-Partys) und Investitionen anregen. Zur Organisation benötigen wir eine leistungsfähige IT für Anmeldung und Verwaltung der Partys. Ebenso brauchen wir Personal zur Betreuung. Um alles auf den Weg zu bringen, haben wir dieses Jahr zwei Förderanträge auf den Weg gebracht. Der erste wurde negativ beschieden. Für den zweiten Antrag warten wir auf einen positiven Bescheid zum Anfang 2022.

Arbeit in der Bundesgeschäftsstelle

 

Wir freuen uns, mit Rüdiger Haude und Tobias Otto Experten für Öffentlichkeitsarbeit und PV-Beratung im Team zu haben. Kyra Schäfer kümmert sich seit Frühjahr diesen Jahres um unseren Solarbrief und hat mit einem frischen Layout und neuen Ideen die Attraktivität der Mitgliederzeitschrift erhöht. Auch Caroline Kray engagiert sich von Freiburg aus weiter für die SFV-Öffentlichkeitsarbeit und wird ab November zusätzlich die Buchhaltung des SFV übernehmen und Kyra Schäfer beim Solarbrief unterstützen. Samuel Krämer blieb uns als engagierter Hilfswissenschaftler erhalten und ist auch im neuen Vereinsjahr weiter im Team. Wir freuen uns über die Bereicherung unserer Arbeit, insbesondere durch neue Ideen, Fachwissen und persönliches Engagement in der Klimaschutzbewegung.

Die Bundesgeschäftsstelle verlassen haben Petra Hörstmann-Jungemann und Kerstin Watzke. Wir danken ihnen für ihr langjähriges Engagement für den SFV. 

Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben die Arbeit im SFV-Team nur geringfügig geprägt. Unter Einhaltung der Hygienestandards, zeitweiligem Homeoffice und mit Hilfe von Raumluftfiltern in den Büroräumen konnten wir die Teamarbeit fast ungestört fortsetzen.

 

 

Info- und Werbematerial

 

Neben dem Solarbrief und zahlreicher Infokarten, Aufkleber, Fahnen und Plakate gab es zum Ende letzten Jahres eine Karikaturensammlung, die man monatlich umblättern kann. Auch dieses Jahres planen wir die Fortsetzung dieser Aktion. Da der Druck und Versand des Kalenders mit hohen Kosten verbunden ist und nur zu einem mäßigen Multiplikator-Erfolg führte, werden wir das Angebot nicht ausbauen. 

Unsere Ausstellungen zur Energiewende wurden wegen Corona in diesem Jahr erwartungsgemäß weniger häufig ausgeliehen. Vielen Dank dennoch an die Veranstalter, die damit für die Energiewende warben.

Auf der Website des SFV wurde 2018 ein „SFV-Shop“ eingerichtet (http://www.sfv.de/artikel/info-material.htm ), der sich großer Beliebtheit erfreut. Besonders begehrt waren T-Shirts und Beutel mit der Aufschrift „100% Erneuerbare bis spätestens 2030“. Den Versand und den Verkauf der T-Shirts übernimmt das Unternehmen Spreadshirt.

 

Infostellen

 

Der SFV hat derzeit die folgenden Infostellen:

  • Infostelle Nordbayern in Heidenheim,
  • Infostelle Amberg/Amberg Sulzbach,
  • Infostelle Ost-Münsterland in Beckum,
  • Infostelle Würzburg,
  • Infostelle Koblenz und
  • die neue Infostelle Südliches Ruhrgebiet / Bergisches Land

Details zu den Infostellen finden sich auf der Website des SFV unter  https://www.sfv.de/verein/infostellen

Die Infostellen brachten sich regional in die Bundestagswahlkampagne ein, organisierten Veranstaltungen, beteiligten sich an Demos und berieten Solarinvestor*innen zu technischen und steuerlichen Themen. Die Arbeit vor Ort ist besonders wichtig, um die Energiewendethemen zu den Menschen zu bringen. Die Infostellen sind wie immer eingeladen, die Schwerpunkte ihrer Arbeit auf der Mitgliederversammlung in jeweils einem kurzen Vortrag im Detail vorzustellen.

 

Arbeitsgruppen im SFV

 

Um eine bessere Mitwirkung der Mitglieder zu ermöglichen und deren Sachverstand für die Vereinsarbeit zu nutzen, werben wir regelmäßig für die Mitarbeit in SFV-Arbeitsgruppen.

Die Arbeitsgruppe “Solare Baupflicht” unter der Organisation des SFV-Mitglieds Klaus Kosmol hat zu regelmäßigen Treffen eingeladen und an gemeinsamen Papieren gearbeitet. In einem Vortrag berichtete Herr Kosmol über den Sachstand der Überlegungen. 

 

Mitgliederzahlen

 

Leider müssen wir feststellen, dass die Mitglieder-/Fördermitglieder-Zahl des Vereins dem demographischen Wandel unterliegen und rückläufig sind.  Immer mehr Mitglieder der “ersten Stunde” verlassen uns aus Altersgründen. Zwar kommen neue Mitglieder hinzu (2019 - 2021 insgesamt 99), die Eintritte gleichen allerdings die Austritte wegen Tod, Krankheit und anderen Gründen nicht aus. Auch die Krise unter den Solarinstallateur*innen und die Auswirkungen der CORONA-Pandemie schlagen sich nun in unseren Fördermitgliedszahlen nieder. 

 

2019                               

2020                               

2021                               

Mitglieder                               

2820                               

2829                               

2723                               

Fördermitglieder                               

333                               

336                               

303                               

 

Erfreulich ist, dass die Spendenbereitschaft deutlich zugenommen hat.

1.1. - 31.12.2020                                25.131 €
1.1. - 30.09.2021                               91.889 €

 

Das Jahr 2021 hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, kämpferisch konstruktiv an Themen dranzubleiben: 

Die SFV-Klimaklage wurde nach über 3 Jahren Vorarbeit zum bahnbrechenden Erfolg. Unsere Bundestags-Werkzeugkästen und Großplakate kamen in Hunderter-Zahlen deutschlandweit zum Einsatz. Doch auch dieses Engagement braucht ein Dranbleiben, denn die Klimawahl wurde von Parteien gewonnen, die in der Vergangenheit Klimaschutz verhindert haben. 

Das SFV-Team geht weiter in die Offensive. Wir möchten unsere öffentliche Wahrnehmung erhöhen, noch mehr Aufklärungsarbeit zur Energiewende anbieten, die kostenfreien Beratungsangebote intensivieren, in Solarpartys nachbarschaftlich für Solaranlagen werben ... Wir haben viele Ideen.

Damit wir dies alles schaffen, müssen wir uns personell stabil aufstellen und finanzielle Spielräume haben, um die Projektideen und Schwerpunktthemen des SFV anzupacken. Und je stärker unsere Basis, desto mehr Gehör finden wir in der Öffentlichkeit!  Jedes neue Mitglied und jede Spende hilft.

Schaffen wir das im kommenden Vereinsjahr gemeinsam? Kennen Sie jemanden, der als Mitglied zu uns passt? Über Ihre Empfehlung und weitere finanzielle Unterstützung freuen wir uns sehr. 

 

 

Danksagung

 

Unser Verein engagiert sich seit mehr als 35 Jahren in der Energie- und Wirtschaftspolitik. In unserer Rolle als Vordenker und Mitinitiator werden Grundsatzprobleme angepackt, aufgearbeitet und in die öffentliche Diskussion hineingetragen. Dabei stellen wir uns auch oft gegen den sogenannten „Mainstream“. Die Wahrnehmung dieser Aufgabe verlangt finanzielle und geistige Unabhängigkeit, die auf die treue Unterstützung unserer Mitglieder und Förderer zurückgeht und für die der Vorstand ausdrücklich dankt!

Ebenfalls danken wir den Infostellen des SFV und vielen Mitgliedern, die uns mit neuen Ideen und Vorschlägen, sowie konstruktiver Kritik bei der Weiterentwicklung unserer Forderungen und bei unseren Veröffentlichungen helfen. Schließlich richten wir unseren Dank an unsere hauptamtlichen Mitarbeiter*innen, die die Zielsetzungen des SFV voranbringen und den Betrieb in der Geschäftsstelle organisieren.