Rhodos brennt – und deutsche Medien sorgen sich nur um die Flugtourist:innen
Die Berichterstattung über die verheerenden Waldbrände in Griechenland ist in den deutschen Medien in einer Weise auf die Wünsche der deutschen Tourist:innen konzentriert, die man fast schon zynisch nennen muss. “Der entscheidende Zusammenhang zwischen Flugreisen und Hitzewellen mit Waldbränden wird immer wieder ausgeblendet, ja, auf den Kopf gestellt”, urteilt Dr. Rüdiger Haude, Öffentlichkeitsreferent des Solarenergie-Fördervereins Deutschland (SFV).
Dass Menschen, die viel Geld für eine Urlaubsreise investiert haben und nun auf die brennende Insel Rhodos geflogen sind, hoffen, „dass noch ein bisschen Urlaubsstimmung aufkommt“, wie man bei RTL am 24. Juli unter der Schlagzeile „Angst vor Storno-Desaster!“ lesen konnte, kann man vielleicht verstehen. Dass Fernsehsender sich diese Sicht zu eigen machen, nicht!
Es gibt nämlich einen direkten Zusammenhang zwischen den Flugreisen des Massentourismus und der Hitzewelle im Mittelmeerraum, die zur katastrophalen Waldbrandsaison 2023 führt. Die Treibhauswirkung von Flügen mit Jets in 10 Kilometer Höhe ist zwei bis fünf mal so hoch wie ein entsprechender Ausstoß am Boden; das steigert die Klimakatastrophe beträchtlich. Die Urlaubsflüge des Jahres 2023 produzieren die noch größeren Hitzewellen und Dürrekatastrophen in kommenden Jahren mit. “Das weiß die Wissenschaft, und das weiß die Politik, die diese Flugreisen immer noch extrem subventioniert”, sagt Haude. Und die Waldbrände selbst sind inzwischen zu einem bedeutenden Faktor der CO2-Emissionen geworden - eine gefährliche positive Rückkopplung!
Ist das kein Thema für die Medien? Und es ist nicht nur RTL, wo der Blick vom Wesentlichen abgelenkt wird. Im ZDF-Spezial „Feuer im Ferienparadies“ stand am 24. Juli ebenfalls die Frage im Vordergrund, wo man künftig noch Urlaub machen könne und welche Ansprüche man als geschädigter Tourist habe – weniger, wie man mit seinem Urlaubsverhalten die Ursache dieser Katastrophen adressieren kann. Der Beitrag ist gleichwohl sehenswert, weil das Übermaß an derzeitigen Extremwetterereignissen in Europa in einem Filmzusammenschnitt beeindruckend demonstriert wird, und weil die Klimawissenschaftlerin Friederike Otto im Interview – der Fragestrategie der Moderatorin zum Trotz – wiederholt auf die gemeinsame Ursache dieser Katastrophen hinweist: die Verbrennung fossiler Rohstoffe.
© (C) Gerhard Mester / SFV
Titelfoto: CC BY 2.0 Pierre Markuse (Wikipedia)