6 Fragen zu Pflanzenkohle im eigenen Garten
6 Fragen zu Pflanzenkohle im eigenen Garten
Die Vorstellung der Pflanzenkohle im Solarbrief 3/22 “CO₂-Rückholung” weckte bei unseren Leser:innen den Wunsch, mehr über den Einsatz zu Pflanzenkohle im eigenen Garten zu erfahren. Diesem Wunsch kommen wir hiermit nach.
― Caroline Kray & Leopold Steinbeis vom Fachverband Pflanzenkohle
Wieso lohnt es, Pflanzenkohle im eigenen Garten anzuwenden?
• Pflanzenkohle enthält stabil gebundenen Kohlenstoff. Er wurde von Pflanzen durch Photosynthese aus der Atmosphäre entnommen und mittels der darauffolgenden Pyrolyse beständig gemacht. Im Boden eingebracht, bleibt er über Jahrhunderte stabil gebunden. Damit wirkt sich Pflanzenkohle positiv auf das Klima aus. Gleichzeitig tut sie auch dem Boden gut: Durch ihre poröse Struktur und ihre gewaltige innere Oberfläche kann sie Wasser und Nährstoffe speichern, den Boden belüften und erwünschten Mikroorganismen den optimalen Lebensraum bieten. So kann die Pflanzenkohle, je nach Bodenqualität, den Humusaufbau fördern, Ertragssteigerungen realisieren, die Auswaschung von Nährstoffen und Düngemitteln reduzieren und die Trockenresistenz erhöhen.
Wie kann ich Pflanzenkohle selbst herstellen?
• Die Pflanzenkohle-Herstellung ist ein Handwerk, das bei einem fachkundigen Pflanzenkohle-Workshop erlernt werden sollte. Hierbei können Sie das entsprechende Know-How hinsichtlich Biomasse-Qualitätskriterien, Temperatur-Regelung, Vermeidung von Schadstoffen und unnötigen Emissionen sowie Aufbereitung der Kohle zum Einsatz im Boden erlernen. Danach können Sie mit etwas Übung, einem Kon-Tiki (ein trichterförmiger Metallbehälter) und ausreichend trockener, holziger Biomasse (z.B. Äste von Bäumen und Sträuchern) ihre eigene Pflanzenkohle herstellen.
Neben dem Kon-Tiki gibt es auch sogenannte Pyrolyse-Kocher. Letztere werden in Entwicklungsländern eingesetzt, um Holz beim Kochen einzusparen. Diese Kocher sind meist nicht auf ihre Kohle-Qualität hin optimiert. Es mag Ausnahmen geben, dennoch sollte zunächst davon ausgegangen werden, dass diese Kohle Schadstoffe enthalten kann. Pflanzenkohle aus dem Kon-Tiki wurde wiederholt auf Schadstoffe geprüft, sie ist nach sachkundiger Herstellung für die Anwendung im Boden unbedenklich.
Wo kann ich gute Pflanzenkohle kaufen?
• Die Pflanzenkohle-Branche wächst und damit auch das Angebot an Pflanzenkohle-Produkten. Wenn Sie Pflanzenkohle kaufen, prüfen Sie zuvor, ob das Produkt ein EBC-Zertifikat vorweisen kann. Das Europäische Pflanzenkohle Zertifikat (European Biochar Certificate, EBC) stellt sicher, dass die so gekennzeichnete Pflanzenkohle
- sauber und sicher anzuwenden ist, da sie strenge Grenzwerte für Schadstoffe einhält;
- aus einer umweltschonenden Produktionsanlage stammt, und
- aus nachhaltig erzeugter Biomasse hergestellt wurde.
Eine Übersicht über EBC-zertifizierte Kohle finden Sie online bei www.european-biochar.org/de. Neben dem klassischen Händlerkauf gibt es zunehmend Gemeinden, die städtischen Grünschnitt zu Pflanzenkohle verarbeiten und an Bürger:innen weitergeben. Möglich ist dies aktuell z.B. in Freiburg, im Neckar-Odenwald-Kreis und in Groß-Gerau. In Darmstadt befinden sich Pyrolyseanlagen im Bau, weitere Kommunen stecken in der Planung.
Achten Sie beim Kauf auch darauf, ob die Pflanzenkohle bereits mit Nährstoffen beladen ist oder nicht. Beides ist in Ordnung, lediglich bei der Anwendung macht es einen Unterschied. Siehe dazu die nächste Frage.
Aufgeladene Kohle - Nicht aufgeladene Kohle. Was hat es damit auf sich?
• Pflanzenkohle wirkt wegen ihrer porösen Struktur und riesigen inneren Oberfläche wie ein Schwamm, der Wasser und Nährstoffe aufsaugt. Bringen Sie diesen Schwamm leer in den Boden, zieht er die Nährstoffe in seiner Umgebung an. Folglich fehlen sie erst einmal den Pflanzen. Diese Vorgehensweise macht nur dann Sinn, wenn Sie den Boden abmagern möchten. Im Garten wollen wir in der Regel Gegenteiliges erreichen: nährstoffreiche Böden. Daher muss Pflanzenkohle zunächst mit Nährstoffen und Wasser aufgeladen und mit Mikroorganismen biologisch belebt werden. Hierfür gibt es zahlreiche einfache Verfahren, z.B. die Beigabe zu Kompost, die Vermischung mit Mist oder organischem Dünger. Wir legen Ihnen nahe, auch dieses Handwerk bei einem fachkundigen Pflanzenkohle-Workshop zu erlernen. Wenn Sie es sich leicht machen möchten, achten Sie beim Kauf Ihrer Pflanzenkohle darauf, dass diese bereits aufgeladen und aktiviert ist. Sie erkennen diese Produkte an der Bezeichnung “Pflanzenkohle-basierter Dünger”.
Wie wende ich Pflanzenkohle in meinem Garten/Balkon an?
• Bringen Sie Ihre aufgeladene und belebte Pflanzenkohle bzw. Ihren Pflanzenkohle-basierten Dünger am besten dann in den Boden, wenn Sie Pflanzen aussäen, ein- oder umpflanzen. Dabei machen Sie eine sogenannte “Unterfußgabe”. Das bedeutet, Sie bringen die Pflanzenkohle konzentriert in die Wurzelzone Ihrer Pflanze. Wenn Sie mit Setzlingen arbeiten, dann bringen Sie die Pflanzenkohle an die langfristig erwartete Wurzelzone. Zwischen Pflanzenkohle und Setzling bringen Sie ein paar Zentimeter Erde ein.
Kann ich statt Pflanzenkohle auch Grillkohle verwenden?
• Im Unterschied zur Grillkohle sind die Poren der Pflanzenkohle sehr sauber. Das ist wichtig, weil sie nur so zunächst Nährstoffe aufnehmen und später im Boden wieder abgeben kann. Bei Grillkohle sind diese Poren mit verschiedenen schädlichen Verbindungen verstopft. Deshalb ist sie für die stoffliche Anwendung ungeeignet.
Aktuelle Workshops zur Pflanzenkohle-Herstellung:
sfv.de/aktuelles/veranstaltungen/pflanzenkohle-herstellen