Im Januar meldete das Statistische Bundesamt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland im Jahr 2020 um ca. 5 Prozent gesunken sei. Die Inlands- und Auslandsnachfrage nach Gütern sei coronabedingt stark zurückgegangen. Das verwundert niemanden. Wir alle erleben im Berufsleben und unserem privaten Umfeld hautnah, wie die Wirtschaft seit Monaten langsamer tritt. Auch der „Freizeitkonsum“ ist kaum noch möglich.

Mit dem Rückgang des BIP sank der Primärenergieverbrauch in Deutschland 2020 auf einen historischen Tiefstand. Nach Veröffentlichungen der AG Energiebilanzen wurden gegenüber dem Vorjahr über 8 Prozent weniger verbraucht. Damit sanken auch die Treibhausgasemissionen. Das Jahr 2020 hat dem Klima eine kurze Atempause gegönnt. Der Trend bleibt aber dennoch besorgniserregend. Bundesumweltministerin Svenja Schulze präsentierte hierzu Mitte März die neuesten Zahlen zu den Treibhausgasemissionen.

Nach Analysen des Umweltbundesamtes (UBA) wurden in 2020 exakt 8,7 Prozent weniger Treibhausgas emittiert. Die Minderung im Jahr 2020 sei – so das UBA - der größte jährliche Rückgang seit 1990. Die Treibhausgasemissionen sanken um 40,8 Prozent. Svenja Schulze berichtete begeistert, dass die deutschen Klimaziele damit übertroffen werden konnten. Selbstverständlich erwähnte sie Wirkungen von Corona, lobte allerdings gleichsam den insgesamt zukunftsweisenden Kurs der Bundesregierung. Deutschland sei mit dem Ausbau der Erneuerbaren, der Förderung von Elektromobilität und nachhaltigen Konjunkturprogrammen auf dem richtigen Weg.

Ganz ehrlich, haben Sie einen anderen Kommentar erwartet? Ich jedenfalls nicht. Es war abzusehen, dass die SPD-Politikerin aus den dramatischen weltweiten Klimaveränderungen noch immer nicht die dringend notwendigen Schlüsse zieht. Die deutschen Klimaziele bleiben in Anbetracht der weiter fortschreitenden, existenzbedrohenden Erderhitzung miserabel. 

Im EEG 2021 lesen wir außerdem, dass Deutschland bis 2030 den EE-Anteil nur auf 65 % des Strombedarfs am Bruttostromverbrauch steigern möchte. Das ist ambitionslos und ignoriert die umfassenden Potenziale von Wind und Solar. Dazu kommt, dass die EEG-Zielsetzung auf viel zu geringen Annahmen des Bruttostromverbrauchs basiert. Die Umstellung der Wärmeversorgung und des Verkehrssektors sowie dem Auf- und Ausbau der Speicher und der Notwendigkeit der CO2-Rückholung wurden nicht einkalkuliert. 

Dabei sind Strategien, ordnungspolitische Vorgaben und konsistente, auf das Klimaziel ausgerichtete Visionen für eine beschleunigte und alle Sektoren umspannende Erneuerbare Energieversorgung drängender denn je. Und es braucht Mut zu Veränderungen unseres Wirtschaftens - vor allem in der Politik. Maßlosigkeit im Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen müssen effizienten und suffizientem Verhalten Platz machen. Die Coronakrise ist ein gutes Beispiel. Der größte Teil der coronabedingten Konjunkturpakete wurde nur ungenügend an ökologische Auflagen geknüpft. 

Denn eins ist klar: Wir alle wissen - der aktuelle Rückgang der Treibhausgase ist nicht mehr als ein Wimpernschlag für das Weltklima. Wir brauchen viel mehr!