Mieterstrom im Contracting
In den letzten Jahren haben sich verschiedene Mieterstrom-Modelle entwickelt, die endlich auch Bewohner:innen von Mehrparteienhäusern an den Vorteilen der Energiewende teilhaben lassen. Aber welche Lösung ist wann die Beste? In den letzten zehn Jahren hat Mieterstrom-Pionier naturstrom bundesweit verschiedenste Vor-Ort-Versorgungskonzepte umgesetzt und weiß, welche Abwägungen notwendig und welche Modelle lohnend sind.
Zu Beginn eines jeden Mieterstrom-Projekts steht der Gebäudeeigentümer vor einer zentralen Frage: Wie viel Arbeit und Verantwortung will ich übernehmen? In vielen Fällen ist die Sache klar: so wenig wie möglich – verständlicherweise. Modelle, in denen die Eigentümer:innen selbst einen großen Teil der anstehenden Aufgaben übernehmen, bleiben daher meist die Ausnahme. Bei naturstrom, einem der Marktführer im Mieterstrom-Segment, haben sich vor allem zwei Modelle etabliert: das vollumfängliche Energieliefer-Contracting und das Contracting im sogenannten Basismodell.
Contracting im Rundum-sorglos-Paket?
Ein Paradebeispiel für solare Versorgung ist in Tübingen, südlich des Güterbahnhofs, zu bestaunen: Auf zehn Hektar tummeln sich 13 Gebäude mit 160 Wohn- und vier Gewerbeeinheiten. Photovoltaikmodule mit einer Gesamtleistung von rund 230 kWp schimmern auf den Dächern.
Der erzeugte Strom – mit etwa 210.000 kWh pro Jahr mehr als die Hälfte des lokalen Bedarfs – fließt in das quartierseigene Stromnetz und steht so allen Parteien im Quartier als vergünstigter Mieterstrom-Tarif zur Verfügung. Bei Bedarf liefert naturstrom ergänzend echten Ökostrom aus dem Netz und stellt so die Stromversorgung zu 100 % aus Erneuerbaren Energien sicher. Beim 2018 realisierten Projekt ist Deutschlands größter unabhängiger Öko-Energieversorger seit Beginn Mieterstrom-Partner des Entwicklers pro.b Wohnungsbau. Im Falle des hier gewählten Energieliefer-Contractings bedeutet das, dass sämtliche Aufgaben übernommen werden: Angefangen bei der Finanzierung und Installation, über die Anmeldung bei Bundesnetzagentur und Netzbetreiber, bis hin zur Rechnungsstellung, steuerlichen Abwicklung und dem Betrieb der Erzeugungsanlagen. Alles übernimmt naturstrom und pachtet dafür die Dachflächen des Quartiers. Grundlage sind langfristige Verträge mit der Wohnungsbaugesellschaft, die in der Regel eine Laufzeit von 21 Jahren haben. Die Erzeugungsanlagen sind dabei Eigentum von naturstrom.
Die Vorteile des Angebots haben nicht nur die Gebäudeeigentümer:innen überzeugt: 88 % aller Haushalte im Quartier beziehen den vergünstigten Mieterstrom-Tarif und profitieren so von der solaren Vor-Ort-Erzeugung ihres Viertels.
© naturstrom AG/D.Czech | Abb 1 ― Dachintegrierte Photovoltaikmodule auf den 84 Doppel- und Reihenhäusern liefern im Quartier KOKONI ONE
Risiko mindert Rendite
Doch nicht immer geht die Rechnung so gut auf. Der Contractor trägt das alleinige unternehmerische Risiko. Und dieses ist nicht zu unterschätzen: Während Neubau-Projekte wie in Tübingen nicht selten eine Teilnahme-Quote am Mieterstrom von 90 % erreichen, liegt diese in Bestandsgebäuden oft bei weniger als 20 %. Der Hintergrund? Viele Bewohner:innen haben keine Lust sich mit einem Anbieterwechsel zu beschäftigen, wenn sie sich nicht ohnehin im Rahmen eines Umzugs damit befassen müssen. Dies macht die gegenüber einem Volleinspeise-Modell technisch aufwändigere Vor-Ort-Versorgung unrentabel. Manche Contracting-Projekte können daher nur mithilfe von Investitionszuschüssen der Immobilieneigentümer:innen umgesetzt werden. Grundsätzlich lohnen sich die meisten Mieterstrom-Projekte im Energieliefer-Contracting daher erst ab circa 50 Wohneinheiten.
Geteilte Verantwortung für mehr Ertrag
Für kleinere Gemeinschaften bietet naturstrom auch eine einfache und gleichzeitig attraktive Möglichkeit an: das Contracting im sogenannten Basismodell. Dieses unterscheidet sich vor allem in einem Punkt. Denn hier lässt naturstrom die Gebäudeeigentümer:innen oder einen anderen Dritten, wie z.B. eine Bürgerenergiegenossenschaft, die Photovoltaikanlage finanzieren und betreiben. Dieser unweigerliche Mehraufwand rentiert sich jedoch gleich mehrfach – für alle Parteien: Zum einen reduziert sich so das alleingetragene Risiko des Contracting-Partnerunternehmens, was im Umkehrschluss höhere Renditen für die Eigentümer:innen bzw. auch noch Einnahmen für eine dritte Partei ermöglicht. Zum anderen reduziert sich der administrative Aufwand, da nun ggf. keine Gestattungsverträge oder Dienstbarkeitseintragungen im Grundbuch nötig sind. Die Umstände für den Gebäudeeigner halten sich gleichzeitig immer noch in klaren Grenzen. Der Aufwand entspricht in etwa dem einer klassischen Einspeiseanlage, nur verdient wird deutlich mehr als mit der festgelegten staatlichen Einspeisevergütung. Als Mieterstrom-Partner übernimmt naturstrom auch hier sämtliche administrativen Aufgaben und kauft den gesamten im Haus erzeugten und gleichzeitig verbrauchten Solarstrom ab. Dieser wird dann an die Bewohner:innen als Vollversorgungstarif weitervermarktet. Das heißt, selbst wenn die Sonne nicht scheint, gibt’s echten Ökostrom aus Deutschland für die Mieterstrom-Kund:innen.
So gewinnen neben dem Klima auch alle Beteiligten: Eigentümer:innen erhalten höhere Stromerlöse vom Unternehmen, das wiederrum ein geringeres Risiko tragen muss, und die Kund:innen profitieren von günstigen Stromtarifen, da günstiger Solarstrom vom Dach Teil des Tarifs ist und für diese Mengen keine Netzentgelte anfallen. In der Regel liegen die Endkundenpreise unterhalb des Wettbewerbs, gemäß gesetzlicher Vorgabe verpflichtend mindestens zehn Prozent unter den lokalen Grundversorgungstarifen.
Mehr als nur Haushaltsstrom
Welche weitreichenden Möglichkeiten sich mittels des Basismodells bieten, zeigt beispielhaft das Quartier KOKONI ONE in Berlin: Dort sind dachintegrierte Photovoltaikanlagen auf den 84 Doppel- und Reihenhäusern mit einer Gesamtleistung von über 410 kWp technisch und energiewirtschaftlich in einer Kundenanlage zusammengefasst. Diese bildet das Herz des dortigen Energiekonzepts, das weit über die Stromversorgung hinausreicht. Denn der lokale Ökostrom landet nicht nur in den angeschlossenen Haushalten und im öffentlichen Netz, sondern auch in der gemeinsamen Heizzentrale der Wohnsiedlung, wo zwei Erdwärmepumpen für Heizung und Kühlung sorgen.
Für diese in Zukunft wegweisende Kopplung verschiedener Energiesektoren bieten beide Contracting-Modelle von naturstrom ideale Voraussetzungen. Angesichts der notwendigen und immer weiter voranschreitenden Elektrifizierung der Wärme- und Mobilitätssektoren ein weiteres wesentliches Argument für Mieterstrom. Die Potenziale sind da und für jeden Fall gibt es das richtige Modell.