Datum: 25.07.02
Weltpolitische Bedeutung der 100%-Frage
Die Beurteilung des Potentials der Erneuerbaren Energien wird zu einer Frage von Krieg oder FriedenAngesichts der weltpolitischen Ereignisse und Entwicklungen scheint es dringend geboten, die Entscheidungsgrundlagen der westlichen Politik zu überprüfen und insbesondere mit der US-Amerikanischen Regierung abzustimmen. Die Energiefrage spielt in diesem Zusammenhang eine beunruhigendere vorrangige Rolle. Die Bush-Regierung geht völlig zutreffend von einem wachsenden Energiebedarf der Menschheit aus und davon, dass die konventionellen Energiereserven der Erde über kurz oder lang zu Ende gehen. Andererseits aber geht die Bush-Regierung - wie wir meinen, unzutreffenderweise - davon aus, dass die erneuerbaren Energien aus Sonne, Wind, Wasserkraft und Biomasse niemals den Weltenergiebedarf zu einem nennenswerten Anteil werden decken können.
Wer von diesem Wissensstand ausgeht, sieht zwangsläufig ohne jede Hoffnung dem unvermeidlichen Zusammenbruch der technischen Zivilisation entgegen. Gerade eine hoch technisierte Nation kann dies leicht als eine Katastrophe ansehen, zu deren Abwehr jedes Mittel erlaubt zu sein scheint.
Wer das Wohlergehen der eigenen Bevölkerung als vorrangig gegenüber anderen Völkern ansieht, der kann (muss?) dann den Schwerpunkt seiner politischen Anstrengungen auf das Ziel richten, die Energieversorgung wenigstens für sein Land so lange wie möglich zu sichern, selbst wenn dies zu Kriegen oder zur Klimakatastrophe führt. So verfährt denn auch die Bush-Administration. Ihre Sabotage an den Klimakonferenzen ist ein deutlicher Beleg. Das Tragische an dieser Situation ist, dass die Eingangsvoraussetzung falsch ist! Die ganze Tragik wird erst deutlich, wenn man von der - uns inzwischen selbstverständlichen - Erkenntnis ausgeht, dass die Erneuerbaren Energien zu 100% die Nachfolge der konventionellen Energien antreten können.
Wenn man davon ausgeht, dass man den Energiebedarf der ganzen Menschheit in absehbarer Zeit und zu erträglichen Kosten aus den Erneuerbaren Energien decken kann, dann verschieben sich die Prioritäten des politischen Handelns! Müsste dann nicht alles daran gesetzt werden, die Energiegewinnung aus den erneuerbaren Energien zur Marktreife zu führen und sich auf diese Weise aus der Abhängigkeit von den Erdöl- und Kohlereserven zu befreien? Wäre die Sicherung der Energieversorgung im fernen Ausland dann überhaupt noch notwendig? Könnten die Emissionen von Kohlendioxid dann nicht ohne Einbuße des Wohlstandes fast auf Null gesenkt werden?
Dieses Gedankenspiel demonstriert, wie wichtig die Frage ist, ob eine 100% Energieversorgung aus Erneuerbaren Energien möglich ist oder nicht. Es zeigt auch die ungeheure Verantwortung auf, die derjenige - vielfach unwissentlich - übernimmt, der diese Frage verneint.
Wir sehen es deshalb als eine der wichtigsten Aufgaben aller Organisationen an, die sich mit erneuerbaren Energien befassen, dass sie das Wissen über die Möglichkeit einer 100% Energieversorgung mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln in die Öffentlichkeit bringen. Dies ist inzwischen eine Frage von Krieg und Frieden.