Datum: 19.07.2005

Merkels Vorurteile gegen Erneuerbare Energien

Von Wolf von Fabeck
Geschäftsführer im Solarenergie-Förderverein Deutschland

Eine der ersten öffentlichen Aussagen von Angela Merkel in einem Radio-Interview als frischgebackene Umwelministerin der Regierung Kohl lautete: „Sonne, Wasser oder Wind können auch langfristig nicht mehr als 4 Prozent unseres Strombedarfs decken.“ Dieser Spruch stammte ursprünglich wörtlich aus einer ganzseitigen Werbeanzeige der Stromwirtschaft vom 1.1.1993, die in allen großen Tageszeitungen erschienen war (siehe Solarbrief 1/97, 1. Auflage, Seite 34 oder unter http://www.sfv.de/briefe/brief97_1/sob97135.htm).

Obwohl die Erneuerbaren inzwischen 10 % des Deutschen Strombedarfs erzeugen und weitere Marktanteile gewinnen, hat Angela Merkel ihre Vorurteile gegen die Erneuerbaren Energien nicht aufgegeben. Beim Verbandstag der Elektrizitätswirtschaft warnte sie jetzt mit Blick auf Erneuerbare Energien vor hohen Erwartungen. Sie halte es für wenig realistisch, dass deren Anteil von zehn Prozent bis 2020 auf 20 Prozent ansteigt (SZ, 9.6.05).

Ihre Abneigung gegen die Erneuerbaren begründet sie mit deren angeblich hohen Kosten. Auch hier übernimmt sie ungeprüft die Falschaussagen der Stromwirtschaft, die um den Absatz von Kohle- und Atomstrom fürchtet. Merkel bedenkt nicht, dass die deutsche Wirtschaft dem vorhersehbaren Anstieg der Preise für konventionelle Energien nur dann entgehen kann, wenn sie sich möglichst rasch von Energieimporten unabhängig macht. Dazu muss aber die Markteinführung der Erneuerbaren Energien beschleunigt - nicht gebremst - werden!

Merke:
Ausgaben für die Markteinführung der Erneuerbaren Energien schaffen Arbeitsplätze. Erneuerbare Energien werden durch Markteinführung billiger. Ausgaben für Import von Erdöl, Erdgas, Steinkohle und Uran fließen ins Ausland und werden der deutschen Wirtschaft entzogen. Fossile Energien werden durch weltweiten Anstieg der Nachfrage immer teurer.

 

Das Fräulein stand am Meere und seufzte lang und bang.
Es rührte sie so sehre der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein sei´n sie munter, das ist ein altes Stück:
Hier vorne geht sie unter und kehrt von hinten zurück.

Heinrich Heine