Schutzimpfung gegen die finale Ölkrise
Wolf von Fabeck
Der Konjunktureinbruch in Folge der OPEC-Fördermengendrosselung in den Jahren 1973 bis 1975 ist vielen Wirtschaftsfachleuten noch in warnender Erinnerung. Eine Drosselung der Erdölproduktion führte zu einem Ölpreisanstieg und zu einem massiven Rückgang des Bruttoinlandprodukts. Deses Ereignis hat sich in verkürzter Form dem Gedächtnis der Politiker eingeprägt: Anstieg des Mineralölpreises bedeutet Verminderung des Wachstums.
Viele Politiker sehen deshalb in jedem Anstieg der Mineralölpreise den Auslöser für eine wirtschaftliche und soziale Katastrophe. Energiesteuern, die natürlich auch zum Anstieg der Mineralölpreise führen, kommen deshalb für sie überhaupt nicht in Frage.
Zwei entscheidende Unterschiede werden dabei nicht bedacht:
- Bei einem knappheits- oder spekulationsbedingten Anstieg der Rohölpreise fließt das Geld ins Ausland ab und geht der Volkswirtschaft verloren.
Bei einem Anstieg der Mineralöl-Endverbrauchspreise infolge höherer Energiesteuern bleiben die Mehreinnahmen im Lande. Die Konjunktur erleidet keinen Nachteil.
- Ein knappheits- oder spekulationsbedingter Anstieg der Rohölpreise erfolgt unkalkulierbar - mit extremen Preisschwankungen und einem Wechselbad aus Panik und Hoffnungen. Dies ist Gift für eine planvolle Umstellung der Volkswirtschaft! Durch Fehlallokationen gehen Vermögenswerte verloren.
Ein Anstieg des Mineralöl-Endverbraucherpreises durch Erhöhung der Energiesteuern hingegen erfolgt kontinuierlich und im Voraus angekündigt, so dass die Wirtschaft ihre Planungen darauf einstellen kann und bei den wirtschaftlichen Veränderungen nur wenig Verluste auftreten. Ein Anstieg der Mineralöl-Endverbraucherpreise durch Energiesteuern ist in seinen Auswirkungen demnach überhaupt nicht mit den gefürchteten Folgen der Preisausschläge auf dem internationalen Markt für Rohöl vergleichbar.
Und nun ein Blick auf die zukünftige Entwicklung:
Die Nachfrage nach Erdöl nimmt weltweit zu. Bisher ist es aber immer noch gelungen, die Fördermengen an die steigende Nachfrage anzupassen; die bisherigen Rohölpreissteigerungen waren deshalb nur ein harmloser Vorgeschmack von dem, was die Weltwirtschaft erwartet, wenn die Fördermengen nicht mehr gesteigert werden können, sondern wieder zurückgehen. Dies kann schon in wenigen Jahren geschehen. Wer sich jetzt noch damit beruhigt, dass eine magische Grenze von 60 Dollar pro Barrel wohl niemals überschritten werden wird, der wird dann lernen müssen, dass es in der letzten, der finalen Ölkrise überhaupt keine obere Preisgrenze gibt, denn für Energie zum Überleben wird jeder Preis gezahlt. Die kommende Weltwirtschaftskrise ist deshalb bereits vorgezeichnet. Wir haben nicht mehr viel Zeit, uns auf sie vorzubereiten.Chancen für nationale Alleingänge
In dieser uns noch gegebenen Frist liegt aber auch eine große Chance für nationale Alleingänge. Eine Volkswirtschaft, die sich RECHTZEITIG durch kontinuierliche Erhöhung der Energiesteuern (und durch das Erneuerbare-Energien- Gesetz) auf die kommenden Ereignisse einstellt, ist besser gerüstet. Sie geht sparsamer mit dem Öl um, hat bereits Erneuerbare Energien in den Markt eingeführt und ihre Produktionsbetriebe auf grundstoff- und energiesparende Verfahren umgestellt. Und - nicht zu vergessen - sie hat neue Arbeitsplätze geschaffen und damit ihr Sozialgefüge stabilisiert. Der Vergleich mit einer Schutzimpfung beim Heranrollen einer Grippewelle liegt nahe. Durch Impfung mit abgeschwächten Erregern wird der Organismus dazu gebracht, Abwehrkräfte zu entwickeln.Energiesparen, Energieeffizienz, Erneuerbare Energien
Erneuerbare Energien werden durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz und eine Baupflicht für Solaranlagen in den Markt eingeführt. Steigende Energiesteuern sind das Mittel der Wahl für die ersten beiden Es.
Alle drei Es zum Schutz der deutschen Volkswirtschaft durchzusetzen, ist Aufgabe einer vorsorgenden Politik.