Einsatz für Erneuerbare Energien ist Friedensdienst
Editorial zum Solarbrief 3/01 von Wolf von Fabeckin den Wochen nach den Terroranschlägen in New York und Washington drängt sich unter dem Entsetzen und unter dem Mitgefühl mit den Opfern ein Gedanke hervor, den wir in normalen Zeiten nicht zu denken wagten:
Wie brüchig ist doch der Boden unserer Zivilisation! Jetzt wissen wir (wieder einmal), dass das "Undenkbare" doch wahr werden kann. Und prinzipiell ist kein Gedanke undenkbar.
Hören wir doch endlich auf mit dem Verdrängen!
Sprechen wir "es" lieber offen aus, damit wir noch eine Chance haben, Etwas dagegen zu tun. Sonst überrascht "es" uns irgendwann im Schlaf. Ein Anschlag auf eine der großen Energiekathedralen des Landes wäre die nächste Steigerung des terroristischen Wahnsinns. Wer Tschernobyl noch in Erinnerung hat, ahnt, was uns dann bevorstünde.
Die verantwortlichen (???) Betreiber der großen Leistungsreaktoren allerdings denken offenbar nur noch an das große Geld, das sie mit Atomstrom verdienen können. Die Manager bei der EnBW hatten - wie die Ereignisse am AKW Philippsburg zeigen - nicht einmal Skrupel, ihre Reaktoren nach dem Ausfall wichtiger Sicherheitseinrichtungen weiter laufen zu lassen.
Je zentralistischer die Strukturen der Energiewirtschaft sind, desto größer ist ihre und damit unsere Verwundbarkeit. Ich denke dabei nicht nur an hundert europäische Atomkraftwerke, sondern auch an die Erdgasleitungen von Sibirien nach Deutschland und an die Abhängigkeit vom Erdöl. Der zweite Turm des World- Trade-Center war noch nicht völlig eingestürzt, da hatten Panikkäufe den Rohölpreis schon um 11 Prozent in die Höhe getrieben.
Und das ist der zweite Gedanke, dem wir uns stellen müssen: Mit der Abhängigkeit von den konventionellen Energien wächst nicht nur die Verwundbarkeit der Zivilisation, es wächst auch die Gefahr von Kriegen um die letzten Ölreserven.
Deshalb lassen Sie sich nicht in Ihren Anstrengungen für die Energiewende entmutigen: Unser Einsatz für die dezentralisierten Erneuerbaren hat hohe Priorität, denn er vermindert die Gefahr weiterer Kriege und vermindert die Anfälligkeit unserer Zivilisation. Dieser Einsatz ist Friedensdienst und ist Dienst an der Überlebensfähigkeit der Menschheit!