FAZ - energiepolitisch kompetent?
Wir haben uns entschlossen, zukünftig auf dieser Internetseite solche Beispiele zu dokumentieren und richtig zu stellen. Es geht dabei ausschließlich um nachprüfbare Verstöße gegen das Gebot einer sorgfältigen Recherche.
Wir werden jeweils die fragliche Passage im Text optisch hervorheben und einen Link zu einer Richtigstellung setzen.
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Fehlinformation der F.A.Z. am 20.09.2004
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.09.2004/ Seite 11/ Ressort Wirtschaft/ Seitentitel Wirtschaft
Ausbau der Windkraft macht Stromausfälle wahrscheinlicher Erhebliche Investitionen für den Bau neuer Leitungen und Absicherung / Ergebnisse der DENA-Netzstudie kff. FRANKFURT. 19. September. durch den von der Bundesregierung geplanten weiteren Ausbau der Windkraft wird die Wahrscheinlichkeit großflächiger Versorgungsausfälle zunehmen. Das ist eines der Ergebnisse, die sich aus der sogenannten Dena-Netzstudie herauslesen lassen. Die Studie wurde im September 2003 von der Deutschen Energie Agentur (Dena) in Auftrag gegeben. Sie ist den technischen und wirtschaftlichen Perspektiven des Einsatzes der Windenergie und den Möglichkeiten einer Integration in das deutsche Versorgungsnetz gewidmet. Die Studie, die dieser Zeitung vorliegt, ist federführend vom Energiewirtschaftlichen Institut in Köln unter der Beteiligung von Windparkentwicklern, Anlagenherstellern, Netzbetreibern sowie dem Bundesumwelt- und dem Bundeswirtschaftsministerium verfasst worden. ... vollständiger Originalbeitrag der FAZ im Wortlaut (PDF-Datei) |
Zur Richtigstellung lassen wir ein Dementi des Auftraggebers folgen:
Pressemitteilung der Deutschen Energie Agentur
Redaktionelle Hervorhebung durch den SFV |
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Berlin, vom 20.09.04 Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) dementiert den am 20.09.04 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienenen Artikel "Ausbau der Windkraft macht Stromausfälle wahrscheinlicher" in allen wesentlichen Punkten. Die Informationen der F.A.Z. basieren auf einem vorläufigen Entwurf des Abschlussberichts mit Stand Juli 2004, der keinerlei Rückschlüsse auf die endgültigen Ergebnisse der Studie zulässt. "Schon die Überschrift ist schlichtweg falsch" stellt Stephan Kohler, Geschäftsführer der dena, fest. "Das Gegenteil ist der Fall: Die dena-Netzstudie wird Instrumente und Wege aufzeigen, die die Versorgungssicherheit unter Berücksichtigung von zunehmender Windenergieleistung auf heutigem Niveau gewährleistet. Es entbehrt also jeder sachlichen Grundlage, dass der geplante Ausbau der Windkraft Stromausfälle zukünftig wahrscheinlicher macht." Richtig ist vielmehr, dass aufgrund des vorläufigen Entwurfs des Abschlussberichts ein umfangreicher Katalog von klärungsbedürftigen Punkten vereinbart wurde, die die beauftragten Gutachter noch zu bearbeiten haben. Zudem ist auch die studienbegleitende Plausibilitätsprüfung noch nicht abgeschlossen. Da die Studie in ihrer endgültigen Form voraussichtlich Anfang 2005 vorliegen wird, lassen sich zurzeit keine gesicherten Aussagen "herauslesen". Die inhaltlich korrekte Berichterstattung über einzelne Erkenntnisse und Ergebnisse ist nicht vorab, sondern erst nach Erscheinen einer Studie möglich - das sollte auch der F.A.Z. bekannt sein. Pressekontakt: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) - Stephan Kohler - Chausseestraße 128a - D-10115 Berlin Fon 030-7261656-11 - kohler@deutsche-energie-agentur.de |
Fazit
Der F.A.Z. hat somit aus der ablehnenden Stellungnahme eines der verschiedenen beauftragten Gutachter ein negatives Endergebnis herausgelesen, was genauso abwegig ist, als würde ein Prozessbeobachter das Pladoyer der Anklage mit dem endgültigen Gerichtsurteil verwechseln.Fehlinformation der F.A.Z. am 04.06.2004
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.06.2004, Nr. 128 / Seite 1
Kommentar - Rechnung von der Sonne Die weltweite Unruhe über die Ölpreisentwicklung kommt den Gastgebern der Bonner Konferenz "Renewables 2004" wie gerufen: Selten haben die erneuerbaren Energien so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, selten schienen sie so gebraucht zu werden wie heute. Schon lange weiß man, daß sich die Menschheit nach umweltschonenderen Energiequellen und nach intelligenteren Methoden der Energiegewinnung umsehen muß, weil die fossilen Vorräte zur Neige gehen und sie zum Verbrennen ohnehin zu schade sind. Die Frage ist nur, ob die Zukunft tatsächlich der Sonne, dem Wind und der Biomasse gehört. Auf der Konferenz der Gleichgesinnten waren sich da alle - vom Gastgeber Schröder bis zum Delegierten aus Vanuatu - einig, daß es so sei. Solange die Herstellung von Solarzellen mehr Energie verschlingt, als diese im Lauf ihrer Betriebszeit produzieren können, und jede Kilowattstunde Sonnenstrom mit dem Zehnfachen ihres Marktpreises subventioniert werden muß, darf man das bezweifeln. Die Befürworter der alternativen Energien haben sich deshalb eine ganze Reihe von Ersatzbegründungen einfallen lassen: Erneuerbare Energien dienten nicht nur dem Weltfrieden, wie Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul meint, "weil um die Sonne keine Kriege geführt werden", sie hülfen auch, die Armut in der Dritten Welt zu bekämpfen, und schüfen Arbeitsplätze. Vor allem brauchten wir sie, um die Erde vor einem drohenden Klimakollaps zu bewahren. Doch wie sollen es sich Entwicklungsländer, die zu arm sind, um ihren Energiebedarf mit den vergleichsweise billigen fossilen Brennstoffen zu decken, leisten können, ihren Strom mit störanfälligen und kurzlebigen Sonnen- und Windmaschinen zu produzieren? Die Deutschen haben im vergangenen Jahr 57 Milliarden Euro Steuern und 1,9 Milliarden Euro Einspeisevergütung auf ihren Energieverbrauch bezahlt. Davon konnten viele Arbeitsplätze in einer politisch erwünschten Branche finanziert werden und obendrein noch zwei Milliarden Euro Subventionen für die heimische Steinkohle. Die Feuerprobe für die "Alternativen" kommt, wenn das Öl und - wie gleichfalls politisch gewünscht - die Atomenergie nicht mehr als Dukatenesel zur Verfügung stehen. Dann schickt die Sonne doch eine Rechnung. |
Richtigstellung:
Zitat: "Solange die Herstellung von Solarzellen mehr Energie verschlingt, als diese im Lauf ihrer Betriebszeit produzieren können, ..."Hier werden die FAZ-Leser in einem scheinbar bedeutungslosen Nebensatz über eine wichtige Tatsache grundlegend falsch informiert. Der Leser zieht daraus den vernichtenden Schluss: Solarzellen sind prinzipiell ungeeignet, das Energieproblem zu lösen.
Dass es sich aber um eine fundamentale Fehlinformation handelt, sollte für jeden Journalisten, der das Handwerk der Recherche gelernt hat, leicht festzustellen sein: Der Energierücklauf bzw. die energetische Amortisation von Solarzellen wurde in drei Studien untersucht. Die älteste liegt bereits 15 Jahre zurück. Alle drei Studien kommen übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass Solarzellen in ihrer 20-jährigen Betriebszeit unter mitteleuropäischen Klimabedingungen erheblich mehr Energie liefern, als zu ihrer Produktion benötigt wurde.
Nachfolgend die Quellenangaben
- Gerd Hagedorn et al. "Kumulierter Energieverbrauch für die Herstellung von Solarzellen und photovoltaischen Kraftwerken" Forschungsstelle für Energiewirtschaft, München Juli 1989
- 1991 Palz und Zibetta "Energy pay-back time" Studie im Auftrag der Europäischen Kommission
- "Ausbau der Photovoltaik in Hamburg - Technik, Wirtschaftlichkeit und Fördermodelle" Studie der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) gemeinsam mit dem Öko-Institut Freiburg im Auftrag der Hamburger Electricitätswerke im April 1995
Abschließend noch ein kurzer Auszug aus der letztgenannten Studie, Zusammenfassung, Seite 2:
"Die energetische Amortisationszeit netzgekoppelter photovoltaischer Systeme liegt derzeit bei einem energetischen Ertrag von 1.000 kWh/kWp und einer Anlagennutzungsdauer von 20 Jahren je nach verwendeter Modultechnik zwischen 3 und 7 Jahren. Infolge einer besseren Auslastung der verfügbaren Fertigungskapazitäten und verbesserter Herstellungsverfahren werden sich die energetischen Amortisationszeiten zukünftig weiter reduzieren. (...)"