Horror in Möglenz
vom 31.03.2001
Sehr geehrte Umweltfreunde,
vorab zu dieser Horrormail eine persönliche Anmerkung:
Die Solarenergie - soweit sie auf bereits versiegelten
Flächen genutzt wird, hat glücklicherweise keine
Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung.
Es ist deshalb ein Erlebnis besonderer Art, wenn man
die künstlich geschürten Ängste gegenüber der Windenergie
beobachten kann. Besonders tut sich da der Bundesverband
Landschaftsschutz (BLS) hervor, der das Werkzeug der
Demagogie meisterhaft beherrscht.
Wir haben bereits im Solarbrief 4/97 auf etliche vom BLS
gestreute Vorurteile sachlich und ausführlich geantwortet.
Wenn Windräder so dicht in der Nähe von bewohnten Häusern
errichtet werden, dass man die Geräusche hören kann, so
handelt es sich allerdings tatsächlich um eine Belästigung.
Die Betreiber solcher Anlagen tun den erneuerbaren Energien
keinen Gefallen. Doch in den allermeisten Fällen sind das
Ausnahmen.
Bei dem folgenden Machwerk erübrigt sich in unserem Kreis
ein ins einzeln gehender Kommentar. Aber es bleibt doch
ein gewisses Erstaunen, wie willig Zeitungsredakteure solche
Vorurteile weiter verbreiten.
Mit leichtem Schaudern und freundlichen Grüßen
Wolf von Fabeck
Lausitzer Rundschau, 30.03.2001
Bürger-Initiative gegen Windkraft-Anlagen
Die neuen Windräder in Möglenz machen nicht nur die
Kühe verrückt sondern auch die Menschen. Während
die ersten nur panisch ihren Fluchtinstinkten
folgen, wollen sich die zweiten jetzt wehren.
(Anmerkung des SFV: BSE?)
Bedrohlich wälzt sich eine Herde von 250 wild
gewordenen Rindern Richtung Siedlung. Nein, nicht
im Wilden Westen, sondern in Möglenz. Mitten im
Elbe-Elster-Kreis. Und der Staubwolke sitzen keine
peitschenschwingenden Cowboys im Nacken. Hinter ihr
schlenkern vier Giganten bedrohlich mit den
Riesenarmen.
Holger Teichert, Chef der Möglenzer Mutterkuh GmbH,
hat Teile seiner Herde bereits so erlebt. Panisch
und aggressiv, aufgeschreckt von den neuen
Windmühlen am Dorfrand, eine Gefahr für den
Verkehr, für die angrenzenden Ackerflächen und
wenn es dumm kommt, für den Ort. Ihm bangt schon
jetzt vor dem Weideabtrieb im Herbst, wenn er mit
allen seinen Tieren an den flügelschlagenden
Ungeheuern vorbei muss: "Wenn die Tiere das ganze
Jahr draußen sind, werden die wieder ähnlich scheu,
wie ihre wilden Vorfahren. Und dann sind sie kaum
noch zu bändigen." Teichert hat sich gewehrt, als
die Stadt Bad Liebenwerda die Standorte für die
Windräder auswies. So wie sein Kollege von der
Mühlberger Agrar GmbH. "Die Mühlen zerstückeln
unsere Flächen. Da müssen wir zwölf bis 14 Mal im
Jahr drüber. Und jedes Mal haben wir dabei
Schwierigkeiten mit unserer Technik, so dass große
Teile verunkrauten, weil wir nicht rankommen",
klagt Bereichsleiter Wilfried Merke.
"Auch wenn sie heute murren, die Landwirte haben
die Standorte in der Diskussion damals schließlich
akzeptiert", erklärt Bauamtsleiter Matthias
Gorisch. "Denn woanders war kein Platz, dahinter
liegen Erstaufforstungsflächen. An die durften
wir nicht näher ran."
Ein Argument, dass die Möglenzer Bürger um keinen
Preis akzeptieren wollen. "Das ist so ein Krach,
ich kann nachts das Fenster nicht mehr aufmachen",
klagt Nachbar Volker Effland. "Und wenn die ihre
Relais schalten, das klingt wie eine Explosion."
Das ganze Dorfbild sei zudem ruiniert. "Früher war
der Kirchturm das höchste Gebäude im Ort. Heute
sind es die landschaftszerstörenden Windkraftspargel
mit ihren Nachtblinkern."
Und Thomas Heine, der gerade baut, ärgert sich:
"Mit dem Krach ist mein Grundstück nur noch halb so
viel wert." Auch Tischlermeisterin Ilona Jost ist
betroffen: "Da dreht man durch. Den ganzen Tag das
monotone Flag-Flag-Flag, jeden Morgen die zischenden
Schatten und jeden Abend der Diskoeffekt
blitzender Flügel. Da müssen sie mal versuchen, zu
arbeiten."
Selbst am anderen Ende des Dorfes seien die
Geräusche zu hören, bestätigt Helga Klodner. Das
wollen die Möglenzer nicht länger hinnehmen. "Die
Mühlen stehen viel zu nah am Ortsrand. Die müssen
wieder weg. Wir gründen eine Bürgerinitiative",
kündigte Volker Effland jetzt an.
Ortsvorsteher Günter Lindner unterstützt die
Initiative. Er macht sich Vorwürfe, dass er seine
Bürger bei der Auslegung des Flächennutzungsplanes
nicht nachdrücklich genug auf die drohende Gefahr
aufmerksam gemacht hat, und er räumt ein: "Das
sieht natürlich auf dem Papier ganz anders aus als
nachher in der Wirklichkeit. Richtig überblickt
habe ich das damals auch nicht."
Der Meißner Investor Klaus-Peter Jachmann bedauert
den Ärger der Möglenzer.
Doch er beruft sich auf die Rechtslage. Es habe ein
ordentliches Planungs- und Baugenehmigungsverfahren
gegegeben. Danach habe das Bauordnungsamt des
Landratsamtes bestätigt, das die Lärm-Grenzwerte
eingehalten werden und die vorgeschriebenen
Abstände zur nächsten Bebauung. "Ich hätte doch
keine acht Millionen Mark investiert, wenn der
Rahmen dafür nicht stimmt."
Die Möglenzer zweifeln an der behaupteten
Gesetzeslage. Die damit begründete Baugenehmigung
wollen sie nun mit einem Rechtsbeistand anfechten.
Die Chancen dafür stehen schlecht. "Die
Entscheidung fiel in einem ordentlichen Verfahren",
erklärt Bauamtsleiter Matthias Gorisch. Darin habe
man nach dem optimalen Ausgleich gesucht. "Hätten
sich die Bürger damals so engagiert, wie heute,
hätten sie die Standorte durchaus kippen können."
Das hätte allerdings seinen Preis gehabt. "Ohne die
Festlegung von Windkraft-Flächen durch uns, hätte
das Landratsamt östlich von Möglenz an jeder
beliebigen Stelle Windkraftanlagen genehmigen
können. Das haben wir so verhindert", erklärt
Bürgermeister Horst Große.
Die Möglenzer Bürgerinitiative kehrt diese
Argumentation hingegen um. Volker Effland
schlussfolgert: "Wenn das Landratsamt überall, also
auch an anderen Orten hätte Mühlen-Standorte
ausweisen können, dann muss es auch für Bad
Liebenwerda Alternativen zu den jetzigen Standorten
gegeben haben."
Lutz Bittner