Datum: 20.12.2000

Rechthaberei beim Thema Ökostrom?


von Wolf von Fabeck
Geschäftsführer im Solarenergie-Förderverein Deutschland


Sehr geehrte Umweltfreunde,


auf unsere verschiedenen Rundmails zum Thema 'Ökostromhandel' haben wir viel Zustimmung erfahren. Aber auch ablehnende Reaktionen blieben nicht aus; sie beanstandeten im Wesentlichen nicht unsere Sachargumente, sondern forderten uns zu mehr Toleranz auf.

Manche unserer Leser mögen ähnlich denken; ich will deshalb in allgemeiner Form antworten:


Wir sind nicht nur davon überzeugt, dass der 'Ökostromhandel' nichts bringt - dabei könnten wir es ja noch bewenden lassen - sondern wir sind davon überzeugt, dass er erheblichen Schaden anrichtet (Rundmails Nr. 75, 77, 81 und 82 sowie Euromail 3 und 4).


Was bringt es denn, wenn 'Ökostromhändler' opferbereite Menschen auf einen Weg locken, der das anvisierte Ziel überhaupt nicht erreichen kann?...
"Bewusstseinsbildung"? "Gewissensberuhigung"?...
Ja, gewiss - für eine kurze Zeit; dann aber doch nur noch Enttäuschung und Zorn auf die falschen Berater!


Wir aus der Energiewende-Szene (Viele unserer Leser sind da inbegriffen!) haben aufgrund jahrelanger Beschäftigung mit dem Thema etwas mehr Einblick in die Zusammenhänge. Deshalb tragen wir nicht nur eine erhebliche Verantwortung für die Empfehlungen, die wir weitergeben, sondern auch dafür, wenn wir Warnungen unterlassen.

Deswegen halte ich es nicht für Rechthaberei, wenn wir vor Gefahren warnen, die wir als real ansehen.


Eine Analyse der realen Verhältnisse im nationalen und internationalen Strommarkt ergibt nun einmal, dass die Energiewende nicht durch 'Ökostromhandel' erreichbar ist! Die Analyse ergibt sogar, dass die Energiewende durch 'Ökostromhandel' verzögert wird.

'Ökostromhandel' räumt der konventionellen Energiewirtschaft vielfältige - nicht kontrollierbare - Möglichkeiten ein, den guten Willen der Stromverbraucher gewinnbringend auszunutzen und sogar noch den Strom aus den konventionellen Kraftwerken billiger zu verkaufen.
'Ökostromhandel' liefert den Wölfen jede Menge Schafspelze.
Davor warnen wir!


Bis zur vollständigen Energiewende ist es noch ein weiter Weg. Der oben erwähnten Verantwortung können wir nur gerecht werden, wenn wir immer wieder von neuem alle Möglichkeiten nutzen, uns von der Befahrbarkeit der vor uns liegenden Strecke zu überzeugen. Wir sind sozusagen die Lotsen. Wehe uns, wenn wir Klippen oder Eisberge übersehen!

Deshalb - sollten wir Gedankenfehler gemacht haben - wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns das mit einer sachlichen Begründung mitteilen würden. Die ständig weitergeführte vorurteilsfreie Diskussion gehört ja zu unserem (und wahrscheinlich auch zu Ihrem) Geschäft. Ich glaube allerdings kaum, dass wir eine harmlose Nebelbank mit einem gefährlichen Eisberg verwechselt haben.


Mit freundlichen Grüßen
Wolf von Fabeck