Datum: 19.12.2000
Persönlicher Atomausstieg -
wirtschaftlich sinn- und folgenlos!
Zusammenfassung: Wenn 60 Prozent der Deutschen atomfreien Strom kaufen würden, gäbe es immer noch 40 Prozent, die bereit sind, den verbleibenden Strom ohne Rücksicht auf seine Herkunft zu kaufen und zu bezahlen.
Da die deutschen Atomkraftwerke noch nicht einmal 40 Prozent Strom erzeugen können, sondern nur etwa 30 Prozent, würden sie weiterhin ihre gesamte Stromproduktion mit dem üblichen Gewinn verkaufen können.
Gezielter Stromhandel ist demnach nicht einmal in der Lage, die Produktion auch nur einer einzigen Kilowattstunde Atomstrom zu verhindern.
Im Einzelnen:
Manche Umweltfreunde behaupten, es könne gelingen, durch gezielten Stromeinkauf (keinen Atomstrom kaufen) die Atomenergie in Deutschland "auszutrocknen".
Die hier zitierte Hoffnung geht leider an den Realitäten vorbei. Dazu eine überschlägige Berechnung, die sich auf zwei vereinfachende Annahmen stützt:
Annahme 1:
60 Prozent aller Deutschen wären bereit, Strom nur noch bei Händlern zu kaufen, die atomfreien Strom anbieten. Das muss nicht unbedingt 'Ökostrom' sein, sondern der heute schon verfügbare ganz normale deutsche Strommix - nur eben ohne Atomstrom. Nennen wir ihn hier der Einfachheit halber 'Nicht-Atomstrom'.
Annahme 2:
Die Atomgegner haben auf die Person bezogen die gleiche Kaufmacht wie die gleichgültigen Stromkunden, d.h. ihr persönlicher Stromverbrauch sei gleich hoch.
Was würde geschehen?
Der Atomstromanteil im deutschen Strommix beträgt 30 Prozent.
70 Prozent des deutschen Stroms ist somit Nicht-Atomstrom.
Die Atomgegner "filtern" aus dem Strommix den Nicht-Atomstrom heraus und verbrauchen nur noch Nicht-Atomstrom. Physikalisch ist das unmöglich. Gemeint ist hier auch nur, dass durch Abschluss direkter Handelsverträge zwischen Verbrauchern und Erzeugern nicht die Produzenten des Atomstroms das Geld erhalten. Ohne Geld würden sie die Produktion von Atomstrom rasch einstellen, so die Behauptung, die wir hier überprüfen wollen...
60 Prozent des deutschen Stroms würden also von den 60 Prozent Atomgegnern verbraucht und bezahlt. Das Geld bekommen die Betreiber von Kohle-, Wasserkraft- und sonstigen Nicht-Atomkraftwerken.
Es bleiben somit noch 40 Prozent Strom für die gleichgültigen Stromkunden übrig. Dieser Reststrom besteht (kaufmännisch gesehen) zu 30 Anteilen aus Atomstrom und zu 10 Anteilen aus Egalstrom. Die Bezahlung für 30 Anteile ginge an die Atomkraftwerker. Keiner von den gleichgültigen Stromkunden hätte dagegen Einwände.
Die Atomkraftwerker würden also ihren Strom trotz gezielten Anti-Atom-Stromhandels weiterhin verkaufen können und die von ihnen erwartete Bezahlung erhalten.
Schlimmer noch: Da der Atomstrom billiger ist als der übrige Strom, müssen die Atomgegner mehr für ihren Nicht-Atomstrom bezahlen und die gleichgültigen Stromkunden bekommen ihren Mix sogar um so billiger!
Schlussfolgerung:
Über gezielten StromVERBRAUCH lässt sich die Energiewende nicht erreichen.
Die einzige Möglichkeit besteht in einer gezielten Förderung der umweltfreundlichen StromERZEUGUNG.
Es gilt, ein Solarkraftwerk nach dem anderen zu bauen, eine Windanlage nach der anderen und ein Kleinwasserkraftwerk nach dem anderen. Der Weg ist mühsam, aber er führt schließlich zum Erfolg. (Nachträgliche Änderung am 16.1.13: Forderung nach mehr "Biogasanlagen" gestrichen.)
Nicht nur Atomstrom, sondern auch Strom aus den fossilen Kraftwerken wird auf diese Weise ersetzt; Kilowattstunde um Kilowattstunde, bis zu 100 Prozent Erneuerbare Energien!
Mit freundlichen Grüßen
Wolf von Fabeck