Tempo der Markteinführung beschleunigen!
vom 02.11.2000
Sehr geehrte Solarfreunde
Durch Verabschiedung des EEG ist in Deutschland das
eingetreten, was wir alle erhofft hatten: Die Solarenergie
nimmt einen deutlichen Aufschwung.
Allerdings, das Bundeswirtschaftsministerium bremst beim
100.000 - Dächerprogramm, und es werden Bedenken
vorgetragen: Man solle nicht übertreiben, man solle Augenmaß
beweisen, einen Strohfeuereffekt vermeiden, den Markt nicht
überhitzen usw. Es heißt, es seien nicht genügend (deutsche)
Solarmodule vorhanden, um die Nachfrage zu befriedigen.
Nachfragesteigerungen würden deshalb durch ausländische
Solarhersteller befriedigt und würden der deutschen
Solarindustrie nichts nützen. Außerdem würden sie zu
Preiserhöhungen führen und die Stromkunden unnötig belasten.
Hauptsächlich stammen diese Bedenken aus dem Bereich der
deutschen Solarindustrie, sie können uns aber nicht
überzeugen. Da die deutsche Solarindustrie gleichzeitig die
Einrichtung eines Exportrates fordert, der sie bei der
Aquise neuer Aufträge im Ausland unterstützen soll, wirken
ihre Klagen über fehlende Kapazitäten auch wenig
überzeugend.
Wir halten diese Bedenken in ihren Auswirkungen sogar für
ausgesprochen schädlich!
Wie schädlich das künstliche Bremsen der Nachfrage ist,
zeigte die Reaktion des Bayer-Konzerns. Wenige Monate nach
dem Bremsmanöver beim 100.000 - Dächerprogramm verkaufte der
Chemiekonzern Bayer seine Solarabteilung. Die inzwischen
verkaufte Bayer Solar GmbH arbeitete an der Planung für eine
große Fabrik zur Herstellung von billigem Solarsilizium und
sollte einen Engpass zur Herstellung billiger Solarmodule
beseitigen. Wir können uns im Bereich der erneuerbaren
Energien kaum ein erfolgversprechenderes Unternehmen
vorstellen. Warum aber wohl trennt sich ein mächtiger
Konzern von einem so zukunftsträchtigen Produktionszweig?
Es geht - wie immer im Wirtschaftsleben - um
Gewinnerwartungen. Ein Konzern, der erkennt, dass die
Politik ängstlich darum bemüht ist, die Verkaufspreise für
Solarmodule (und damit die Gewinne) durch Beschränkung der
Nachfrage niedrig zu halten, wendet sich gewinnträchtigeren
Produktionsfeldern zu. Bayer expandiert derzeit in der
Gentechnik und bei der Herstellung von Pestiziden. Die
Gewinnerwartung in diesen Produktionsfeldern sind weniger
von politischer Unterstützung abhängig.
Der Misserfolg der Solarenergie im Bayer-Konzern lehrt
schmerzlich, wie empfindlich die Großindustrie auf
politische Unsicherheiten reagiert und wie wichtig eine
beständig steigende Nachfrage mit deutlicher
Gewinnerwartung für die Markteinführung ist.
Mit freundlichen Grüßen
Wolf von Fabeck