Ende des Ölzeitalters früher als erwartet

vom 16.09.2000


Eigentlich war das Ende des Ölzeitalters schon lange vorherzusehen, aber die ersten Anzeichen kommen immer noch überraschend für viele von uns.

Erste Anzeichen sind die dramatischen Preissteigerungen bei Benzin und Diesel in den letzten Monaten.
Wie es dazu kommt, ist schnell erklärt: Täglich werden neue Autos hergestellt und zugelassen, PKWs und LKWs, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Täglich zusätzliche Fahrzeuge verbrauchen jeden neuen Tag zusätzlich Benzin und Diesel. Der Verbrauch an Benzin und Diesel steigt somit weltweit von Tag zu Tag...

Bisher konnten die Ölfördergesellschaften ihre Förderung im gleichen Maße steigern, wie die Nachfrage nach Benzin und Diesel stieg. Doch nun können sie den Bedarf nicht mehr ausschließlich aus den bisher erschlossenen ergiebigen Ölfeldern decken.
Zwar sind noch viele Ölreserven bekannt - die Chefs der großen Ölfördergesellschaften werden nicht müde, dies zu betonen - aber die Erschliessung neuer Ölfelder kostet Geld. Je weniger sich ihre Erschließung lohnt, z.B. je teurer die Einrichtung des Bohrfeldes ist, je tiefer gebohrt werden muss, je ertragsärmer die einzelne Bohrung ist, umso teurer wird das Öl aus diesen Quellen.

Deshalb wird Öl also teurer. Und die Spritpreise steigen natürlich ebenfalls. Mit den 12 Pfennigen Ökosteuer hat das im Moment nur wenig zu tun. Und Protestaktionen ändern daran ebenfalls nichts. Allerdings, wer jetzt aus partei-taktischen Gründen gegen die Ökosteuer Stimmung macht, hindert die Gesellschaft daran, die wahren Ursachen für den Spritpreisanstieg zu erkennen und das dringend Gebotene rasch und energisch zu tun.

Wesentlich ist doch wohl als erstes die Einsicht, dass wir dem Ende des Ölzeitalters entgegengehen. Dies müssen wir zunächst einmal gedanklich akzeptieren, damit wir uns nicht an diesem Zeitalter festklammern! Denn Festklammern am Öl, wäre das schlimmste, was wir tun können! Maßgebliche Politiker warnen dringend vor der Gefahr von Kriegen um die letzten Ölreserven. Der Preis für Öl würde dann buchstäblich ins Unermeßliche steigen! Lesenswert dazu die Bücher von Hermann Scheer oder des Europaabgeordneten Hans Kronberger ("Blut für Öl").

Zweitens ist die Erkenntnis von großer Wichtigkeit, dass es Alternativen gibt. Wir wissen, dass die Sonne 10.000 mal mehr Energie liefert als die gesamte Menschheit im gleichen Zeitraum verbraucht. Zu Verzweiflungsaktionen gibt es deshalb keinen Anlass.

Drittens aber muß der Übergang in ein neues Zeitalter organisatorisch vorbereitet werden. Aus der Fülle der zu erledigenden hochkomplizierten Aufgaben greife ich bewußt zwei einfache Beispiele heraus:

Es ist zwar wünschenswert, dass wir alle auf Bus oder Bahn umsteigen, aber zuerst einmal muß der öffentliche Nahverkehr - besonders im ländlichen Raum - ausgebaut werden.

Es ist zwar theoretisch möglich, dass wir mit Rapsöl oder anderen pflanzlichen Treibstoffen zur Arbeit fahren, aber nicht gleich morgen, denn zuerst einmal müssen geeignete Motoren (Elsbett-Motor) in großer Stückzahl produziert und ein Tankstellennetz aufgebaut werden.
Für Solar-Wasserstoff-Autos gilt entsprechendes.

Ddiese, sowie zahlreiche andere notwendige Änderungen in der Infrastruktur fangen auch nicht gleich morgen an, denn erst einmal muss die Nachfrage geweckt werden.

Zum Wecken der Nachfrage sind Preissignale notwendig und es ist wichtig, dass diese richtig verstanden werden.
Die Diskussionen der letzten Tage zum Spritpreis und zur Ökosteuer zeigen, dass hier noch manches Defizit aufzuholen ist.

Der Übergang in das neue Zeitalter muß somit zuallererst in den Köpfen erfolgen. Er verlangt Einsicht in die Zusammenhänge. Wir alle sind aufgerufen, diese immer wieder geduldig darzustellen.



Mit freundlichen Grüßen
Wolf von Fabeck

PS: Sie dürfen diesen Text gerne als Vorlage für einen Leserbrief verwenden.