Keine Angst vor Überhitzung!

vom 02.05.2000


Sehr geehrte Solarfreunde,

Bundeswirtschafts- und -Finanzministerium denken darüber nach, die Bedingungen für das 100.000 Dächerprogramm weniger attraktiv zu gestalten.

Als Begründung wird genannt, die bisherigen Förderbedingungen des 100.000 Dächerprogrammes zusammen mit der 99 Pf/kWh-Vergütung würden zu einer Überhitzung des Solarmodulmarktes führen. Es sei inzwischen schon schwierig, Solarmodule zu erhalten und teilweise würden die Preise sogar schon steigen, heißt es in mehr oder weniger gespieltem Entsetzen.

Dazu unser Kommentar:

Lassen Sie mich mit einer Frage beginnen: Wer soll eigentlich vor den steigenden Preisen geschützt werden? Die zukünftigen Betreiber von Solaranlagen vielleicht?
Meine Antwort: Die zukünftigen Solaranlagenbetreiber können sich selber schützen. Wenn die Anlagen zu teuer werden, werden weniger Anlagen gebaut.
Dieser Regelmechanismus funktioniert mit großer Zuverlässigkeit. Die ungewohnte Fürsorge des Wirtschaftsministeriums für die Betreiber von Solaranlagen ist deshalb nicht erforderlich.

Wirkliche Sorgen wegen des großen Erfolgs der Solaranlagen-Markteinführung macht sich allerhöchstens die konventionelle Stromwirtschaft, doch diese bedarf wohl kaum der Fürsorge durch das Wirtschaftsministerium.

Doch lassen Sie mich nun zu unserem eigentlichen Thema kommen, zur Frage, wie in absehbarer Zeit die Energiewende erfolgen soll. Hier geht es um eine gewaltige Aufgabe, die ohne aktive Mitarbeit der Wirtschaft niemals bewältigt werden kann. Die Wirtschaft aber wird von anderen Signalen gelenkt als die idealistisch eingestellten Betreiber von Solaranlagen.

In der Wirtschaft geht es um Maximierung der Gewinne. Und in dieser Hinsicht ist die Verknappung von Solarmodulen und der Anstieg der Preise kein schlechtes, sondern ein sehr gutes Zeichen! Endlich erfolgen Signale, die von der Wirtschaft verstanden werden.

Wenn der Solarmodulmarkt weltweit leergefegt wird (noch ist es aber nicht so weit), ist dies für einen Wirtschaftsfachmann eine aufreizende Angelegenheit.
Er erkennt sofort: Hier läßt sich Geld verdienen.

Die Wirtschaft braucht dauerhafte Anreize zum ständig neuen Bau neuer Silizium- und Solarmodulfabriken! Dauerhaft steigende Nachfrage bei gleichzeitig steigenden Preisen sind das wirksamste Stimulanz.

Erst wenn durch ständigen Neubau weiterer Produktionsstätten ein Gleichgewicht zwischen wachsendem Angebot und wachsender Nachfrage geschaffen ist, werden auf längere Sicht die Verbilligungseffekte der Massenproduktion voll zur Geltung kommen.
Der eingeschlagene Weg 99 Pf/kWh plus 100 % Darlehen zu 0 % Zins bei Erlaß der letzten Rückzahlungsrate, war ein Schritt in die richtige Richtung.

Wer jetzt die Bedingungen des 100.000 Dächerprogramms schon wieder verschlechtern will, verhält sich wie ein Anfänger im Skilauf, der sich beim ersten kleinen Abhang vor Schreck auf den Hosenboden setzt.

Mit freundlichen Grüßen

Wolf von Fabeck

ceterum censeo: Und wenn die Steuergelder für das 100.000 Dächerprogramm nicht ausreichen, gibt es immer noch die Möglichkeit einer Erhöhung der Einspeisevergütung auf die Höhe einer wirtschaftlichen Vergütung.