Angriffe auf kritische Infrastruktur beweisen Notwendigkeit einer Dezentralisierung
Pressemitteilung, 18.10.2022
Der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) weist darauf hin, dass die jüngsten Anschläge auf kritische Infrastrukturen (Sprengung der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2, Sabotage des Funksystems der Deutschen Bahn) erneut zeigen, wie anfällig zentralisierte Strukturen im Bereich der Daseinsvorsorge sind. Bei der Energieversorgung ist dies nach Überzeugung des SFV ein weiteres Argument, so schnell wie möglich auf Erneuerbare Energien umzusteigen, die dezentral erzeugt und verbraucht werden können.
„In dieser sich zuspitzenden Konflikt-Situation auf neue Pipelines, LNG-Terminals, oder gar wieder auf Atomkraft zu setzen, zeugt von Realitätsverleugnung“, sagt Dr. Rüdiger Haude, Öffentlichkeitsreferent beim SFV. „Für die Interessen einzelner, zentral organisierter Player (vor allem der Energiekonzerne) setzen wir die Versorgungssicherheit der Gesellschaft – mehr noch: unsere Daseins-Sicherheit – aufs Spiel.“
In der Informationstechnik war bereits seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Überzeugung gewachsen, dass im Konfliktfall eine dezentrale, gewebeartige Struktur einer hierarchischen, baumartigen überlegen ist. Aufgrund einer Initiative des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums entstand damals das, was wir heute als Internet kennen. Diese Einsicht gilt aber nicht nur für Informationen, sondern insbesondere auch für Energie.
Nicht nur militärische Auseinandersetzungen und terroristische Anschläge, sondern auch technisches oder menschliches Versagen oder Extremwetterereignisse können bei großen, zentral gesteuerten Systemen schnell zu großflächigen Problemen führen. In dezentralen Strukturen lassen sich die Auswirkungen viel besser räumlich begrenzen.
“Wir beim SFV haben auf diese Problemstellung seit Jahren auch im Zusammenhang mit der Durchsetzung von fernsteuerfähigen Smart-Meter-Techniken hingewiesen, wie sie für Erneuerbare-Energien-Anlagen zunehmend vorgeschrieben werden”, sagt Susanne Jung, Geschäftsführerin des SFV. “Wenn Hacker diese Fernsteuerung kapern, können sie im Extremfall großflächige Strom-Blackouts mit katastrophalen Konsequenzen hervorrufen.” Jüngst wurden dem Chef des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, eindeutige Verbindungen zu russischen Geheimdiensten nachgewiesen; er wurde am 18. Oktober von seinen Aufgaben entbunden. Der Vorgang ist ein zusätzlicher Beleg für die Anfälligkeit der komplex geplanten Digitalisierung der Energiewende.
Der SFV fordert deshalb die schnelle Etablierung eines dezentralen und selbstregulierenden Stromversorgungssystems. Die geopolitische Resilienz erfordert dies; zudem wird die Konzentration auf regionale Erneuerbare Energien die energiepolitische Erpressbarkeit beenden. Die Klimakatastrophe, die zahlreiche neue globale Konflikte hervorruft, bleibt das zentrale Problem unserer Zeit; auch sie kann nur mit den Erneuerbaren Energien bekämpft werden, die für ein solches resilientes System benötigt werden.