Speicher, Wind und Sonnenstrom. Wir können die komplette Umstellung der Energieerzeugung auf Erneuerbare Energien bis 2030 schaffen, wenn wir uns jetzt richtig anstrengen. Die Techniken, die wir dafür benötigen, sind bekannt und teilweise auch lange erprobt und preiswert: aerodynamisch optimierte Windkraftanlagen und moderne Photovoltaik-Systeme. Speichertechniken müssen teilweise noch in Massenproduktion überführt werden. Der Einsatz, um den es geht, macht diesen Aufwand nicht nur wünschenswert, sondern unverzichtbar.
Energiebedarf. Unser Strombedarf wird sich etwa verdreifachen, wenn wir den Verkehr und die Wärmeversorgung ebenfalls auf Elektrizität umstellen. Dafür sparen wir in allen Sektoren in großem Umfang fossile Kraftstoffe ein. Um die 1800 TWh Primärenergiebedarf mit Erneuerbaren zu erzeugen, benötigen wir einen rasanten Ausbau an Solar- und Windkraftanlagen.
Preisoptimiert wäre ein Mix aus z.B. 570 GW Photovoltaik und 500 GW Windenergie (onshore und offshore). Außerdem braucht es Speicher, die etwa 240 TWh über längere Zeit speichern können. Es ist aber auch möglich verstärkt auf Solar zu setzen. Das ist zwar etwas teurer, bietet aber folgende Vorteile.
PV-Potenziale. Nach konservativen Schätzungen verfügt Deutschland über deutlich mehr als 1000 GW Potenzial für die Nutzung von Photovoltaik. Das umfasst Gebäudedächer und -wände, Lärmschutzwände, Autobahnrandflächen, militärische Konversionsflächen usw. Viele bereits versiegelte Flächen ließen sich mit PV-Modulen belegen, z.B. als Parkplatz-Überdachungen, die zugleich Schatten spenden.
Beträchtliche Flächen könnten zudem über Agri-PV-Anlagen erschlossen werden. Dabei findet unter oder zwischen den Modulreihen landwirtschaftlicher Pflanzenanbau statt. Der große Vorteil von dezentraler Photovoltaik: sie ist schnell umsetzbar und demokratisch, da sie die Bürger*innen an der Stromproduktion teilhaben lässt.
Windkraft-Potenziale. Für Windkraft können viel mehr Flächen genutzt werden, auch in Wirtschaftswäldern. Entlang der Autobahnen und Eisenbahnlinien sowie z.B. an den Rändern von Tagebau-Restflächen können ebenfalls Windräder errichtet werden.
Bleiben wir bei dem preisoptimierten Ausbaupfad, müssen weit mehr als 2% der Landesfläche für die Errichtung von Windkraftanlagen verwendet werden. Alternativ kann mit 250 GW zusätzlich errichteter PV-Anlagen auf ca. 100 GW Windkraft verzichten werden. Der Vorteil: für dezentrale und urbane PV-Anlagen müssen keine Freiflächen belegt werden.
Exponentielles Wachstum. Die bis heute installierte Leistung an Photovoltaik (54 GW) und Windenergie (63 GW) muss also in den neun Jahren bis 2030 je nach Verhältnis von PV- und Windausbau ungefähr verzehnfacht werden.
Da die Produktions- und Installationskapazitäten erst wieder aufgebaut werden müssen, brauchen wir hier ein exponentielles Wachstum. Das wird ein gewaltiges Investitionsprogramm mit bedeutenden Arbeitsplatz-Effekten. Weiterer angenehmer Nebeneffekt: Die Erde bleibt vielleicht für Menschen bewohnbar.
Kostenfrage. Die Investitionskosten für einen solchen ambitionierten Umbau werden immens hoch sein. Doch verglichen mit den Kosten, die wir damit vermeiden können, ist es richtig preiswert.
Wenn wir die Subventionen für fossile Brennstoffe abschaffen, haben wir schon 46 Milliarden Euro pro Jahr in der Hand, um Anreize für die möglichen Investitionen zu schaffen. Und noch viel höher sind die vermiedenen Folgekosten der Klimakatastrophe, die sonst auf uns zukommen.
Fazit. Das Programm „100 % Erneuerbare Energien bis 2030“ scheitert nicht an den technischen Möglichkeiten, und auch nicht an der wirtschaftlichen Potenz unseres Landes.
Wenn es unterbleibt, dann ist es am fehlenden politischen Willen gescheitert. Wir werden dann in wenigen Jahrzehnten den nachfolgenden Generationen erklären müssen, warum wir von der Katastrophe wussten, sie verhindern konnten, es aber nicht getan haben.