Hallo Aachen!

Ich heiße Theresa, ich studiere Medizin und spreche heute für Health for Future: für die Angehörigen des Gesundheitssektors - Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen, Psycholog*innen, Medizinstudierende u.v.m. - die sich für ein intaktes Klima einsetzen.

Ich stehe heute hier, als einer von vielen jungen Menschen, der sich um die Zukunft dieses Planeten sorgt, die wir gerade verspielen.

Aber in erster Linie stehe ich hier, als angehende Ärztin, weil mir die Gesundheit meiner künftigen Patient*innen wie auch aller Menschen am Herzen liegt. Die Klimakrise ist (laut WHO) die größte Bedrohung für die Gesundheit im 21. Jahrhundert.

Vor einigen Monaten haben Wissenschaftler*innen aus aller Welt in der Zeitschrift „The Lancet“ beschrieben, in welcher Welt ein Kind, das heute geboren wird, in 70 Jahren leben wird. Diese Welt wird 4 bis 5°C wärmer sein als zu Beginn der Industrialisierung - wenn wir so weitermachen, wie bisher.

Ein Kind, das heute geboren wird, wächst dann in einer Umwelt auf, in der die Nahrung, die es isst, das Wasser, das es trinkt und die Gemeinschaft, in der es groß wird, aufs äußerste bedroht sind.

Ein Kind, das heute geboren wird, wird von seinem ersten Atemzug an unter der jetzt schon enormen Luftverschmutzung leiden, welche sein Herz und seine Lungen schädigen.

Ein Kind, das heute geboren wird, erfährt Nahrung immer seltener als Selbstverständlichkeit, und kennt dafür Missernten und Unterernährung.

Für ein Kind, das heute geboren wird, werden Hitzewellen und Stürme im Laufe seines Erwachsenenlebens zur Regel. Es wird leiden an Infektionskrankheiten, die wir heute noch nicht kennen - oder noch nie in diesen Breitengraden gesehen haben. Und es wird mit eigenen Augen sehen müssen, wie der Klimawandel Massenmigration, extreme Armut und psychische Erkrankungen radikal verstärkt.

So die Prognose, WENN wir weitermachen, wie bisher.

Aber die Zukunft muss nicht so aussehen. Denn 2°C mehr oder weniger machen einen Unterschied. Ob ihr 40°C oder 42 °C Fieber habt, macht einen Unterschied. Das eine ist mit dem menschlichen Leben vereinbar, das andere nicht, ganz simpel.

Die Klimakrise ist ein medizinischer Notfall! Im Studium wurde mir beigebracht, einfühlsam, aber ehrlich eine Diagnose auszusprechen, da jeder Patient und jede Patientin ein Recht auf die volle Wahrheit ihrer Situation hat. Ich frage die derzeit regierenden Politikerinnen und Politiker: Warum sagt ihr uns nicht die volle Wahrheit über das Ausmaß der Bedrohung durch die menschengemachte Erderwärmung?

Wir müssen die Klimakrise behandeln, wie wir es bei einem medizinischen Notfall tun: Augenblicklich und mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln!

Und das können wir! Denn wir haben Therapien, wir können die Verschlimmerung der bisherigen Symptome begrenzen und ihnen sogar vorbeugen. WENN wir uns zusammen als Gesellschaft für tiefgreifende Transformationen in unserem bisherigen System entscheiden.

Klimaschutz bedeutet immer auch Gesundheitsschutz, das ist für uns eine Win-Win-Situation:

Weniger Autos auf den Straßen bedeuten saubere Luft, weniger Asthma und Allergien, weniger Lungenleiden und Herz-Kreislauferkrankungen, weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle, die weltweit führenden Todesursachen.

Weniger Autos bedeuten auch weniger Verkehrsunfälle – die weltweit häufigste Todesursache für Kinder und junge Menschen im Alter zwischen 5 und 29 Jahren.

Weniger Autofahren heißt gleichzeitig, dass wir uns mehr mit dem Rad oder zu Fuß bewegen müssen. Wir gehen also gleichzeitig gegen Übergewicht, Bewegungsmangel und auch die damit verbundenen höheren Risiken für psychische Erkrankungen vor.

Auch bei der Ernährung gehen Klimaschutz und Gesundheitsvorsorge Hand in Hand: weniger Fleisch, mehr Gemüse, mehr regionale, saisonale, unbehandelte Lebensmittel – das ist gut fürs Klima und für unsere Körper.

Ja, die Klimakrise ist die größte Gefahr für die menschliche Gesundheit. Aber sie ist gleichzeitig unsere größte Gelegenheit, die Lebensbedingungen für alle Menschen zu verbessern. Fangen wir heute damit an: lasst uns mehr Rad fahren, weniger Fleisch essen, entschleunigter und behutsamer mit uns und unserem Lebensraum umgehen!

Aber lasst uns dabei nicht vergessen, dass kein tiefgreifender individueller Wandel ohne strukturelle Transformation möglich ist. Dafür brauchen wir eine Verkehrs-, Energie- und Agrarwende und einen Wandel in vielen anderen Lebensbereichen. Wir müssen gemeinsam in allen verschiedenen Disziplinen und Sektoren an der Einhaltung der Pariser Klimaziele arbeiten!

Dann hätte ein Kind, was heute geboren wird, vielleicht eine Chance auf eine erfüllte Zukunft. Es kann in einer Welt aufwachsen, in der es mit eigenen Augen keinen schmutzigen Braunkohletagebau mehr sehen muss. Es kann Luft atmen, die durch das Wachstum der Sonnen-, Wasser- und Windenergie im ganzen Land sauber bleibt und gut ausgebaute Radwege und Grünflächen können sein Umfeld sicherer gestalten. Dieses Kind wird gerade 20 Jahre alt werden, wenn das letzte Auto mit Verbrennungsmotor verkauft wird. Und es feiert seinen 30. Geburtstag, wenn die Welt endlich Netto-Null-Emissionen erreicht hat. Dieses Kind kann bedenkenlos eine Familie gründen, weil es weiß, dass seine Zukunft und die der kommenden Generationen gesichert ist.

Liebe Mitmenschen, die ihr heute mit mir hier am Tivoli versammelt seid. Lasst uns nicht darauf warten, dass sich Vorstellungen bewahrheiten. Lass uns die Dinge selbst in die Hand nehmen, und hier und heute beginnen. Gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten! Danke!

http://www.healthforfuture.de/