SFV verdeutlicht Positionen zur Energiewende von unten

 

Für die Online-Konferenz „Europe Calling: Energiewende von unten – Bürgerenergie entfesseln, regionale Wertschöpfung stärken!” des EU-Abgeordneten Sven Giegold (Grüne) hatten sich gestern rekordverdächtige ca. 3000 Teilnehmende angemeldet. Es ging darum, die Grünen bei den in Berlin laufenden Koalitionsverhandlungen mit der Expertise und den Forderungen der Experten-Verbände für Bürgerenergie auszustatten.

Neben Viola Theesfeld und Malte Zieher (Bündnis Bürgerenergie), Peter Droege (Eurosolar), Simone Peter (Bundesverband Erneuerbare Energien), Markus Kahles (Stiftung Umweltenergierecht) und Nina Scheer (Hermann-Scheer-Stiftung) gab auch Susanne Jung für den SFV eine Stellungnahme ab. Giegold stellte den SFV charmanterweise als „aufsässigste und älteste“ Energiewende-Organisation vor – als „die, mit denen alles angefangen hat“.

Susanne Jung wies in ihrem Statement zunächst darauf hin, dass Wirtschaftlichkeit der entscheidende „Treiber für Bürgerenergie-Investitionen“ ist. Daher müsse die Einspeisevergütung wieder bis zur Kostendeckung angehoben werden – auch bei Volleinspeisung, damit die Dächer mit PV vollgemacht werden. Das Ausbautempo der Photovoltaik müsse verzehnfacht werden, um die Energiewende bis 2030 zu vollenden. (Die Betonung dieser Jahreszahl war übrigens ein Alleinstellungsmerkmal des SFV in dieser Runde. Die übrigen Expert*innen thematisierten nicht das Problem, dass das in den Koalitionsverhandlungen diskutierte Tempo bei weitem nicht zum Einhalten der 1,5°C-Grenze ausreicht.)

Jung wies ferner darauf hin (hier im Einklang mit den übrigen Statements), dass die EU-Richtlinie „Erneuerbare Energien“ endlich in Deutschland umgesetzt werden muss. Die EEG-Umlage für die Versorgung Dritter mit EE-Strom müsse abgeschafft werden, ebenso wie die vielfältigen bürokratischen Hemmnisse, die Bürgerinvestitionen in Erneuerbare im Weg stehen. Auf ordnungsrechtlicher Ebene forderte sie eine solare Baupflicht nicht nur auf gewerblichen, sondern auch auf privaten Neubauten. In diesem Kontext wies sie auf die Initiative „Ahrtal wird SolAHRtal“ hin, nach der die durch das Juli-Hochwasser zerstörten Ortschaften nur mit Erneuerbaren Energien wiederaufgebaut werden sollen; ebenso auf das „Denzlinger Modell“, wonach Kommunen Dächer pachten, um sie Interessent*innen zur Verfügung zu stellen.

Insgesamt zeigte die Veranstaltung, wie groß der Handlungsbedarf in puncto Bürgerenergie nach zehn Jahren Ausbremsen der Energiewende ist. Hoffen wir, dass die an der Konferenz beteiligten Politiker*innen diesen Impuls in die Koalitionsverhandlungen tragen und dort auch durchsetzen.

 

Hintergrund-Informationen vom SFV gibt es hier, und die Folien-Präsentation unseres Beitrags hier. Den Videomitschnitt der gesamten Veranstaltung können Sie hier abrufen.

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