Eine Woche Bildungsurlaub zur kommunalen Energiewende

Zu diesem Thema trafen wir uns in der LVHS mit vielen Interessierten und Referenten. Rainer Doemen vom Vorstand des SFV machte den Anfang. Er begrüßte  die Teilnehmer mit der Bitte, sich vorzustellen, sie seien jetzt Bürgermeister und müssten sich für den Klimaschutz einsetzen. Was tun sie? Er fordert, dass Klimaschutz eine kommunale Pflichtaufgabe sein muss und wies darauf hin, dass dieses durch Landesgesetzgebung geregelt werden muss.

 

Das Programm

Am Montagnachmittag erläuterte Susanne Jung dann, was Klimaneutralität bedeutet, und welche Möglichkeiten es gibt, CO2 aus der Atmosphäre zurückzuholen, und wie viel Aufwand dieses erfordert. Besser und viel sinnvoller ist es natürlich, erst gar kein CO2 in die Atmosphäre zu entlassen, also komplett umzustellen auf 100% erneuerbare Energien. 
 

Professor Dr. Meike Jipp vom DLR Deutsches Zentrum für Luft und Raumfahrt trug dann in der Abendveranstaltung  Zahlen zur Mobilität vor. Dies war sehr detailliert und sehr verständlich aufbereitet, allerdings die eierlegende Wollmilchsau-Lösung gibt es leider nicht. 
 

Das umfangreiche Klimaschutzkonzept der Stadt Soest wurde uns Dienstag morgen vorgestellt. Der Leiter der Geschäftsstelle Klimaschutz Soest, Tim Scharschuch, erläuterte den Masterplan Klimapakt Soest, klimaneutrale Stadt bis 2030. Diese Stadt scheint es wirklich ernst zu meinen. Bemerkenswert und wichtig und richtig ist auch die Aufhängung der Stabsstelle direkt oben in der Verwaltung. Vorbildhaft ist der detaillierte Projektplan mit nachvollziehbaren Zielen und regelmäßigen Meilensteinen. 
 

Dienstagnachmittag wurde uns zunächst das Kalte-Nahwärmenetz in der Brinke in Warendorf in der Theorie mit allen planerischen Besonderheiten durch Hubert Grobecker, Dipl.Ing. Versorgungstechnik, und Paul Horstmann, Klimaschutzmanager der Stadt Warendorf, vorgestellt. Dann fuhren wir im Schneetreiben zur  Besichtigung der Heizzentrale in dem Neubaugebiet. Sehr innovativ, insbesondere wenn man bedenkt dass in anderen Städten noch neue Gasnetze geplant werden.

Am  Mittwoch sollte es eigentlich per Fahrrad nach Ostbevern und Telgte gehen, doch der Wintereinbruch mit Schnee und kalten Temperaturen ließ dies nicht zu. So fuhren wir mit einem Tesla, einem Kona, einem IONIQ5, einem Mustang Mach2, einer Zoe, zur Besichtigung nach Ostbevern und weiter nach Telgte. Der Chef der Stadtwerke war schwer beeindruckt von so vielen E-Autos. 

In Ostbevern besuchten wir Andreas Kolkmann, der dort ein Nahwärmenetz betreibt. Dieses Netz wird durch ein Blockheizkraftwerk, das mit Holzhackschnitzel im Holzvergaserkessel Heizenergie und elektrische Energie erzeugt, beliefert. Die Heizleistung beträgt 600KW, es versorgt 120 Wohneinheiten und öffentliche Gebäude wie Schule und Rathaus. Die Kilowattstunde Wärme kostet 8,5Cent, ein Schnäppchen bei den aktuellen Gaspreisen. 

Da wir an diesem Tag mit den Autos gefahren waren, hatten wir noch Zeit, und so schob Karin Ziaja von der Landvolkshochschule Freckenhorst kurzerhand noch einen Besichtigungstermin bei dem Strohhaus von Tatjana Scharfe ein. Dieses Holzständerhaus wurde gedämmt mittels Strohballen und mit Lehm verputzt. So ist es komplett kompostierbar und beeindruckte vor allem durch die Verwendung von gebrauchten Materialien auch im Innern. Trotzdem wirkte es sehr gemütlich und der Lehmputz sorgt für ein angenehmes Raumklima. 

Dann ging es zu den Stadtwerken Münsterland-Ost, dort wurden wir begrüßt von Winfried Münsterkötter, einem der beiden Geschäftsführer, und Constantin Krass. Er erläuterte die vielfältigen Aufgaben der Stadtwerke und die zukünftigen Herausforderungen für das Stromnetz und die Wärmeleitplanung.

Am Abend gab es einen Vortrag von Kurt Gramlich von der Bürgerinitiative Energiewende Gütersloh mit dem Thema „Vom Wissen zum Handeln in der Kommune“. 

Donnerstag hielt  Eberhard Waffenschmidt seinen Vortrag zum Thema Wärmepumpen versus Wärmenetze. 
Dabei wurden wesentliche Fachbegriffe erläutert. Der Vortrag regte eine lebhafte Diskussion an.

Dann referierte Herwig Hufnagel von der Infostelle Nordbayern über das Wärmenetz in seiner eigenen Kommune Meinheim, wo er wohnt und wo er dieses selbst initiiert und umgesetzt hat. Im Moment wird die Heizwärme für 3 Cent die Kilowattstunde aus Biogas bereitgestellt. Die Biogasanlage wird nach dem Wärmeverbrauch geführt. 

Dipl.Ing. Silke Puteanus referierte über das Thema graue Emissionen und graue Energien am Donnerstag Nachmittag. 50% der grauen Energie kann man auf jeden Fall durch Sanierung einsparen.

Freitag ging es weiter mit Tobias Otto von der SFV-Bundesgeschäftsstelle zum Thema "Neuerungen im EEG 2023". Der Vortrag war super aufbereitet, denn wer hat schon Lust solche trockenen Gesetzestexte zu lesen.

Danach zeigte und erläuterte uns Manfred Einerhand wie eine Steckersolaranlage funktioniert und aus welchen Komponenten diese besteht.

Die Vortragsunterlagen sind alle hier zu finden: https://www.sfv.de/aktuelles/termine/bildungsurlaub_2023
 

Dank und Save the Date:

Vielen Dank nochmal an alle Referentinnen und Referenten und vor allen Dingen an Karin Ziaja von der LVHS-Freckenhorst für die Planung und Leitung. Ein gelungenes Seminar fanden alle und deshalb gibt es  schon den nächsten Termin und zwar vom 22.4.2024 bis 26.4.2024 und auch Programmvorschläge. Ich würde mich natürlich über weitere Vorschläge und Anregungen dazu sehr freuen.