Um es vorweg und klar und deutlich zu sagen: Das Agora Papier [1] ist ein vergifteter Vorschlag. Wenn darauf verwiesen wird, dass nach der erfolgreichen Pariser Klimakonferenz die Dekarbonisierung in Deutschland in Angriff genommen werden muss, so ist schon diese These falsch: Spätestens mit Einführung des EEG 2000 gibt es in Deutschland die vom Parlament bekundete Erkenntnis, dass wir aus fossilen Energieträgern aussteigen müssen. So zu tun, als ob mit Paris die Dekarbonisierung beginnen müsse, ist offensichtlich Unsinn. Wir stehen bereits mitten im Prozess der Dekarbonisierung, das Problem ist, dass dieser angesichts der aktuellen, von der vorherigen und der jetzigen Bundesregierung und der sie tragenden Koalitionen gesetzten Rahmenbedingungen massiv ausgebremst wird.
Jedem, der ernsthaft von Klimaschutz redet, muss auch schon vor Paris klargewesen sein, dass zur Dekarbonisierung auch ein Ausstieg aus der Kohle gehört, bezeichnet der Begriff doch einen Verzicht auf jedwede fossile Energieträger.

Im Agora-Vorschlag einer konsensorientierten Lösung ist aber das eigentliche Gift enthalten. Beim Umstieg einer fossil-atomaren Energiewirtschaft auf Erneuerbare wird es nicht im Konsens gehen können. Die Bedrohung durch den Klimawandel macht es unumgänglich, dass konsequent die schnellstmögliche Umstellung des gesamten Energiesystems (Strom, Wärme und Verkehr) auf Erneuerbare in Angriff genommen wird. Wir können es uns und erst recht unseren Kindern und Enkeln mit Blick auf die zu erwartenden Schäden nicht zumuten, zeitraubende Konsenssuche mit der notwendigerweise zum Sterben verurteilten fossilen Energiewirtschaft zu betreiben, wie es Agora vorschlägt.

Zum schnellstmöglichen Umstieg gehört aber auch die Erkenntnis, dass die Ablösung der Fossilwirtschaft Kosten verursachen wird, die wir als Allgemeinheit leider mittragen müssen: Strukturwandel in den betroffenen Regionen und Industriebereichen, Rückbaukosten für Kohlegruben und Atommeiler.

Die zweite Giftpille im Agora-Vorschlag steckt in der These, es müsse eine wirtschaftlich Lösung für den Kohleausstieg gesucht werden. Letztlich ist damit gemeint, dass (relativ) neue Meiler noch über Jahrzehnte laufen und die Atmosphäre mit CO2 belasten dürfen. Das ist absurd, denn die externen Kosten (Umweltschäden) übersteigen – das zeigen viele Studien – den kurzfristigen Nutzen.

Der Solarenergie-Förderverein Deutschland verfolgt dagegen das Ziel, den Umstieg auf 100 Prozent Erneuerbare so schnell wie möglich zu bewerkstelligen. Dazu muss von den fossilen Energieträgern zuerst die Kohle schnellstmöglich durch Windkraft, Solaranlagen und Energiespeicher substituiert werden, koste es was es wolle! Wir sind es – und nicht erst seit Paris – unseren Kindern und Enkelkindern schuldig.