Viele Solaranlagen-Betreiber haben sich möglicherweise noch keine Gedanken darüber gemacht, wie eine ordnungsgemäße Entsorgung ihrer Solarmodule zum Ende der Lebenszeit vonstatten gehen könnte. Doch dies wird sich in den nächsten Jahren ändern, wenn Anlagen zunehmend "in die Jahre" kommen. Dabei werden Fragestellungen wie die Höhe der Entsorgungskosten als auch die ökologische Nachhaltigkeit auf der Tagesordnung stehen.
Sogar die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verlangt seit einiger Zeit im Rahmen ihres KfW-Programms Erneuerbare Energien (Standard 270) bei der Finanzierung von Photovoltaik-Anlagen eine Vereinbarung mit dem Anlagen- oder dem Modulhersteller zur kostenfreien Rücknahme und ordnungsgemäßen Entsorgung aller gebrauchten Modultypen.

Leider gibt es bisher weder auf europäischer noch auf deutscher Ebene gesetzliche Vorgaben, die die Solarmodulhersteller zur kostenlosen Rücknahme und umweltverträglichen Entsorgung von Photovoltaikmodulen verpflichten. In anderen Zweigen der Elektroindustrie ist dies bereits üblich.
Lediglich die in Elektrogeräten eingebauten Solarzellen werden durch das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) erfasst. Das ElektroG setzt die Vorgaben der EU-Richtlinie 2002/96/EG zur umweltverträglichen Verwertung und Entsorgung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten und der Richtlinie 2002/95/EG zur Beschränkung bestimmter gefährlicher Stoffe in Neugeräten in nationales Recht um. Obwohl Solarmodule auch als elektrische Geräte gelten, werden sie bisher von der genannten Richtlinie nicht erfasst. In der Richtlinie besteht aber eine Option zur Prüfung und ggf. einer Aufnahme von Photovoltaikmodulen.
 

Aufbau eines freiwilligen Rücknahme- und Recyclingsystems

Die Photovoltaik-Industrie ist allerdings der Meinung, dass noch kein Bedarf für eine Aufnahme in die EU-Elektroschrottrichtlinie bestehe. So sei der Photovoltaikabfall zumindest bis 2020 relativ gering.
Auch sei der Aufbau eines europaweiten einheitlichen freiwilligen Rücknahme- und Recyclingsystems für die Industrie aus finanziellen und umweltbedingten Aspekten vorteilhafter. Der BINE Informationsdienst beziffert die Abfallmenge in der EU für 2008 mit 3.800 Tonnen. 2030 sollen es aber bereits 130.000 Tonnen sein.
Entsprechend haben PV-Hersteller und -Importeure in Europa beschlossen, ein freiwilliges Rücknahme- und Recyclingsystem für Solarmodule aufzubauen und zu diesem Zweck den Dachverband "PV CYCLE" gegründet.
Neben dem Anstoß zur Entwicklung von neuen Recycling- und Entsorgungsmethoden sieht PV CYCLE es auch als seine Aufgabe an, Anlagenbetreiber, Installateure und Händler von PV-Modulen über verfügbare Rücknahme- und Recyclingmöglichkeiten zu informieren, um eine möglichst hohe Rücklaufquote der Module zu erreichen.
Das freiwillige Rücknahmesystem wurde 2010 gestartet: Defekte Altmodule (Dünnschichtmodule und Module auf Siliziumbasis) können zu eingerichteten stationären Sammelstellen für Solarmodule gebracht werden. Zur Zeit gibt es in Deutschland 60 Sammelstellen (Stand 15.06.2010), die nächstliegende kann über der Internetseite www.pvcycle.de ermittelt werden.
Den Transport zur Sammelstelle und die Rückgabe kann von dem Altanlagenbetreiber selber, einem Installateur oder auch von einem privaten Abfallentsorger vorgenommen werden. Sind mehr als 40 Altmodule zu entsorgen, kann eine Abholung vor Ort vereinbart werden. Handelt es sich um die Entsorgung einer großen Anlage, kann auf Antrag eine mobile Sammelstelle direkt vor Ort eingerichtet werden.
 

Kosten?

Die Rückgabe der Altmodule an die Sammelstellen und das Recycling ist für den Altanlagenbesitzer nur dann kostenfrei, wenn der Hersteller Mitglied bei PV CYCLE ist.
Die Rückgabe und das Recycling von Modulen soll auch dann möglich sein, wenn der Hersteller am Ende der Lebenszeit der Module nicht mehr existent ist.
An dem Aufbau des freiwilligen Rücknahme- und Recyclingsystems beteiligen sich nach PV CYCLE bereits 85 % der Hersteller und Importeure.
Der Altanlagenbetreiber muss nach diesem Konzept die Kosten für den Abbau der Module und eventuell den Transport zur Sammelstelle selber tragen.
Aus Verbraucher- und Umweltschutzgründen ist das freiwillige System aber kritisch zu sehen, da eine gesetzlich verpflichtende flächendeckende Rücknahme und Verwertung aller Module durch die Hersteller nicht gegeben ist.
 

Recycling

Die zu recycelnden Module können eingeteilt werden in Module auf Siliziumbasis und in Dünnschichtmodule auf Basis von Halbleitern wie z.B. Cadmiumtellurid, Kupfer-Indium-Diselenid (CIS) oder Kuper-Indium-Gallium-Diselenid (CIGS).
Die Module enthalten wertvolle Rohstoffe, wie Metalle, Glas, Wafer und Halbleitermaterialien, die für weitere Herstellungsprozesse wieder eingesetzt werden können.
Neben der Rückgewinnung der genannten Rohstoffe ist auch die Energieeinsparung bei dem Recyceln von Silizium-Wafer von Vorteil. Ein Recyclingunternehmen bezifferte die Energierücklaufzeit der Module mit recycelten Silizium-Wafern bei gleicher Leistung auf nur 30 Prozent im Vergleich zu einem Neuprodukt. In automatisierten Recyclingprozessen sind nach Angaben des BINE Informationsdienstes Recyclingraten von 95% möglich.
Desweiteren soll die Umwelt durch das Recycling entlastet werden. Vor allem die Freisetzung von seltenen bzw. auch giftigen Halbleitermaterialien (z.B. Cadmium in CdTe-Module) muss vermieden werden. Entsprechend sind umweltverträgliche Recyclingverfahren bei diesen Modulen besonders bedeutsam, um eine Gefährdung der Umwelt durch giftigen Substanzen zu verhindern. Ein Deponierung kann keine dauerhafte Lösung sein.
Zur Zeit sind uns in Deutschland zwei Recyclingunternehmen für PV-Module bekannt:
Die Deutsche Solar AG hat eine Anlage zum Recycling kristalliner Silizium-Solarzellen bzw. -module (z.Z. nicht in Betrieb). FirstSolar verwendet ein Behandlungsverfahren für CdTe-Dünnschichtmodule. Verwertungsverfahren für andere Modultypen sind in der Entwicklung.
 

Mögliche Entsorgungspfade für den PV-Altanlagenbesitzer

Derzeit gibt es weder für die Solarmodulhersteller noch für die Händler und Installateure eine gesetzliche Rücknahmepflicht der Module. Es ist jedem Anlagenbetreiber zu empfehlen, dass er sich möglichst vorab über freiwillige Rücknahmesysteme informiert. Derzeit können Altmodule bei zertifizierten Sammelstellen von PV CYCLE, bei spezialisierten Entsorgungsunternehmen, eventuell auch beim Hersteller oder auf Deponien zur umweltgerechten Entsorgung abgegeben werden.
Der Modulherstellers FirstSolar gibt an, dass er seine CdTe-Module ab der Demontage kostenfrei zurücknimmt. Nähere Informationen finden man unter *3).
Je nach Entsorgungspfad können noch Kosten für den Transport (Höhe abhängig von der Entfernung und der Menge der Module) und/oder auch für das Recyceln entstehen.

Weitere Informationen zu Entsorgungsmöglichkeiten von Altmodulen finden Sie hier.

 

Fazit

Zur Zeit ist eine Rückgabe und Entsorgung der Module möglich. Wir können aber nicht vorhersehen, wie sich die Möglichkeiten zur Rücknahme, Recycling und Entsorgung der Module entwickeln werden. Für neu installierte Photovoltaikanlagen wird das Thema Entsorgung normalerweise erst in rund 25 Jahren aktuell sein. Spätestens dann ist bei Anfall von Altmodulen Kontakt mit entsprechenden Abfallberatungstellen aufzunehmen.

Bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung einer Photovoltaikanlage sind die Kosten für einen Abbau der Altmodule unbedingt zu berücksichtigen.

Quellen:

1) http://www.sunicon.de/Recyclingprozess.3399.0.html?&L=0
2) http://www.pvcycle.org
3) http://www.firstsolar.com/de/recycle_program.php
4) BINE Informationsdienst, Projektinfo 02/10 „Recycling von Photovoltaik-Modulen“