Seit dem Ökumenischen Friedenskongress 1989 in Basel 1 ist Bewahrung der Schöpfung eine wichtige kirchliche Aufgabe. Die Kirche sollte ihren Mitgliedern Gelegenheit einräumen, sich nicht nur mit Gebeten, sondern auch aktiv durch eigenes Handeln daran zu beteiligen.

Derzeit ist die Schöpfung besonders bedroht durch Atomenergie und durch Emissionen aus fossilen Kraftwerken. Der Öffentlichkeit wird jedoch der unzutreffende Eindruck vermittelt, es würden alle Vorbereitungen getroffen, um eine Versorgung mit Erneuerbaren Energien aufzubauen. Im Gespräch sind unrealistische Zukunftsvisionen wie Solaranlagen im krisengeschüttelten Nordafrika, Offshorewindparks in Nord- und Ostsee sowie Pumpspeicherkraftwerke in Norwegen und dazu ein gewaltiger Ausbau von Strom-Fernleitungen, die eigentlich keiner wirklich haben will.

Faktisch jedoch führt der wiederbeschlossene Ausstieg aus der Atomenergie unter den gegenwärtigen politischen Randbedingungen (unter kaum verborgener Federführung der Stromwirtschaft) nur zu einer Verstärkung der fossilen Emissionen. Die Warnungen der Klimawissenschaftler scheinen vergessen.
Bis vor zwei Jahren gab es noch für interessierte Menschen die finanziell lohnende Möglichkeit, durch Solarstromanlagen auf dem eigenen Dach mitzuhelfen, die Stromerzeugung aus Atomenergie und fossilen Energien Schritt für Schritt zurückzudrängen.

Allein im Jahr 2010 wurden in Deutschland neue Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 7,4 Gigawatt neu installiert. Ein Gigawatt entspricht immerhin der Leistung eines Atomkraftwerksblocks.

Doch nun wurde und wird durch verschiedene Gesetzesänderungen - insbesondere durch mehrfache Absenkung der Solarstromvergütung - der Bau und der Betrieb von Solarstrom-Dachanlagen zu einem Verlustgeschäft. Die abgebildete Graphik zeigt die verschiedenen Vergütungsabsenkungen und den jeweils danach einsetzenden Rückgang der Solarinstallationen.

Vergütungsabsenkung bei Photovoltaik
(Zum Vergrößern bitte auf die Graphik klicken)


Zehntausende von Solarinstallateuren kämpfen inzwischen um das Überleben ihrer Betriebe, denn die Nachfrage nach Solaranlagen ist gegenüber dem Vorjahr erheblich zurückgegangen. Sie versuchen verzweifelt, Kunden mit großen Dächern davon zu überzeugen, dass sich Solaranlagen auch noch heute finanziell lohnen, was leider immer häufiger nicht mehr zutrifft.

Die Werbeanstrengungen der Solarinstallateure sind verständlich. Der Solarenergie-Förderverein Deutschland, der bisher unter Privatleuten für den Bau von Solar-Hausdachanlagen geworben hat, kann diese Werbeaussagen aber leider nicht mehr guten Gewissens bestätigen. Der Bau von Solarstromanlagen ist u.E. inzwischen ein finanzielles Risiko und häufig ein Verlustgeschäft.
Dennoch sehen wir beim Solarenergie-Förderverein die dringende Notwendigkeit, den Bau von Solarstromanlagen fortzusetzen, weil es kaum eine andere Möglichkeiten 2 gibt, schrittweise den Strom aus Atom- und fossilen Kraftwerken zu ersetzen.

Die Installation einer Solardachanlage mit einem Preis von einigen zehntausend Euro ist allerdings ein finanziell zu aufwendiges Projekt, als dass wir es von einzelnen Idealisten erwarten können.
Wir suchen deshalb eine vertrauenswürdige Institution, unter deren Dach (oder besser gesagt auf deren Dächern) sich Idealisten zusammentun können, um gemeinsam mit vielen kleinen Anteilen einen insgesamt dann doch größeren Anteil zur Energiewende beitragen zu können.

Unser Vorschlag ist es, dass die Kirche geeignete eigene Dächer auswählt und aus ihren Mitteln die Infrastruktur für eine Solarstromanlage, wie Stromnetzanschluss, Wechselrichter und das Gestell bereitstellt und dann auf den Gestellen die von ihren Mitgliedern gespendeten Solarmodule installiert. Nach erfolgreichem Start des ersten Projektes kann sofort das nächste Projekt beginnen. Die Planungen jedenfalls sollten sich sogleich auf eine Folge von Projekten erstrecken. Die Werbung für Spenden kann natürlich erst beginnen, wenn ein genauer Plan für die erste Dachanlage vorliegt und auch die Preise für die Solarmodule bekannt sind.

Die Spender erhalten eine steuerlich wirksame Spendenquittung und die Mitteilung, auf welchem Dach, in welcher Reihe und an wievielter Stelle "Ihr Solarmodul" montiert werden wird. Natürlich können Spender den Betrag für ein Solarmodul auch gemeinsam spenden. Außerdem wird an geeigneter Stelle, z.B. auf einer öffentlichen Schautafel, vermerkt, von wem die einzelnen Module gespendet wurden. Spender, die nicht namentlich genannt werden wollen, dürfen sich dazu ein individuelles Pseudonym selbst zulegen.
Der Sinn dieser Regelung liegt in der Transparenz des Verfahrens. Jeder Spender kann erkennen, in welches Bauteil seine Spende geflossen ist. Z.B. nach dem Motto: "mein Solarmodul ist das Dritte in der obersten Reihe von Solarmodulen". Dies soll das Verfahren von anderen Verfahren unterscheiden, bei denen eine anonyme Schar von Einzahlern die Verwendung ihrer Einzahlungen nicht mehr überprüfen kann.

Ein weiterer wichtiger Unterschied vereinfacht das vorgeschlagene gegenüber den üblichen Verfahren: Die Einzahler erwarten außer der steuerlichen Entlastung durch Spendenquittungen keine Rückzahlungen.
Die Einspeisevergütung für den Solarstrom aus den so errichteten Solaranlagen steht den Kirchengemeinden zu. Sie wird zunächst in der Weise verwendet, dass damit die getätigten Auslagen sowie die laufenden Kosten z.B. Versicherungen, Wartungen, Reparaturen gezahlt, bzw. zurückgezahlt werden.

Überschüsse werden einem vorher von der Kirchengemeinde bekanntgegebenen Zweck gewidmet. Besonders sinnvoll erscheint die Unterstützung von Projekten, mit denen Klimaschäden in Entwicklungsländern gemildert werden.

Das gesamte Projekt sollte seelsorgerisch als ein Anliegen der gesamten Gemeinde behandelt werden. Das kann weit darüber hinausgehen, dass nur am Erntedankfest Dank auch für die gelieferte Sonnenenergie ausgesprochen wird.

Der Solarenergie-Förderverein Deutschland erhofft sich, dass dieser Vorschlag nach einer ersten Erprobung im Kirchenkreis Aachen als Anregung zu deutschlandweiter Nachahmung führt. (WvF)

Fußnoten

[1] Im Jahr 1989 fand in der Pfingstwoche vom 15. - 21. Mai die Europäische Ökumenische Versammlung "Frieden in Gerechtigkeit" in Basel statt. Sie wurde von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und der Europäischen Bischofskonferenz (CCEE) getragen und führte erstmals seit der Reformation alle Kirchen Europas zusammen. Ein Versammlungsdokument mit den Anliegen der modernen Kirche - im Vordergrund standen Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung sowie die politische Verantwortung der Kirche - ging aus dem Kongress hervor.

[2] Die oft vorgeschlagene Alternative - Kauf von Ökostrom durch die Kirchengemeinde - hilft der Solarenergie nicht, weil die Ökostromangebote üblicherweise keinen (teuren) Solarstromanteil enthalten.