Denkt man die Entwicklung in die Zukunft weiter, so werden die Stunden zunehmen, an denen Wind- oder Solaranlagen abgeregelt werden müssen, ohne dass man ihre Energie weiter nutzen kann. Das ist volkswirtschaftlich gesehen eine unüberlegte Vergeudung von Ressourcen, aber beeinträchtigt nicht die Versorgungssicherheit.
Völlig unakzeptabel ist jedoch eine "Weiter-so-Entwicklung" wenn man an die "Dunkelflauten" denkt, die Nachtstunden in Mitteleuropa, in denen sogar der Wind einschläft. Das Wirtschaftsleben und das nächtliche Privatleben schlafen jedoch keineswegs ein. 30 bis 40 GW brauchen sie sogar noch nach Mitternacht.
Was also ist zu tun? Der Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) und ungezählte weitere Energiewende- und Klimaschutzvereine kennen die Lösung und fordern seit langem, Stromspeicher in die Nähe der Solar- und Windanlagen zu bauen! Nicht Pumpspeicherkraftwerke, die einen geomorphologisch untragbaren Platzbedarf haben, sondern effiziente aufladbare Akkus. Wenn es sich um noch größere Energiemengen handelt, lässt sich eine strategische Energiereserve anlegen, für die sich viele Techniken anbieten, z.B. Power to Liquid (Methanol CH3OH) oder Power to Gas (MethanCH4). Wenn Solar- oder Windüberschüsse vorkommen, sollen sie nicht abgeregelt sondern gespeichert werden und wenn Strommangel herrscht, soll der Strom aus dem Speicher genommen werden. 5-7//bibel/text/lesen/ch/2c16153df904dbbcc798fa07f62e9ef3/, Schon Josef in Ägypten hatte so eine Idee.
Nicht aber so die AGORA Energiewende, die in dieser Frage eine merkwürdige Position einnimmt
Die Rolle der AGORA Energiewende
Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) vertritt die Interessen der konventionellen Energiewirtschaft. Die "Denkfabrik" Agora Energiewende hat es nach eigenem Bekunden übernommen, die Maßnahmen des BMWi der Öffentlichkeit zu erklären. AGORA Energiewende betreibt sozusagen Akzeptanzbeschaffung. Die AGORA Energiewende ist eine gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation. Agora Energiewende wurde Anfang April 2012 gegründet. Führender Kopf und erster Direktor war Rainer Baake. Seit 2014 hat Rainer Baake als beamteter Staatssekretär für Energiefragen eine Führungsposition im Bundeswirtschaftsministerium. Er ist dort für das Konzept der Energiewende zuständig. Pikant ist die Tatsache, dass Baake trotz seiner energiekonzern-nahen Einstellung noch immer Angehöriger der Grünen ist.
Nachfolger für Rainer Baake als Direktor der Agora ist Dr. Patrick Graichen.
Weitere Informationen über das Wirken der AGORA Energiewende finden sich unter http://www.sfv.de/artikel/vernachlaessigung_des_klimaschutzes_durch_agora_energiewende.htm.
Mit der Aussage: "Der erste Hauptsatz der Energiewende lautet: Im Mittelpunkt stehen Wind und Solar" hat die "Denkfabrik" Agora Energiewende das Vertrauen vieler deutschen Klimaschutzorganisationen gewonnen. Solch einen mutigen Satz hatte bis dahin (2012) noch keine regierungsnahe Organisation gewagt.
Doch das dicke Ende kommt nach, sagt das Strichwort. Es trifft auch hier zu. AGORA setzt sich für den Bau zusätzlicher Ferntransport-Trassen ein, obwohl das eine sinnlose Geldausgabe bedeutet. Mit Hilfe des Wetterberichts kann man leicht feststellen, dass es lange Zeiträume gibt, in denen es in ganz Deutschland gleichzeitig dunkel und nahezu windstill ist. In ganz Mitteleuropa ist dann keine Energie aus Sonne und Wind zu bekommen. Es mutet schon grotesk an, dass eine "Denkfabrik" glaubt, in solchen Fällen mit Fernübertragungsleitungen von Nord- nach Süddeutschland einen Ausgleich schaffen zu können. Die Begründung dafür erfolgt durch ein pseudo-wissenschaftliches Hütchenspiel mit Begriffen und Oberbegriffen.
1. Es wird ein Oberbegriff für Stromspeicher und Fernübertragungsleitungen und Erzeugungsmanagement und Verbrauchsmanagement gebildet. Dieser Oberbegriff heißt "Flexibilität".
2. Dann wird Flexibilität gefordert.
3. Schließlich wird mit dem Kostenargument die angeblich billigste Flexibilität herausgesucht, nämlich Flexibilität durch zusätzliche Fernübertragungsleitungen.
4. Und die Fernübertragungsleitungen müssen dann nach dem Vorschlag der AGORA Energiewende gebaut werden, obwohl Stromleitungen die elektrische Leistung nur örtlich, nicht aber zeitlich verschieben können.
Was soll man mit Fernübertragungsleitungen anfangen, wenn es weder in Nord- noch in Süddeutschland genügend Strom aus Sonne und Wind gibt? Oder was soll man mit den Fernübertragungsleitungen anfangen, wenn es sowohl im Norden als auch im Süden zu viel Solar- oder Windstrom gibt? Die Frage bleibt zunächst offen.
Ja aber können die Fernleitungen nicht doch einen Nutzen bringen? Das können Sie tatsächlich, denn sie entsprechen genau dem Wunsch der Braunkohlekraftwerksbetreiber nach besseren Verkaufsmöglichkeiten für Braunkohlestrom als Ersatz für den Atomstrom.
Die AGORA Energiewende verzögert mit ihrem Kostenargument einen engagierten Speicherbau. Wörtlich: https://www.agora-energiewende.de/de/presse/agoranews/news-detail/news/studie-die-energiewende-muss-nicht-auf-stromspeicher-warten/
"Für die nächsten 15 bis 20 Jahre das heißt bis zu einem Anteil von 60 Prozent Erneuerbaren Energien haben wir noch genügend andere, günstigere Flexibilitätstechnologien zur Verfügung, kommentierte im September 2014 Patrick Graichen, Direktor der "Denkfabrik".
Die hier zitierte AGORA-Studie wurde trotz des Klimabeschlusses von Paris Dezember 2015 bis heute nicht widerrufen.
Solange die Stromspeicher nicht ausreichen, kann AGORA Energiewende einerseits getrost gemeinsam mit Umwelt- und Klimaschutzorganisationen die Stilllegung von Kohlekraftwerken fordern und sich damit ein grünes Mäntelchen umhängen, ohne andererseits befürchten zu müssen, dass eine solche Stillegung tatsächlich erfolgt. Denn woher soll bei einer Dunkelflaute die dringend benötigte elektrische Leistung von bis zu 80 GW Strom kommen?
Unzureichende Planung der Energiewende durch Energiewirtschaft plus BMWi-Sigmar Gabriel plus Rainer Baake
Zum verhängnisvollen Wirken des Rainer Baake empfehlen wir einen sehenswerten Youtube-Beitrag von Professor Volker Quaschning. 24 Minuten, die sich wirklich lohnen! https://www.youtube.com/watch?v=pgmPy_IORlk
Vorgeschobene Gründe und Geldverschwendung für zusätzlichen Ferntrassenbau
Wenn es um Fernübertragungstrassen geht, sieht das BMWi die Frage der Kosten eher wohl als nebensächlich an. Das BMWi bzw. die ihm nachgeordnete Bundesnetzagentur stimmt einer staatlich fest zugesagten Rendite von 6,91 % für Unternehmen zu, die den Ferntrassenbau durchführen. Daraufhin hat die RWE-Tochter Innogy, deren wichtigstes Geschäftsfeld der Netzausbau und der Netzbetrieb ist, bei ihrem ersten Börsengang am 7.10.2016 für rund 5 Milliarden Euro Aktien verkauft. In einer Zeit, in der Bankguthaben mit knapp über Null Prozent verzinst werden ist die angebotene Rendite, von der rund 70 Prozent an die Aktionäre ausgezahlt werden soll, ein verlockender Anreiz. Bezahlen müssen das die Stromkunden mit den Netzentgelten für den bezogenen Strom. Es zeigt sich, dass das BMWi sich nicht um die Energiewende oder die Strompreise sorgt, sondern im Wesentlichen um die Einnahmen der Stromkonzerne.