Was ist von den Verhandlungen in Bali zu halten? Worum geht es eigentlich?

In der Kurzzusammenfassung des letzten IPCC-Berichts durch das BMU ist zu lesen, dass man die Gefährlichkeit der erwarteten Temperaturerhöhung bisher unterschätzt habe. Auch habe man bisher noch gar nicht alle Effekte berücksichtigt, die sich selbst verstärken (im Bericht des BMU ist die Rede von „Rückkopplungen“). Dazu gehört z.B. die Tatsache, dass beim Auftauen der Permafrostböden Methangas frei wird, das seinerseits die Temperaturen weiter ansteigen lässt.

Die Klimakatastrophe entwickelt sich nach den Gesetzen der Physik - und die lassen sich durch Verhandlungen nicht verändern! Worüber soll dann also überhaupt verhandelt werden? Die einzige Chance der Menschheit liegt darin, dass Alle den CO2-Ausstoß so rasch wie möglich BEENDEN, bevor es zu spät ist, bevor die sich selbst verstärkenden Rückkopplungen überwiegen und es zu einem „runaway climate change“ - einer nicht mehr umkehrbaren fortwährend schneller ansteigenden Erwärmung - kommt.

Verhandlungen haben also nur dann einen Sinn, wenn ihr Ziel die internationale Ächtung der fossilen Energien ist - ähnlich wie damals im September 1987 die erfolgreiche internationale Ächtung der FCKW, die die Ozonschicht zerstören. Aber man muss befürchten, dass die Verhandlungsführer noch nicht einmal die physikalische Notwendigkeit verstanden haben. Sie vertreten in der großen Mehrheit die Idee, die Nutzung der fossilen Energien mit verbesserten Wirkungsgraden, also mit etwas weniger CO2-Ausstoß fortzusetzen. Doch für eine Übergangslösung ist es längst zu spät, wie die oben erwähnten neuen Erkenntnisse des IPCC zeigen. Nur noch ein Totalausstieg kann uns retten.

Damit aber die Volkswirtschaften auch ohne fossile Energien weiter gedeihen können, müssen die Voraussetzungen möglichst rasch geschaffen werden. Wir brauchen das rasche Aufwachsen der CO2-freien Erneuerbaren Energien und eine vollständige Umstellung auf diese Art der Energieversorgung. Für diese Aufgabe sind internationale Verhandlungen nicht das geeignete Mittel. Neue Technologien werden nicht durch internationale Verhandlungen eingeführt. Das war weder bei der Fernsehtechnik, noch bei der Computertechnik, noch beim Handy der Fall. Bei der Markteinführung neuer Technologien kommt es auf nationale günstige Rahmenbedingungen und auf Unternehmerinitiative an. Zu den im nationalen Rahmen möglichen Maßnahmen gehört in Deutschland konkret insbesondere eine Verbesserung der Einspeisevergütungen und der Abbau bürokratischer Hindernisse für die Windenergie im Binnenland, für Kleinwasserkraftwerke und für die Sonnenenergie. Von dieser dringenden nationalen Aufgabe dürfen wir uns durch Hoffnungen auf internationale Vereinbarungen nicht ablenken lassen.
Die deutsche Bevölkerung wünscht schon lange eine Vorreiterrolle bei der Umstellung der Energieversorgung auf heimische Erneuerbare Energien. Siehe dazu z.B. die Emnid-Umfrage vom September 2002. Und wir haben ja bereits begonnen. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromversorgung liegt bereits bei 13 Prozent. Jammern über die Uneinsichtigkeit der Amerikaner und Chinesen hilft nicht weiter. Wir müssen weitermachen bei dem, worauf wir Einfluss nehmen können. 100% Erneuerbare Energien im eigenen Land sind möglich. Wenn Deutschland es schafft, werden die anderen nachfolgen.

Nachtrag: Der Tagesschau vom 4.12.2007 war zu entnehmen, dass die neuseeländische Regierung dem Parlament ein Gesetz zugeleitet hat, wonach mindestens 10 Jahre lang keine fossilen Kraftwerke mehr genehmigt werden sollen.