Vollendete Tatsachen schaffen, bevor es zum Regierungswechsel kommt: Windenergie aufs Meer verbannen, überdimensionierte Fernübertragungsnetze für Strom aus neuen (Braun-)Kohlekraftwerken über das Land spannen und unter dem Vorwand, die Verbraucher vor hohen Strompreisen zu schützen, sozusagen nebenbei die Pleite vieler Solarunternehmen in Kauf nehmen. So stellt sich derzeit die Energiepolitik von Schwarz-Gelb dar und - das ist das perfide dabei - wird für die Gutgläubigen unter den Bürgern auch noch mit dem Wort „Energiewende“ unterlegt. Die Energiewende wird so zur Farce.
Der vorliegende Solarbrief 2/12 soll deshalb einiges wieder zurechtrücken, bessere Alternativen aufzeigen, fundiertere Argumente an die Hand geben. Er wendet sich an alle, für die der Kampf gegen den Klimawandel Priorität hat.

Zuerst eine wichtige Erkenntnis: Der Vorwurf der Stromwirtschaft, der Ausbau der Erneuerbaren Energien würde durch den Widerstand der Umweltbewegung gegen den Netzausbau verzögert, ist nicht zutreffend. Bei einem Weiter-So-Wie-Bisher wird das Wachstum der Erneuerbaren Energien schon bald aus technischen Gründen bei Gesamtleistungen der Erneuerbaren in der Größenordnung von 30 bis 40 GW an einer unsichtbaren Grenze enden. Ein Ausbau der Fernübertragungsnetze hat darauf keinen Einfluss. Diese Erkenntnis dürfte - zumindest in Kreisen der Umweltbewegung - eine Sensation sein und könnte insbesondere bei den Naturschutzverbänden zu einer völligen Neubewertung der Fernübertragungs-Ausbaupläne führen.

Ein rascher Umstieg auf 100 Prozent Erneuerbare heimische Energien - jedes einzelne Wort ist hier von Wichtigkeit - ein solcher Umstieg verlangt weder jetzt noch auf lange Sicht einen grundlegenden Ausbau der Fernübertragungsnetze.

Wie es bei einem Weiter-So zur Blockade der Erneuerbaren kommt, und welche Maßnahmen stattdessen zum Ziel führen, das zu beurteilen, verlangt Kenntnis der energietechnischen Zusammenhänge. Der Hauptbeitrag in diesem Heft unternimmt deshalb den Versuch, diese Zusammenhänge auch naturwissenschaftlich interessierten Laien nahezubringen und appelliert insofern an die Geduld der Experten. Für diese steht ein konzentrierterer Beitrag zum gleichen Thema im Internet unter http://www.sfv.de/pdf/PV_Wind_Speicher_83pdf.pdf

Beide Beiträge sind in monatelangen konstruktiven Diskussionen mit ungezählten Leserbriefschreibern, mit den Vorstandskollegen, den Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle, vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern und Freunden des Solarenergie-Fördervereins entstanden. EUROSOLAR hat mit einem Speichersymposium am 27.04.12 ein effektives Diskussionsforum geboten.

Namentlich erwähnen möchte ich die Professoren Eberhard Waffenschmidt (elektrische Netze, FH Köln), Ingo Stadler (Erneuerbare Energie und Energiewirtschaft, FH Köln) und Volker Quaschning (Regenerative Energiesysteme, HTW Berlin), sowie Herrn Michael Brodt und Herrn Klaus Köln (UfE GmbH), denen ich wertvolle Anregungen und Bestätigungen verdanke.

Ich möchte an dieser Stelle allen sehr herzlich danken.

Passend zu diesen erwähnten Beiträgen und unter Verwendung der gleichen Grafiken finden Sie auf der Internetseite des SFV einen Powerpoint-Vortrag zu Ihrer persönlichen Verwendung (http://www.sfv.de/artikel/speicherausbau.htm). Diese Seite wird ständig aktualisiert, ist aber stets unter der selben Internetadresse auffindbar (drücken Sie bitte den Refresh-Button).

Unsere Aufmerksamkeit gilt ebenso der heimlichen Blockade gegen die On-Shore-Windenergie, die sich hinter den Stichworten „Windvorrangsgebiet“ oder „Windkonzentrationszone“ verbirgt. Dazu ein informativer Beitrag von Horst Kluttig auf S. 30ff.

Ich würde mich freuen, wenn es auf Grundlage dieser Beiträge in Zukunft zu vielen fruchtbaren Diskussionen, vor allem aber zu einer zügigen und zielgerichteteren Umsetzung der Energiewende käme.