Nach dem regierungsseitigen Attentat vom 23. Februar 2012 auf die Solarenergie wollen wir mit diesem Solarbrief den Versuch unternehmen, das Entsetzen, die Verzweiflung, die Empörung der Solargemeinde so umzulenken, dass sie in zielgerichtete Aktivitäten münden. Resignation können und dürfen wir uns nicht leisten.

Wofür brauchen wir die Solarenergie?

Viele der verzweifelten Vorschläge, die derzeit den Solarenergie-Förderverein Deutschland erreichen, gehen uns nicht weit genug. Sie entspringen tiefer Mut- und Ratlosigkeit. So z.B. der Campact-Spruch: "Wir sind entsetzt, wie drastisch die Bundesregierung die Solarförderung zusammenstreichen will. Zwar ist es richtig, diese zu reduzieren, aber mit Augenmaß und nicht mit der Brechstange!"

Zunächst einmal: Die Solarvergütung für Neuanlagen ist von Anfang an (mit einer Ausnahme) jährlich einmal um 5 Prozent gekürzt worden, und daran wollen wir auch nichts ändern. Bereits mit dieser Degression war die Photovoltaik die Stromerzeugungstechnik mit der am schnellsten sinkenden Einspeisevergütung. Zur Zeit liegt die Einspeisevergütung etwa in der Höhe des Steckdosen-Strompreises. Welchen Zweck soll eine schnellere Senkung noch verfolgen? Viel wichtiger ist es jetzt, den Solarstrom nicht nur zur Mittagszeit ins Stromnetz einzuspeisen, sondern auch zur Zeit der Abend- und Morgen-Verbrauchsspitze und auch in der Nacht. Das bedeutet Einführung der Speicherung von Solarstrom. Mit sinkender Einspeisevergütung ist das keineswegs zu schaffen, denn Speicher sind noch relativ teuer. Zur Zeit sind die Kosten für die Speicherung einer Kilowattstunde Solarstrom von gleicher Größenordnung wie die Erzeugung einer Kilowattstunde Solarstrom! Wir brauchen somit eine deutlich höhere Einspeisevergütung mit Anreiz für Zwischenspeicherung. Dazu verweisen wir auf unseren Vorschlag http://www.sfv.de/artikel/speicherausbau_im_niederspannungsnetz_statt_netzausbau.htm, PV-Anlagen mit obligatem Speicher.

Und noch ein weiterer Grund spricht gegen weitere Vergütungsabsenkungen: Mehrere Solarsachverständige warnen vor einer beängstigenden Zunahme von Montagefehlern und minderwertiger Qualität. Bei mehr als der Hälfte der Solaranlagen könne es deshalb zu Ausfällen noch vor Ablauf der vorgesehenen Nutzungsdauer kommen. Geringe Vergütungen zwingen die Installateure zum überhasteten Arbeiten und zur Verwendung drittklassiger Materialien. Qualität bleibt auf der Strecke, wenn der Preisdruck keine Wahl lässt. Und mangelnde Zuverlässigkeit von Solaranlagen ist das größte Anwendungshindernis. Schon die Vorstellung, dass nach einigen Jahren die Solarmonteure wieder auf das Dach steigen müssen, lässt viele Hausbesitzer mit dem Errichten einer eigenen Anlage zögern.

Den wichtigsten Grund haben wir bis zum Schluss aufgespart. Es ist unbestritten, dass das Wachstumstempo der Solarenergie von der Einspeisevergütung abhängt. Genau deswegen wollen ja RWE und RWI, Röttgen und Rösler die Vergütung absenken. Aus Klimaschutzgründen brauchen wir jedoch zunehmendes Solarwachstum. Jede weitere Tonne CO2, die bei der Stromerzeugung emittiert wird, erwärmt die Erdoberfläche noch weiter, und, wie wir gelernt haben, speichern die Ozeane diese Wärme und es dauert ewige Zeiten, die zusätzliche Wärme wieder loszuwerden.

Jede Solarstromanlage, die jetzt nicht gebaut wird, sondern irgendwann später, bringt uns dem Klimakollaps näher. Dieser drohenden Gefahr müssen wir so energisch wie möglich begegnen.

Zu Recht schreibt Wolfgang Gründinger, Sprecher der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (SRzG): "(...) Könnten künftige Generationen bereits heute mitabstimmen, hätten Atom und Kohle keine Zukunft mehr. Wir müssen bereit sein, die vorübergehend höheren Kosten und Mühen der Energiewende zu tragen. Das schulden wir künftigen Generationen."