In der Energieversorgung darf Wirtschaftlichkeit nicht mehr das wichtigste Kriterium sein.

Der Nordpol ist bald eisfrei

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt ist die Eiskappe über dem Nordpol immer dünner und löchriger geworden. Jetzt wird berichtet, dass Eisbären ertrinken, weil sie kein Eis mehr finden, auf dem sie sich ausruhen können - ein weiterer Aspekt der Klimakatastrophe. Politisch korrekt heißt es ja "Klimawandel", ... also sagen wir lieber, ein Aspekt des Klimawandels.
Beim Abschmelzen der nördlichen Polkappe ist der Meeresspiegel nicht angestiegen denn beim "ewigen" Eis am Nordpol handelte es sich um schwimmendes Eis. Der Meeresspiegel würde allerdings ansteigen, wenn Eis abschmilzt, das auf dem Erdboden aufliegt, z.B. das Grönlandeis oder das Festlandeis am Südpol. Mit dieser Gefahr wollen wir uns hier befassen.

Was nicht im amtlichen IPCC-Report 2007 zu lesen ist.

Wer sich über Fragen des Klimawandels informieren will, greift gerne zum jeweils letzten IPCC-Report.
Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) wurde 1988 von den Vereinten Nationen gegründet. Seine Berichte fassen die Beiträge hunderter von Wissenschaftlern aus aller Welt zusammen. Die Themenzusammenfassungen werden von den entsendenden Regierungen stark beeinflusst. Der Endbericht muss einstimmig verabschiedet und von 154 Regierungen gebilligt werden - darunter auch von ölreichen Staaten wie Saudi-Arabien oder von Rekord-Energieverbrauchern wie den USA. Was im IPCC-Report an "Veränderungen" steht, ist sozusagen das Mindeste, auf das wir uns einrichten müssen.
Neue dramatische Erkenntnisse einzelner Wissenschaftler haben erst dann überhaupt eine Chance, in den Endbericht aufgenommen zu werden, wenn sie unwiderlegbar - mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vorhergesehen werden können.

Wir haben uns die IPCC-Zusammenfassung des Alfred Wegener Instituts angesehen. Dort findet man zum Abschmelzen der Eisschilde in Grönland und in der Antarktis nur zwei kurze Anmerkungen:

  • Würde das Grönlandeis vollständig abschmelzen, so würde der Meeresspiegel weltweit etwa um 7 Meter ansteigen.
  • Was aber geschehen würde, wenn die zehnmal größeren Eismassen der Antarktis abschmelzen würden, dazu findet man nur den beunruhigenden Satz: "Allerdings gibt es eine erhebliche Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung des grönländischen und des antarktischen Eisschilds, hier kann ein höherer Beitrag zum zukünftigen Anstieg (des Meeresspiegels) nicht ausgeschlossen werden."

Warum der IPCC-Bericht den Antarktis-Aspekt nicht weiter und genauer verfolgt, liegt an der Prognose-Unsicherheit. Wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich das Abschmelzen des antarktischen Festlandseises ist, darüber konnten die Beteiligten offenbar keine Einigung erzielen, und deshalb schweigen sie lieber. Seriös bleiben, Panikmache vermeiden, heißt ihre Devise. Hier zeigt sich eine gefährliche Schwäche des IPCC-Verfahrens.

Dass in Fragen der Sicherheit andere Verfahren sinnvoller sind, lässt sich am Beispiel der Hauptuntersuchung eines Reisebusses durch den TÜV zeigen: Der Prüfer stellt fest, dass wichtige Teile des Fahrgestells Rostnarben aufweisen. Niemand wird ihn der Panikmache bezichtigen, wenn er das (äußerst kostspielige) Auswechseln der angerosteten Teile verlangt, obwohl er nicht genau vorhersagen kann, ob und gar wann das Fahrgestell endgültig den Dienst versagt.

Die größte Festland-Eismasse der Welt liegt am Südpol

Anders als das IPCC, welches nur streng bewiesene Entwicklungen in seine Veröffentlichungen aufnimmt, gehen Ingenieure bei Sicherheits-Untersuchungen immer vom "worst case" aus - getreu dem bekannten Murphy'schen Gesetz (Studenten lernen es in der vereinfachten Form: "Was schief gehen kann, geht irgendwann schief"). Eine Prüfung nach diesem Grundsatz wollen wir nun bezüglich des antarktischen Festlandeises vornehmen.

Die folgende Karte zeigt den antarktischen Kontinent mit seiner Eisbedeckungt. Die Schichtdicke ist in Tausend-Meterschritten mit unterschiedlichen Blautönen angegeben. An der dicksten Stelle im Landesinnern ist das Eis dicker als 4000 Meter. Eine Schichtdicke von über 1000 Meter (hellblau) reicht fast überall bis an die Küste, und an den Rändern steht das Eis weit über Schelf-Eis (türkis).

Karte der Eisbedeckung in der Antarktis

Eisbedeckung der Antarktis
Legende: Dicke Linien: Eisscheide Dünne Linien: Fließlinien Rote Bereiche: nicht von Eis bedeckt (2,8 %)

08.08.2006 Hannes Grobe, Alfred Wegener Institut Lizenz zur Verwendung dieser Karte

Im Folgenden betrachten wir nicht das Schelf-, sondern nur das Festlandeis. Man kann anhand der Karte grob abschätzen, dass seine durchschnittliche Dicke rund zweitausend Meter beträgt. Nur zur Verdeutlichung der Größenverhältnisse: Der antarktische Kontinent ist größer als ganz Europa. Stellen Sie sich also Europa einschließlich Mittelmeer, Nord- und Ostsee unter einer zweitausend Meter dicken Eisschicht vor! Doch wieder zurück in die Antarktis!

Würde die gesamte Schichtdicke des antarktischen Festlandeises abschmelzen, so würde sich das Schmelzwasser in den Indischen, den Pazifischen und den Atlantischen Ozean ergießen und den Meeresspiegel um etwa 60 Meter ansteigen lassen. Wir erwähnen diese worst-case Überlegung hauptsächlich deshalb, weil sie - anders als die komplizierten Berechnungen zur Zunahme der Windgeschwindigkeiten oder der Starkregenfälle - von jedem von uns nachgeprüft und bestätigt werden kann. Nur das Tempo, in dem sich dieser Vorgang abspielen würde, können wir nicht abschätzen und selbst die Klimatologen sind sich darüber nicht einig, doch das ist kein Grund, sich das gigantische Schadenspotential nicht einmal wenigstens vor Augen zu führen.

Das Volumen des antarktischen Festlandeises beträgt 13,2 Mio. Quadratkilometer x 2000 Meter. Beim Abschmelzen wird es aufgeteilt auf die Gesamtfläche aller Ozeane und mit ihnen verbundenen Meere mit 362 Mio. Quadratkilometer. Das Verhältnis der Grundflächen ist 1 : 27. Auch das lässt sich leicht nachprüfen. Nehmen Sie dazu keine Weltkarte, die die Größenverhältnisse in Polnähe verzerrt, sondern einen Globus. Ein Blick auf den Globus wird Ihnen das Größenverhältnis zwischen Antarktis und Weltmeeren in etwa bestätigen. Das Schmelzwasser würde sich also auf eine Fläche verteilen, die 27 mal so groß ist wie die, die das Eis vorher eingenommen hat. Dementsprechend würde seine Höhe nur noch den 27.ten Teil der bisherigen Höhe betragen. 2000 Meter geteilt durch 27, das sind etwa 70 Meter. Da bei der Umwandlung von Gletschereis in Wasser etwa ein Siebtel des Volumens verloren geht, korrigieren wir die Zahl auf 60 Meter. Der Wasserspiegel würde also um etwa 60 Meter ansteigen.

Auch wenn ein solcher Meeresspiegelanstieg mehrere hundert Jahre brauchen würde, jeder einzelne Meter wäre eine Weltkatastrophe! Gerade in Küstennähe liegen dichtbesiedelte und fruchtbare Länder wie z.B. die Niederlande, das Nildelta, Bangladesch. Bei weiterem Anstieg - bereits weit vor Erreichen der 60 Meter Marke - würden in Deutschland die derzeitigen Länder Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig Holstein, Berlin und Brandenburg im Meer versinken und schließlich stünden die Städte Köln, Münster und Hannover, tief im Wasser.

Einwände?

  • Aber es wird doch nicht gleich das ganze antarktische Eis auf einmal wegschmelzen?

Wahrscheinlich nicht! Aber selbst wenn es nur 10 Prozent wären (z.B. durch Abschmelzen der zum Meer hin abfallenden küstennahen Regionen), betrüge der Meeresspiegelanstieg 6 Meter. Und von Grönland her - wo es schon jetzt deutlich wärmer ist, als in der Antarktis - kämen weitere 7 Meter hinzu. 13 m Anstieg insgesamt; auch das würde die Weltkarte dramatisch verändern. Von den Niederlanden, die jetzt schon zum großen Teil von Deichen geschützt unter dem Meeresspiegel liegen, würden nur noch kleine Reste in der Nähe der deutschen Grenze übrig bleiben. Die norddeutsche Tiefebene, Bangladesch, das Nildelta (alles wichtige Anbaugebiete) gäbe es nicht mehr. Milliarden von Menschen wären auf der Flucht vor dem steigenden Wasser. Das sind Gedanken, die einem den Schlaf rauben können.

  • Aber in der Antarktis ist es doch viel kälter als sonst irgendwo auf der Welt. Kann denn ein Anstieg der Temperaturen um einige Grad das Eis dort überhaupt zum Schmelzen bringen?

Ja, das ist möglich, denn auch in der Antarktis gibt es den Wechsel der Jahreszeiten. Zwar ist es im Jahresdurchschnitt "antarktisch kalt". Aber im antarktischen "Sommer" scheint die Sonne Tag und Nacht ununterbrochen. Es werden dann an wenigen Tagen Temperaturen über Null erreicht. Eine generelle Temperaturerhöhung um weitere wenige Grad würde die Zahl der Tage mit Temperaturen über Null auf ein Vielfaches erhöhen. Die Eisschmelze würde sich also um ein Vielfaches beschleunigen. Brüchiges Eis an den Berghängen in Küstennähe kann auf dem vom Schmelzwasser aufgeweichten Untergrund wie eine unvorstellbar gewaltige Eislawinen ins Gleiten geraten und ins Meer stürzen.

  • Aber die Klimaforscher sagen doch, dass die Niederschläge im antarktischen Winter zunehmen werden. Gleicht das nicht das beschleunigte Abschmelzen wieder aus?

Sicherlich, die Niederschläge nehmen derzeit zu. Doch eine solche relative Zunahme bedeutet nicht viel, weil die Antarktis extrem niederschlagsarm ist; sie ist noch niederschlagsärmer als die Sahara. Etwas lax gesagt: Eine Verdoppelung von fast nichts ist immer noch nichts. Dem steht aber die oben erwähnte Vervielfachung der jährlich abschmelzenden Menge gegenüber. Es kommt ganz darauf an, ob das Eis schneller oder langsamer schmilzt, als es durch die geringfügigen Niederschläge wieder ergänzt werden kann.

  • Aber, der jüngste Bericht des IPCC sagt doch bis zum Jahr 2100 einen Anstieg des Meeresspiegels von maximal nur 59 cm voraus!

Der IPCC-Bericht weist aber auch, wie oben erwähnt, auf die erhebliche Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung der grönländischen und antarktischen Eisschilde hin, hier könne ein höherer Beitrag zum zukünftigen Anstieg nicht ausgeschlossen werden. Professor Rahmstorf vom Potsdamer Institut für Klimafolgenabschätzung macht zum Beispiel darauf aufmerksam, dass der tatsächliche Anstieg des Meeresspiegels derzeit erheblich schneller (mehr als doppelt so schnell) erfolgt, wie die dem IPCC-Bericht zugrunde liegenden Modellrechnungen vorhersagen. Am 17.2.07 - also nur wenige Tage nach der Veröffentlichung des IPCC-Reports meldete der NDR in den Morgennachrichten, das Norwegische Klimainstitut habe darauf aufmerksam gemacht, dass der CO2-Anstieg in der Atmosphäre sich sogar noch beschleunigt habe. Möglicherweise hänge das mit dem Wirtschaftsaufschwung in Asien zusammen.

Vielleicht sollte man noch ergänzen, dass die Klimaentwicklung auf dermaßen komplizierten Zusammenhängen beruht, dass auch nur kleine Fehler in den Grundannahmen zu katastrophalen Voraussagefehlern führen können. Wie schnell es gehen wird, wissen wir deshalb nicht genau. Aber Eines ist ganz sicher: Mehr CO2 bedeutet mehr Treibhauseffekt, bedeutet mehr Erwärmung. Und Eis schmilzt schneller, wenn es wärmer wird!

Wie lange können wir noch abwarten?

Allgemein besteht die Vorstellung, man könne ja noch abwarten und erst dann, wenn die Folgen unerträglich sind, mit den CO2-Emissionen aufhören. Diese Vorstellung ist leider trügerisch. Es kann durchaus noch zu unerwünschten Verstärkungen des Treibhauseffektes kommen, die den Temperaturanstieg ungeahnt beschleunigen. So führt z.B. schon jetzt die zunehmende Trockenheit im Sommerhalbjahr zum Verdorren von Wäldern, die dann bei Blitzschlag über riesige Regionen hinweg in Brand geraten, wobei der CO2-Ausstoß sich dramatisch erhöht. Oder das Auftauen des Permafrostbodens setzt riesige Mengen von Methangas frei, dass seinerseits eine erheblich schlimmere Treibhauswirkung hat als CO2. Oder das Abschmelzen der Gletcher und der nördlichen Polkappe ändert das Reflexionsvermögen für Sonnenstrahlen. Diese werden nicht mehr in den Weltraum zurückgespiegelt, sondern erwärmen das Meerwasser oder die Erdoberfläche.

Klimaschutzziele sind völlig unzureichend

Betrachten wir einmal die Welt, in der wir leben, mit den Augen eines Ingenieurbüros, welches den Auftrag erhalten hat, ein großes Bauwerk, z.B. die Brücke über einen Meeresarm auf seine Sicherheit zu prüfen. Insbesondere soll geprüft werden, ob die vorgesehenen Schutzmaßnahmen ausreichen. Wie sähe das Ergebnis unserer Prüfung aus?

Ingenieure gehen, wie bereits oben gesagt, bei Sicherheits-Untersuchungen immer vom "worst case" aus. Eine Prüfung nach diesem Grundsatz haben wir in den vorangegangenen Absätzen angedeutet. Die Prüfung ergibt, dass - selbst wenn wir die sogenannten Klimaschutzziele weltweit erreichen - mit einer nicht vorhersagbaren Wahrscheinlichkeit ein furchtbares Unglück, besser gesagt, eine unvorstellbar große Katastrophe über alle Benutzer dieses Bauwerks hereinbrechen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in vollem Ausmaß zu dieser Katastrophe kommen wird, ist zwar gering, vielleicht nur 60 Prozent. Aber drehen wir diese Aussage um, so besagt sie, dass die menschliche Zivilisation (wie wir sie kennen) nur noch eine Chance von 100 - 60 = 40 Prozent hat, der Katastrophe zu entgehen. Jedes Ingenieurbauwerk würde unter dieser Voraussetzung sofort gesperrt. Wenn man es nicht sperren kann, würden umgehend alle denkbaren Schutzmaßnahmen eingeleitet, gleichgültig, wie teuer sie sind. Niemand käme auf die Idee, die Schutzmaßnahmen zu unterlassen, weil sie "unwirtschaftlich" seien. Wenn es um das Überleben geht, wird die Frage der Wirtschaftlichkeit belanglos.

Aber können wir denn überhaupt aus der Atomenergie und den fossilen Energien gleichzeitig aussteigen?
Ja, wir können es! Wir müssen es, und wir können es sogar mit den uns schon jetzt zur Verfügung stehenden technischen Mitteln. Bei entsprechendem politischen Willen kann Deutschland sogar mit dezentral im eigenen Land gewonnenen Erneuerbaren Energien versorgt werden.

Dies sei nicht möglich, wird nicht nur von Seiten der Energieversorger gekontert. Fragt man genauer nach, so werden wirtschaftliche Argumente ins Feld geführt. Hier vermischen sich zwei Diskussionsebenen unterschiedlicher Wertigkeit. Wenn es um das Überleben der Zivilisation geht, werden wirtschaftliche Argumente zweitrangig. Wir müssen den Umstieg auf 100% Erneuerbare Energien vorantreiben - auch wenn er zur Zeit noch nicht wirtschaftlich sein sollte. Dabei dürfen wir darauf vertrauen, dass Maßnahmen, die derzeit noch extrem teuer sind, z.B. die Errichtung dezentraler Energiespeicher, durch Massenproduktion und damit verbundene Lerneffekte deutlich billiger werden.

Einen Vortrag zu diesem Thema mit Powerpoint-Folien finden Sie unter http://www.waffenschmidt.homepage.t-online.de/erneuerbare_energien/erneuerbare_energien.htm#artikel

Die Umstellung auf Erneuerbare Energien hat bereits begonnen. Im Strombereich haben wir bereits über 11 Prozent erreicht. Jetzt muss die Umstellung intensiviert und so schnell wie möglich vorangetrieben werden. Dazu müssen die Kapitalströme von den konventionellen zu den Erneuerbaren Energien umgelenkt werden. Die Gewinnanreize bei den Erneuerbaren Energien müssen höher sein. Hier ist der Gesetzgeber gefordert.

Nationale Vorreiterrolle für Atomausstieg und Ausstieg aus den fossilen Energien

Im Zusammenhang mit der "friedlichen Nutzung der Atomenergie" kennen wir ein ähnliches Problem. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Kernschmelze eintritt, liegt nahe Null. Die auftretenden Schäden jedoch wären so groß, dass die meisten Umweltorganisationen - zu Recht - ein Ende der Nutzung der Atomenergie fordern. Die Überflutung ganzer Länder infolge der Erderwärmung dürfte in ihrer Entsetzlichkeit vergleichbar sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie eintritt, ist - wenn man den Risikoanalysen der Atomindustrie vertraut - sogar noch höher!

Zu Recht fordern die Umweltorganisationen den Ausstieg aus der Atomenergie. Zu Recht beharren sie sogar darauf, dass dieser Ausstieg auch dann erfolgt, wenn andere Länder nicht aussteigen. Eine ebenso konsequente Haltung ist auch gegenüber den fossilen Energien angebracht. Die Gefährlichkeit von Atomenergie und fossilen Energien ist hinreichend nachgewiesen. Jetzt gehören sie verboten! Von dem Argument, dass ein nationales Vorgehen sinnlos sei, weil die Gefährdung an den Staatsgrenzen nicht endet, dürfen wir uns nicht beirren lassen.

Obwohl die Atomenergie ein weltweites Problem darstellt, hält die deutsche Umweltbewegung am nationalen Atomausstieg fest. Es ist an der Zeit, nun gleichermaßen auch für den Ausstieg aus den fossilen Energien eine nationale Vorreiterrolle zu fordern. Der Neubau von fossilen Energiegewinnungsanlagen darf nicht mehr genehmigt werden!

Verhaltensänderungen nur noch unter Schock möglich?

Vor vielen Jahren zeigte ein Titelbild des SPIEGEL den Kölner Dom im Meereswasser stehend. Psychologen wissen, dass von einem gewissen Alter an Verhaltensänderungen überhaupt nur noch durch Schock erreichbar sind. Bei der Klimakatastrophe käme der notwendige Schock jedoch reichlich spät. Wenn die Menschheit erst reagiert, wenn überall der Meeresspiegel aktuell über die Deiche schwappt, ist wertvolle Zeit verloren. Unsere Chance ist es, das Unheil mit allen Mitteln der Medienwelt vorher so realitätsnah vor Augen zu führen, dass der kollektive Willen für eine Abwehr geweckt wird. Den Vorwurf der Panikmache dürfen wir deshalb nicht fürchten - genau so wenig wie ihn der TÜV fürchtet.

In diesem Zusammenhang eine Empfehlung: Der Film "Eine unbequeme Wahrheit" des Regisseurs Davis Guggenheim mit Al Gore gibt eine temperamentvolle, didaktisch gut aufgearbeitete seriöse Einführung in das Thema Klimakatastrophe und ihre Ursachen. Der Film beschränkt sich im Wesentlichen auf die Diagnose.

Einen Therapievorschlag müssen wir selber entwickeln. Er lautet:
"Hundert Prozent Erneuerbare Energien".