Siemens-Wechselrichter kommen ins Schwitzen

Im Solarbrief 1/98 berichtete Herr Klingholz über Probleme mit einem Wechselrichter der Firma Siemens Solar. Daraufhin - wie im letzten Solarbrief zu lesen - beauftragte Siemens Solar ihre Anwälte und bat um öffentliche Richtigstellung. Herr Klingholz seinerseits auf diese letzte Verlautbarung:

Die Stellungnahme der Firma Siemens Solar GmbH zu meinem schadhaften Siemens-Wechselrichter birgt interessante Einzelheiten. So ist dieser Wechselrichter das einzige mir bekannte elektronische Gerät, für das der Hersteller schon in der Betriebsanleitung kundtut, daß es unterhalb einer Umgebungstemperatur von 0 Grad Celsius, sowie oberhalb von 35 Grad Celsius seinen Geist aufgibt. Da PV-Anlagen einerseits ihre Höchstleistung in den Sommermonaten erbringen, andererseits auch in südlicheren Ländern als der Bundesrepublik, wie man hört, sogar in den Tropen zum Einsatz kommen, wird ersichtlich, warum Siemens Solar sich aus der Produktion von Wechselrichtern verabschiedet hat: Offensichtlich aus Mangel an technischer Kompetenz.

Womöglich aber ist die Stellungnahme der Siemens Anwälte (eine von Siemens-Ingenieuren zu hören, wäre im übrigen auch nicht uninteressant) aber nur ein Ablenkungsmanöver. Denn es ist aus verschiedenen Gründen höchst unwahrscheinlich, daß der notorisch schadhafte Siemens-Wechselrichter sich aufgrund einer unzulässigen Wärmeeinwirkung auf dem Dachboden verabschiedet hat.

Erstens ist der Wechselrichter mit einer Kühlung ausgerüstet, die eine Überhitzung unterbinden soll.

Zweitens ist der identische Schaden bei mehreren mir mittlerweile bekannten Betreibern von Siemens-Wechselrichtern der gleichen Baureihe aufgetreten - und zwar unabhängig davon, ob das Gerät im Keller, im ersten Stock oder im Dachboden installiert ist.

Ich gehe somit nach wie vor davon aus, daß Siemens-Wechselrichter dieser Baureihe mit einem Systemfehler behaftet sind. Dies hat im übrigen ein in Berlin ansässiges Unternehmen bestätigt, das von Siemens Solar beauftragt wurde, schadhafte Anlagen instandzusetzen. Dieser Versuch hat bei unserer Anlage nicht zu einem Erfolg geführt. Weil der Geschäftsführer von Siemens Solar mir jedoch 1997 (also eindeutig nach der angeblichen Garantiefrist) schriftlich die Instandsetzung der schadhaften Anlage zugesagt hatte, gehe ich nach wie vor davon aus, daß Siemens Solar uns gegenüber in der Pflicht steht. Das stattdessen folgende "Kulanzangebot" von Siemens Solar, einen neuen Wechselrichter (für ca 6000,- DM incl. MWST) zu kaufen, kann ich nicht als „großzügiges Entgegenkommen" werten.

Auszug aus dem Leserbrief von Hans-Peter Weiß aus Forchtenberg

Den beiden Leserbriefen im Solarbrief 1/98 über Klagen an Siemens-Wechselrichtern kann ich nur beipflichten. Mein 1993 installierter 5 kW Siemens-Wechselrichter - ebenfalls der Baureihe 9 - ist gleich nach der Inbetriebnahme ... ausgefallen. Am 26.08.97 hatte ich einen Experten für Wechselrichter gebeten, den defekten Wechselrichter äußerlich zu begutachten. Das Ergebnis war erschütternd, folgendes wurde festgestellt: Relaisfassung verkohlt, Kontakte nicht mehr brauchbar; sie sind weggebrannt! Die vier abermals durchgeschmorten Relais (sie befinden sich als Beweissicherung in meinen Händen) haben innerlich gebrannt! Die Kunststoffbestandteile der Relais befanden sich durch die hohen Temperaturen in Auflösung! Eine auf dem Regal - neben dem Wechselrichter liegende Plastiktüte war durch die Hitze des Wechselrichters trotz eingebautem Lüfter völlig deformiert und zusammengeklebt. Dabei steht der Wechselrichter im ersten Stock, der Raum selbst ist gut durchlüftet - mit Tür und Fenster und dazu noch auf der Nordseite. Zu einem Schmorbrand mit allen giftigen Gasen und einem Hausbrand war es also nicht mehr weit. ...

Außerdem habe ich um Erstattung meiner Kosten gebeten. Daraufhin bekam ich von Siemens Solar ... wörtlich folgende provozierende Antwort: "Trotz (nicht wegen!) Ihres merkwürdigen Schreibens vom 02.09.97, welche u.E. einer versuchten Erpressung nahekommt, haben wir uns entschlossen, Ihnen folgendes Kulanzangebot zu machen: Wir liefern Ihnen ein Ersatzgerät der Fa. Solwex zu einem Sonderpreis von DM 4260,— zuzüglich Mehrwertsteuer. Falls Sie hierfür eine 5-jährige Garantie wollen, entstehen weitere Mehrkosten in Höhe von DM 450,— zuzüglich Mehrwertsteuer..."

Für mich war dieses Angebot nicht annehmbar...

In dem farbigen Prospekt der Siemens Solar „Strom direkt aus Sonnenlicht" steht u.a. folgendes:

"Bewährte, aus der Elektroinstallation bekannte Bauteile und moderne Fertigungstechniken sichern eine störungsfreie Funktion der Anlage.
Bewährte Technik vom Marktführer. Solaranlagen von Siemens leisten in aller Welt zuverlässige Dienste."

Wie lassen sich solche wohlklingenden Worte mit der Praxis der "Weltfirma" Siemens vereinbaren?

 


Dezentralisierung gefragt?

Leserbrief von Dipl.-Ing. Horst Weyrich

Mit der KV geht es ... um eine Dezentralisierung unserer Lebensorganisation. Z.Zt. beziehen bzw. entsorgen wir zentral Strom, Wasser, Abwasser, Lebensmittel, Müll, Krankenversicherungsbeiträge, Altenpflege etc. und kommen zum falschen Schluß, wir hätten alles „sauber" organisiert. Dabei übersehen wir, daß vorwiegend gesundheitliche Belastungen der Bevölkerung in der Ferne entstehen, durch die Abgase der Kohlekraftwerke bzw. radioaktive Strahlung (...)

(...) Die jetzige Situation stellt sich so dar, daß 35 Millionen Haushalte (80 Millionen Einwohner) Strom erhalten, über dessen Versorgung sich nur vielleicht 20 Tausend Menschen Gedanken machen.( ... ) Mit der KV würden sich sogar 80 Millionen Menschen anstatt nur 20 Tausend - das ist der Faktor 4000!- Gedanken machen - wie man kostengünstig Strom produziert. (...)

Der zweite Effekt ist, daß erstmalig alle 35 Millionen Haushalte überlegen, wie man denn ernsthaft Strom sparen kann, damit der Dieselgenerator seltener anläuft und weniger Abgase und Lärm produziert.

Die Lösung wird sein, daß man versucht, möglichst viel abgasfreien Strom mit Photovoltaik und Wind- oder Wasserkraft zu erzeugen. Der Erfindergeist von 4000 mal mehr Menschen wird dann auch -statistisch- 4000 mal schneller zu der Erfindung neuer, umweltfreundlicher Stromerzeugungstechniken führen, als es mit der zentralen Stromversorgung möglich war.

Bisher wird dieses Modell sehr erfolgreich von den Strommonopolisten mit Hilfe ihrer Lobbies bekämpft. Die Geschichte hat uns gezeigt, daß die Titanic erst bei einer großen Katastrophe (siehe Tschernobyl) untergehen mußte, bevor man begriff, daß viele kleine Schiffe vielleicht besser sind als ein Großes - auch im Hinblick auf das Ausmaß großer Katastrophen.

Die Reihe der Beispiele, welche negativen Konsequenzen die Zentralorganisation / Verstädterung nach sich zieht, läßt sich bei uns unendlich fortsetzen. (...) Die zentrale Lebensorganisation (auch Abgabe der Verantwortung für nahezu alles an andere) hat zu entkoppelten Systemen geführt, die Ursache und Wirkung einer Handlung nicht mehr erkennbar werden lassen.

Die Geschichtsschreibung der Zukunft wird uns dadurch beurteilen, in welchem Maße wir die Verantwortung für zukünftiges Leben übernommen, ignoriert oder bewusst abgelehnt haben und ebenso danach, welche bereits heute vorhandenen Möglichkeiten der positiven Einflussnahme wir genutzt, ignoriert oder sogar bekämpft haben.