"Sie hätten deutlich mit `ja' antworten müssen, Herr Schmalschläger!"

Offener Brief von Ralf Bischof an den Präsidenten der DGS

Sehr geehrter Herr Schmalschläger,

hiermit erkläre ich meinen sofortigen Austritt aus der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS).

Anlaß ist Ihr Interview in der Kundenzeitschrift „blickpunkt" des Stromkonzerns VEW Energie AG. Auf die Frage, ob die erneuerbaren Energieformen eines Tages die Chance haben, unsere Haupt-Energielieferanten zu werden, haben sie geantwortet: Nein, aber das ist auch gar nicht die Frage.

Sehr geehrter Herr Schmalschläger, erstens hätten sie deutlich mit „Ja" antworten müssen und zweitens ist die vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energiequellen die entscheidende „Frage", wenn man die wirtschaftliche Tätigkeit des Menschen mit den natürlichen Kreisläufen der Biosphäre in Übereinstimmung bringen will. Wenn Sie davon als Präsident der DGS nicht überzeugt sind und diese Meinun in Ihrem Amt nicht offensiv vertreten, ist das skandalös.

Daß diese Äußerung kein Mißverständnis oder Ausrutscher ist, muß ich der Tatsache entnehmen, daß die DGS das Alibi-Projekt des Sonnenenergie-Fonds der VEW unterstützt. Dies ist auch der eigentliche Grund meines Austritts.

Sie liefern damit den grünen Anstrich für einen Konzern, der nach wie vor auf Fossil- und Atomenergie setzt und sich sein Engagement für die Sonnenenergie auch noch von den Kunden per Spende bezahlen läßt. Der Sonnenenergie-Fond ist auch Abwehrmodell für die kostendeckende Vergütung, die bereits eine politische Mehrheit in Dortmund, dem Sitz von VEW, gefunden hatte. Und dafür gibt die DGS ihren Namen her!

Daneben unterstützt die VEW die Kampagne selbsternannter Landschaftsschützer gegen die Windenergienutzung, indem sie umsonst Desinformationen, wie das Parnphlet „Windenergie, eine Alternative die keine ist", an Kunden versendet.[...]

Der Schritt des Austritts fällt mir nicht leicht, nachdem ich viele Jahr Mitglied in der DGS war. Meine ersten Vorlesungen über Erneuerbare Energien habe ich an der Universität Hannover bei dem damaligen DGS-Vorsitzenden Dr. Selzer gehört. Aber nicht erst jetzt fällt mir auf, daß die wesentlichen Fortschritte der letzten Jahre für die Erneuerbaren Energien etwa die kostendeckende Vergütung oder das Stromeinspeisungsgesetz ohne den Einsatz der DGS auf Bundesebene erreicht und verteidigt worden sind. Zwar gibt es viele aktive Einzelpersonen und auch Gliederungen in der DGS, aber dies kann die zentralen Versäumnisse nicht wettmachen.

Ich werde diesen offenen Brief an die im Bereich Erneuerbarer Energien tätigen Zeitschriften und Organisationen mit der Bitte um Abdruck senden. Damit verbinde ich die Hoffnung, daß Sie Ihrer Verbandspolitik - im Sinne der gemeinsamen Sache - vielleicht doch noch grundsätzlich korrigieren. Mein eigenes Engagement werde ich zukünftig auf diejenigen Organisationen konzentrieren, die den scharfen Blick für die Interessengegensätze bei der Durchsetzung der Erneuerbaren Energien bewahrt haben.