Datum: 01.01.2003

Förderung fossiler Kraftwärmekopplung ist suboptimal


Warum nicht gleich die Versorgung mit biogenen Brennstoffen einbeziehen?

Von Wolf von Fabeck
Geschäftsführer im Solarenergie-Förderverein Deutschland

Viele Umweltfreunde verstehen nicht, warum der Solarenergie-Förderverein nur den Ausbau einer Kraftwärmekopplung (KWK) auf Basis erneuerbarer Energien fordert, den weiteren Ausbau der KWK mit fossilen Brennstoffen jedoch für einen Irrweg hält.

Im Endzustand wollen die Befürworter der fossilen KWK ebenfalls - wie der Solarenergie-Förderverein - nur KWK-Anlagen dulden, die auf Basis erneuerbarer Energien, z.B. mit biogenen Brennstoffen betrieben werden. Doch zunächst käme es ihrer Ansicht nach darauf an, das Prinzip der KWK (Dezentralisierung, Ausbau von Nahwärmenetzen) überhaupt erst einmal im Strommarkt einzuführen. Der Umbau von fossil betriebenen KWK auf Erneuerbare Energien könne dann später immer noch vorgenommen werden, denn er sei technisch leicht durchführbar.

Hier wurde leider ein begrenzender Faktor übersehen, auf den hier aufmerksam gemacht werden soll:

Die uns bevorstehende Aufgabe besteht aus drei Teilaufgaben

  1. Schaffung einer Abnehmerstruktur für Nahwärme aus KWK
  2. Bau von KWK-Anlagen
  3. Schaffung einer Infrastruktur für die Lieferung geeigneter Brennstoffe.

Aufgabe 1. und 2. lassen sich auch mit fossiler KWK lösen, die später auf Erneuerbare Energien umgerüstet werden kann. Aufgabe 3 jedoch wird leicht vergessen. Es wird insbesondere unterschätzt, wie zeitaufwendig der Aufbau einer Erzeuger- und Lieferantenkette ist.

Wenn die Politik zunächst den Aufbau fossiler KWK fördert und dann eines späteren Tages, wenn bereits eine hohe Zahl von fossilen KWK im Einsatz sind, diese durch geeignete Anreize auf biogene Brennstoffe umstellen will, wird dies die Nachfrage nach biogenen Brennstoffen plötzlich deutlich erhöhen. Eine dann, plötzlich auftretende Nachfrage nach einer großen Menge biogener Brennstoffe kann wegen der fehlenden Infrastruktur nicht ebenso plötzlich bedient werden.

Ein einfaches Beispiel mag dies verdeutlichen: Nehmen wir an, die KWK-Anlage soll mit „Feldholz“ beheizt werden, d.h. mit schnellwachsenden Holzsorten vom Acker. Ein vollständiger Produktionsablauf „von der Saat bis zur Ernte“ muss aufgebaut werden. Pflanz-, Ernte- und Verarbeitungsmaschinen müssen angeschafft werden. Nicht nur das Aufwachsen des Holzes bedarf seine Zeit, sondern bereits die Überzeugungsarbeit bei den Landwirten, die notwendigen vorhergehenden Planungen, Wirtschaftlichkeitsberechnungen usw. Die Umstellung der bestehenden fossilen KWK auf biogene Heizstoffe würde dadurch noch einmal um viele Jahre verzögert, bis endlich eine Erzeuger- und Lieferantenstruktur entstanden ist.

Ein weiteres Beispiel zur Ergänzung: Viele KWK-Anlagen werden zur Zeit mit Erdgas betrieben. Der Ersatz des Erdgases im Leitungsnetz durch Biogas ist eine langwierige Angelegenheit, bei der viele rechtliche und technische Probleme gelöst werden müssen. Die Versorgung der Biogas-Anlagen ihrerseits mit Biomasse wird sich auch nicht von heute auf morgen einspielen.

Der Aufbau der benötigten Erzeuger- und Lieferantenkette sollte deshalb von vornherein in die politischen Fördermaßnahmen eingeplant sein. Dies geschieht am einfachsten, wenn jede neu entstehende und staatlich geförderte KWK-Anlage von vornherein auf biogene Heizstoffe ausgelegt sein muss, damit sich die Nachfrage nach biogenen Heizstoffen nicht erst von irgendeinem Zeitpunkt in der Zukunft an plötzlich, sondern von jetzt an stetig steigert - in einem ruhigen Tempo, dem der Aufbau der Erzeuger- und Lieferanten-Infrastruktur folgen kann.