Vermehrt erfahren wir, dass Netzbetreiber den Anschluss von PV-Anlagen an ihr Netz durch bürokratische Sturheit verzögern, indem sie jede Anmeldung - gleichgültig ob problemlos oder möglicherweise prüfungswürdig - in die selbe Warteschlange legen und auf diese Weise die Anmelder kleiner Anlagen schikanieren.

Ein besonders krasses Beispiel ist uns durch den Briefwechsel eines betroffenen Installateurs mit dem Netzbetreiber N-Ergie bekannt geworden. Wir veröffentlichen diesen Briefwechsel unten anhängend. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen. Unseren Kommentar finden Sie unten.

Brief: Installateur an Netzbetreiber

Anschreiben des Installateurs zur Anmeldung einer Kundenanlage:
"Sollte ich innerhalb der nächsten zwei Wochen keinen anderslautenden Bescheid von Ihnen erhalten, gehe ich davon aus, dass Sie keine Einwände gegen den Anschluss haben und werde den Anschluss wie vorgesehen vornehmen."



Antwort: Netzbetreiber an Installateur

Weißenburg, den 15.09.2009
Anmeldung zum Netzanschluss (Strom) aus Photovoltaikanlagen

Sehr geehrte Damen und Herren,

auf Ihren Datenblättern zur Anmeldung zum Netzanschluss (Strom) für Photovoltaikanlagen vermerken Sie, dass Sie bzw. der Einspeiser davon ausgehen, dass keine Einwände gegen den Anschluss bestünden, wenn Sie bzw. der Einspeiser keinen Bescheid innerhalb von 2 Wochen erhalten.

Nachdem Ihnen bekannt ist, dass bei der derzeitige Antragsflut eine Bearbeitungszeit von 2 Wochen unmöglich ist und Sie mit Ihrer Vorgehensweise die Bearbeitungszeiten aller Anträge verzögern, fordern wir Sie auf, die Anmerkungen künftig zu unterlassen.

Einerseits erwecken Sie bei den Einspeisern den Eindruck, dass er innerhalb von 2 Wochen Bescheid bekommen würde und andererseits müssten wir jedem Kunden und ggf. auch Ihnen eine Mitteilung zusenden, dass die Bearbeitung in der vorgegebenen Zeit nicht möglich ist; ein Aufwand der wie bereits gesagt, zu nicht erforderlichem Mehraufwand führen würde.

Ihr Verhalten ist nicht mit den Grundsätzen für die Zusammenarbeit von Netzbetreibern und Elektrotechnik-Handwerk vereinbar, weshalb wir Sie bitten, künftig mit uns zusammen und nicht gegen uns zu arbeiten.

Bereits im Schreiben vom 02.09.2009 haben wir Sie auf die Problematik und die zu beachtenden Richtlinien hingewiesen. Bei ungeprüftem Anschluss auch von kleinen Photovoltaikanlagen, kann es sowohl zu Sachschäden aber auch zu Vermögensschäden durch Abschalten anderer Anlagen kommen.

Ein wiederholter Anschluss durch einen Fachbetrieb ohne unsere Freigabe dürfte unseres Erachtens als vorsätzliche bzw. grob fahrlässige Handlung mit dem entsprechenden Konsequenzen einzustufen sein.

Mit freundlichen Grüßen
N-ERGIE Netz GmbH

i.A. Karl Edelmann
i.A. Jochen Heuberger



Antwort: Installateur an Netzbetreiber

An die
N-Ergie Netz GmbH
Lehenwiesenweg 19
91781 Weißenburg
Schernfeld, 28.09.09

Anmeldung zum Netzanschluss (Strom) für Photovoltaikanlagen
Hier: Antwort auf Ihr Schreiben vom 15.09.09 / Eingang 16.09.09

Sehr geehrte Damen und Herren,

die nervöse Aufgeregtheit Ihres Schreibens ist nicht geeignet, eine sachdienliche Zusammenarbeit zu befördern.

Die Zahl der zu installierenden Solarstromanlagen wächst glücklicherweise weiterhin an. Dass Sie bereits mit der gegenwärtigen Anmeldungsflut Mühe haben, ist mir bekannt. Aber nicht nur Sie haben
viel zu tun. Ich habe zur Durchführung meiner Aufgaben neues Personal eingestellt.

Dass die von Ihnen genannten technischen Probleme bei einer Überlastung des Netzes auftreten können, ist mir nicht unbekannt, dazu brauche ich keine Belehrung. Als konzessionierter Installateur würde ich mich hüten, an kritischen Stellen ohne eingehende Prüfung und ohne Ihre Freigabe eine PV-Anlage anzuschließen.

Am Telefon hat mir Ihr Mitarbeiter mitgeteilt, dass bereits weit über 100 Anmeldungen in der Warteschlange liegen. Und die Bearbeitungszeiten bis zu einer ersten Antwort liegen inzwischen bei 8 Wochen!

Als Netzbetreiber kennen Sie die kritischen Bereiche, die "Problemzonen" Ihres Netzes. Ich schlage deshalb zur Beschleunigung des Anschlussverfahrens vor, dass sie bei Anmeldungen von Anlagen zunächst einmal eine Sortierung nach kritischen und unkritischen Netzbereichen vornehmen und den Anmeldern mitteilen, entweder, dass sie sofort anschließen, oder aber, dass sie eine Netzprüfung abwarten mögen, die voraussichtlich einen von Ihnen konkret zu nennenden Zeitraum beanspruchen werde.

Die von mir angemeldete neue Anlage von 33 kWp soll in einem Netzbereich installiert werden, in dem es keine Probleme geben kann, denn es gibt dort außer 3 PV-Anlagen mit insgesamt etwa 30 kWp keine weiteren Netzeinspeiser. Das heißt, dort ist - für Fachleute völlig offensichtlich - eine Netzberechnung unnötig, weil das Ergebnis ohnehin nur positiv sein kann.

Jede weitere Verzögerung des Netzanschlusses im vorliegenden Fall sehe ich deshalb als Schikane und schadenersatzpflichtigen Verstoß gegen § 5 Absatz 1 EEG an, nach dem Sie zum unverzüglichen Anschluss verpflichtet sind.

Eine Kopie dieses Briefwechsels gebe ich an den Solarenergie-Förderverein Deutschland mit der Bitte um Veröffentlichung weiter.

In Erwartung einer umgehenden Anschlusszusage verbleibe ich

mit sonnigen Grüßen
Unterschrift


Empfehlung des SFV zur Beschleunigung des Netzanschlusses für kleinere Anlagen

Aus dem Briefwechsel zeigt sich, wie angespannt teilweise die Atmosphäre zwischen Netzbetreibern und Installateuren ist. Die Netzbetreiber haben in der Tat viel zu tun, weil in manchen Netzbereichen immer mehr große Anlagen angeschlossen werden, die ein Netz durchaus schon überlasten können. Und die Netzverstärkung müssen die Netzbetreiber dann selbst bezahlen. Wo das Verhältnis noch ungetrübt
ist, könnten Installateure den Netzbetreibern die Arbeit etwas erleichtern. Sie könnten z.B. ihrer Anmeldung einen Brief beilegen, in dem sie zu ihrer Anmeldung sinngemäß schreiben:

"Mir ist bekannt, dass derzeit viele Großanlagen angemeldet werden und Sie deshalb einigen Prüfungsaufwand zu bewältigen haben. Die von mir beigefügte Anmeldung betrifft jedoch nur eine kleine Neuanlage von nur soundsoviel kWp. Diese soll in einem Netzbereich installiert werden, in dem es nach meinen Recherchen keine Probleme geben kann, weil (kurze Begründung). Sollte ich innerhalb der nächsten zwei Wochen keinen anderslautenden Bescheid von Ihnen erhalten, gehe ich deshalb davon aus, dass Sie keine Einwände gegen den Anschluss haben und werde den Anschluss wie vorgesehen vornehmen."

Noch ein Hinweis: Manche Netzbetreiber bieten sogar eine extra Internetseite an, auf der Fachleute die Konfiguration des Netzes, Kabelquerschnitte, bereits vohandene Einspeiser und dgl. ablesen können.