Mit einem "Hintergrundpapier" vom 12.01.2010 mit dem Titel Die künftige Förderung von Solarstrom über das Erneuerbare-Energien-Gesetz begründet der "Energieexperte Dr. Holger Krawinkel im Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV)" seine alte Forderung nach einer zusätzlichen einmaligen Absenkung der Einspeisevergütung für Solarstrom um weitere 30 Prozent. Der Autor des Papiers ist unbekannt, doch folgt es im Wesentlichen der bekannten Argumentationslinie des RWI gegen die Förderung der Solarenergie und damit der Argumentation der Kohle-, Erdgas- und Atomkraftwerksbetreiber, denen die Umstellung auf die Erneuerbaren Energien immer noch zu schnell geht.

Das Hintergrundpapier erzeugt verbal hohe Dramatik, indem es die Einzelausgaben von Millionen von Stromverbrauchern über zwanzig Jahre zusammenzählt - noch dazu fehlerhaft - und so zu Milliardenbeträgen kommt. Frank Busse hat in einem Beitrag vom 8.2.10 die fehlerhafte Argumentation des Hintergrundpapiers an vielen Details nachgewiesen. http://www.sfv.de/artikel/verwirrter_geist.htm

Schließlich gipfelt das Hintergrundpapier in der Aussage:
"Solarstrom wird durch die staatlich induzierte Förderung künstlich teuer gehalten. Dies behindert den weltweiten Durchbruch. Klimaschutz-Technologien können sich weltweit aber nur verbreiten, wenn sie ohne Subventionen auskommen."
An anderer Stelle, in unserem Beitrag http://www.sfv.de/artikel/hintergrundpapier_des_vzbv.htm haben wir erläutert, wie weltfremd diese Überlegungen sind.

Bei der Mitgliederversammlung des Dachverbandes, des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (VZBV) hat sich Krawinkel mit seiner Position nicht durchsetzen können.

Hier und jetzt aber geht es um zusätzliche Informationen über die Berechtigung des "Energieexperten" Krawinkel, die Absenkung der Einspeisevergütung im Namen des VZBV (der Dachorganisation aller Verbraucherzentralen) zu fordern. Krawinkel ist bereits im vergangenen Herbst mit der Forderung nach 30 prozentiger Absenkung an die Öffentlichkeit getreten. Daraufhin hat der Bund der Energieverbraucher - der neben vielen anderen Verbraucherschutzverbänden und -vereinen Mitglied im Bundesverband (VZBV) ist und speziell für die Energieverbraucher spricht - öffentlich widersprochen.

Der Bund der Energieverbraucher fordert bereits seit Ende der 90er Jahre eine Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien. Bezeichnend ist eine kleine Episode aus der ersten öffentlichen Anhörung zum Stromeinspeisungsgesetz. Es ging damals um die Frage, ob es richtig sei, die Mehrkosten für die Einspeisung von Solarstrom, Strom aus Wasserkraft und Windenergie durch die Stromverbraucher bezahlen zu lassen. Damals versuchte der Vertreter des Bundeswirtschaftsministeriums den Bund der Energieverbraucher zu einer ablehnenden Stellungnahme zu bewegen. Doch von seinem Vorsitzenden Dr. Aribert Peters kam die einzig richtige Antwort: "Wir wissen sehr wohl zwischen sinnlosen und sinnvollen Geldausgaben zu unterscheiden." Bis heute hat sich an dieser Einstellung nichts geändert: Umstellung der Energieversorgung auf die Erneuerbaren Energien so rasch wie möglich - gerade zum Schutz der Stromverbraucher, zum Schutz auch gegen die ständig steigenden Preise der konventionellen Energien!

Wenn einer der vielen Verbraucherschutzvereine oder -verbände weiß, wo und mit welchen Argumenten bei der Strom- und Gasversorgung den Strom- und Gaskunden das Geld aus der Tasche gezogen wird, so ist es der Bund der Energieverbraucher, der seit Jahrzehnten den Strom- und Gasverbrauchern aktiv - auch in vielen Musterprozessen - gegen die Geldschneiderei der Energieversorger beisteht.

Der Bund der Energieverbraucher warnt auch jetzt wieder (15. Februar 2010) deutlich vor einer weiteren Absenkung der Solarstrom-Einspeisevergütung. Verbraucherverband fordert verlässliche PV-Förderung

Die Warnung gipfelt in der Aussage: Der Bund der Energieverbraucher e.V. lehnt die geplante Absenkung der Vergütung für PV-Anlagen als überzogen und nicht sachgerecht ab. Eine dramatische Absenkung der Einspeisevergütung würde die PV-Branche insgesamt schwer treffen und die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre gefährden. Die bis heute von der Verbrauchern für den Aufbau der PV-Industrie gezahlten Milliardenbeträge wären entwertet, die Zukunft der Branche ungewiss.
Und: Der Bund der Energieverbraucher werde mit seinen Vereinsmitteln zukünftig keinen Dachverband mehr finanzieren, der sich gegen den raschen Ausbau Erneuerbarer Energien stellt.

Lesen Sie dazu auch die Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Thüringen vom 16.02.2010
Heftiger Streit um die Solarstromförderung unter den Verbraucherschützern Bundesverband VZBV missachtet die Positionen der Mitgliederversammlung.

In der Öffentlichkeit aber wird Krawinkels Vorschlag weiterhin als Vorschlag des VZBV gehandelt. Wir fragen uns, warum Krawinkel dies nicht richtig stellt und warum er nicht die Konsequenzen zieht und den Rücktritt von seinem Amt als "Energieexperte" des VZBV erklärt.

Stattdessen äußert sich Krawinkel in einem neuen Beitrag vom 20.02.10 in der Frankfurter Rundschau ganz von oben herab: "(...) Die Opferattitüde der Solarverbände und ihres Umfeldes ist angesichts der auf 20 Jahre garantierten Milliardeneinnahmen maßlos. Die Vertreter dieser Zukunftsbranche werden ihrer künftigen Bedeutung nicht gerecht. (...)" Dass es sein eigener Vorschlag war, der fast den kompletten Zusammenbruch der Branche verursacht hätte, scheint er vergessen zu haben.