Die öffentliche Kritik des Solarenergie-Fördervereins Deutschland am zögerlichen Solar-Kurs der grünen Bundestagsfraktion wurde in mehreren - inhaltlich fast gleichen - Briefen von verschiedenen grünen Bundestagsabgeordneten ohne Eingehen auf die SFV-Vorschläge zurückgewiesen.

Die angeschnittenen Fragen sind uns jedoch zu wichtig, als dass wir es dabei bewenden lassen wollen.

Um die Diskussion in sachlicher Weise in die Öffentlichkeit zu tragen, haben wir die Stellungnahmen der grünen Bundestagsabgeordneten zusammengefasst (grüne Kästen). Es handelt sich dabei um wörtliche Zitate. Die anderslautenden Vorschläge des SFV finden Sie im jeweils folgenden gelben Kasten. Wir bitten alle interessierten Leser, Stellung zu beziehen und ihre Meinung an uns sowie die unten aufgeführten grünen Abgeordneten weiterzugeben.


"... die Erzeugungskosten für Solarstrom haben sich massiv verringert."

Hier werden Kosten und Preise verwechselt. Die Preise sind in der Tat massiv gesunken, auch die Erzeugungskosten haben sich verringert, aber keineswegs "massiv".
Ein großer Teil des auf dem Markt zu beobachtenden Preisverfalls ergibt sich aus dem Zusammenbruch des spanischen Marktes: Weil weniger Solarmodule gekauft wurden, wurden die Preise gesenkt.
Die Hersteller erzielen weniger Gewinn. Damit geht der wirtschaftliche Anreiz zurück, weitere Siliziumfabriken und Solarmodulfabriken zu errichten. Der weitere Ausbau der Solarenergie beschleunigt sich nicht mehr.

 

"Wir Grünen sind nach wie vor für eine kostendeckende Vergütung der Photovoltaik."

Kostendeckung genügt nicht. Es sind Gewinnanreize durch Einspeisevergütung erforderlich.
 
Anmerkung: Wirtschaftlich denkende Menschen und Unternehmen investieren nur bei Gewinnanreiz.
Beispiel: Bundesnetzagentur gesteht den Netzbetreibern 10 % Rendite zu. Vielfach ist die Rendite in der konventionellen Stromwirtschaft noch erheblich höher


"Die grüne Bundestagsfraktion unterstützt die 'Roadmap' des Bundesverbandes Solarwirtschaft, die einen jährlichen Zubau von 3 bis 5 GW vorsieht."

Die Vorschläge der Roadmap stellen einen Rückschritt dar. Der SFV erinnert daran, dass im Jahr 2010 tatsächlich schon 7,2 GW installiert. wurden. Er fordert kein Abbremsen, sondern weitere Beschleunigung des solaren Ausbaus durch Rücknahme aller bisherigen AUßERPLANMÄßIGEN Vergütungsabsenkungen.
 
Anmerkung: Die "Roadmap" stößt sogar bei etlichen Mitgliedern des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) auf blankes Unverständnis. Wie kann ein Branchenverband seinen Mitgliedsfirmen eine Reduzierung der Jahresproduktion auf fast die Hälfte der Jahresproduktion 2010 vorschreiben! Gemeinschaftlicher Selbstmord aus Angst vor dem Tode? Oder sollen nur die Stärksten überleben?


"Ein Ausbau in dieser Höhe wird auch netztechnisch machbar sein."

Hier wird der Eindruck erweckt, als würde ein schnellerer Ausbau der Solarenergie auf netztechnische Probleme stoßen. Das mag in einigen kleineren Orten Süddeutschlands gelten, ist aber kein Grund für die undifferenzierte Verlangsamung des Ausbaus in allen Orten Deutschlands.
 
Anmerkung: Wer mit wachen Augen durch die deutschen Städte geht, kann leicht feststellen, dass gerade im dichtbesiedelten Wohnbereich - z.B. auf Mehrfamilienhäusern - kaum Solaranlagen zu finden sind. Dort besteht noch ein riesiges Ausbaupotential ohne netztechnische Probleme, denn der Solarstrom wird dort großenteils direkt von den Bewohnern der Mehrfamilienhäuser verbraucht. Der Rest kann in Batterien bis zum Abend gespeichert werden .

"Sollten in den nächsten Jahren noch preiswerte gute Batterien
hinzukommen, spricht angesichts der stetig fallenden Kosten nichts dagegen, den Ausbau ((der Solarenergie)) weiter zu forcieren."

Preiswerte gute Batterien entstehen nicht durch Abwarten, sondern durch Massenproduktion.
Massenproduktion entsteht durch wirtschaftliche Anreize zum Investieren in die neue Technologie. Der SFV schlägt eine gesetzliche Regelung vor, die Privatleuten solche Anreize bietet. Der Anreiz darf nicht nur auf Solaranlagenbetreiber beschränkt bleiben, sondern soll jeden Stromverbraucher belohnen, der seine Batterie dann auflädt, wenn Strom im Überschuss vorhanden (und billig) ist. Wenn dann - einige Stunden später - Strom knapp (und teuer) ist, kann der Batteriebesitzer seinen Haushaltsbedarf aus der Batterie decken.
 
Anmerkung 1: Das EEG hat uns am Beispiel der Solarenergie gezeigt, wie das Wachstum einer neuen Technologie durch staatlich festgesetzte Mindestpreise in Gang gebracht werden kann.
 
Anmerkung 2: Die notwendige Technik ist bereits in den unterbrechungsfreien Stromversorgungen (USV) vorhanden. Es muss lediglich die Steuerung verändert werden.

 
Der SFV zweifelt keinesfalls an den guten Absichten der grünen Bundestagsfraktion. Er hofft aber auf eine Neuorientierung der grünen Solarpolitik unter Berücksichtigung der Ereignisse in Japan und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass selbst Schwarz-Gelb den Abschied vom Atom beschleunigen will.

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