Energiewende besonderer Art - von der Kohlekraft zur Gaskraft
Die Energiewirtschaft führt derzeit ihre eigene "Energiewende" durch. Sie ersetzt Kohlekraftwerke durch Erdgaskraftwerke.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur (Stand 7.3.2019) ist die Leistung der Erdgaskraftwerke inzwischen höher als die Leistung aller Steinkohlekraftwerke und als die aller Braunkohlekraftwerke
- 24.235 MW Erdgas Kraftwerke
- 21.403 MW Steinkohlekraftwerke
- 18.904 MW Braunkohlekraftwerke
Entgegen früheren Ankündigungen, wonach Erdgaskraftwerke wegen ihrer schnellen Regelbarkeit die geeigneten Partner der Erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind seien, indem sie immer dann, wenn viel Solar- oder Windstrom in das Netz eingespeist werden, ihrerseits die Leistung drosseln würden, geschieht dies offensichtlich nicht.
So zeigt z.B. das Agorameter vom 11.01.2019 bis 16.01.2019, dass die Erdgaskraftwerke sich bei ihren Einspeisungen ins Stromnetz nicht um die Windkraft- oder die Solarleistung kümmern und sogar dann noch Erdgas-Strom einspeisen, wenn er in Deutschland überhaupt nicht benötigt wird. Damit ergeben sich negative Spotmarktpreise, die die Wirtschaftlichkeit von Wind- und Solarstrom Anlagen vermindern.
Grafik 1 zeigt den aus Erdgas erzeugten Strom (Zweiter von oben, hellgrau) vom 11.01.2019 bis 16.01.2019
FÖS Kurzstudie zu Erdgassubventionen vom 16.09.2019
Dass der oben geschilderte Umstieg von der Kohle- zum Ergas staatlicherseits durchaus gewollt ist, zeigt eine Kurzstudie des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS)
Erdgas wird durch zahlreiche staatliche Förderungen begünstigt. Von der Bereitstellung der Infrastruktur bis zum Endverbrauch finden sich Subventionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. In einer Kurzstudie im Auftrag der Energy Watch Group ermittelte das FÖS staatliche Förderungen von mindestens 1,4 Mrd. Euro für das Jahr 2017. Diese Studie finden Sie hier.
Inhalt
Diese Kurzstudie im Auftrag der Energy Watch Group beschreibt und quantifiziert, soweit möglich, Beispiele staatlicher Förderungen für Erdgas. Nach einer Einleitung zum Umfang von Subventionen für fossile Energieträger in Deutschland folgen die spezifischen Beispiele, die im Anhang ausführlicher in einzelnen Datenblättern dokumentiert sind:
- Für die Gaspipeline Nord Stream 2 sind Exportkreditgarantien zur Absicherung des 9,5 Mrd. Euro teuren Projekts geplant. Für Nord Stream 1 hat die Bundesregierung bereits Garantien übernommen und das Projekt mit einem Gegenwert von 66 Mio. Euro subventioniert.
- LNG-Terminals an der deutschen Nordseeküste sollen mit bis zu 65 Mio. Euro gefördert werden.
- Im Rahmen der Förderprogramme für die KfW Gebäudesanierung wurden Erdgasheizungen im Jahr 2017 in Form von Zuschüssen und zinsvergünstigtenKrediten mit einem Gegenwert von mindestens 38 Mio. Euro subventioniert.
- Die Energiesteuerausnahmen für Erdgas und Flüssigerdgas im Verkehr beliefen sich im Jahr 2017 auf insgesamt 180 Mio. Euro.
- Mit mehr als 1,2 Mrd. Euro im Jahr 2017 ist die Energiesteuerbefreiung von Erdgas beim Einsatz in der Stromerzeugung die mit Abstand umfangreichste Subvention der ausgewerteten Beispiele.
Soweit die Inhaltsangabe der Kurzstudie.
Klimagefährdung durch "Methanschlupf"
Die Klimagefährlichkeit der Gaskraftwerke beruht nicht nur auf der Tatsache, dass Gaskraftwerke durch ihre Dauereinspeisung trotz guter Solar- und Windstromeinspeisung die Wirtschaftlichkeit der Solar- und Windanlagen durch negative Strompreise gefährden.
Viel beunruhigender ist die Tatsache, dass das Methan - Hauptbestandteil des Erdgases - eine mehr als 20 mal höhere Klimawirkung hat als CO2.
Sowohl beim Transport, viel mehr aber noch bei der Förderung des Erdgases gehen nicht näher bestimmbare Mengen von Methan ungewollt in die Atmosphäre und verschlimmern die Klimakatastrophe.
PS. Bitte nicht verwechseln, das klimaschädliche Methan mit der namensähnlichen (nicht klimaschädlichen) Flüssigkeit Methanol.