SFV-Vorlage für einen Brief

Sehr geehrte Damen und Herren,

einige Medienberichte der letzten Monate erweckten den Eindruck, es gäbe in unserer Kommune erhebliche Widerstände gegen den weiteren Ausbau der Windenergie.

Uns liegt jedoch nunmehr eine detaillierte Meinungsumfrage des Forsa-Instituts (forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH) vom November 2008 vor, aus der sich ergibt, dass die ablehnenden Stimmen zumeist nicht die Meinung der Mehrheit darstellen. Die Forsa-Umfrage besagt vielmehr, dass selbst in Großstädten mit Einwohnerzahlen zwischen 100.000 und 500.000 (also wie z.B. in Aachen) 57 Prozent der Bevölkerung eine Windanlage sogar in ihrer Nachbarschaft (selbstverständlich bei Einhaltung der gültigen Abstandsregeln) akzeptieren würden. 57 Prozent der Befragten!

Besonders wichtig scheint uns folgende Feststellung des forsa-Instituts: „Wer selbst in der Nähe von Anlagen zur Energieerzeugung aus regenerativen Quellen wohnt, misst der Nutzung und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien sogar noch eine etwas höhere Bedeutung zu als der Durchschnitt der Bevölkerung.“

Glücklicherweise gilt hier also nicht das sattsam bekannte St.-Florians-Prinzip. Forsa fragte in einem zweiten Fragenkomplex auch, ob Bürger Windenergie in ihrer Nachbarschaft noch höher schätzen würden, wenn durch die Einspeisung von Windstrom der Strom verbilligt würde. (Dass dies bereits geschieht, hat Forsa den Befragten nicht mitgeteilt). Das Ergebnis dieser Teilfrage: Wenn der Preis für den eigenen Strom dadurch günstiger würde, dass er durch Windenergie erzeugt würde, dann würden sogar 72 Prozent der Befragten eine Windenergieanlage in ihrer Nachbarschaft befürworten. 72 Prozent der Befragten!

Noch höher liegt bei dieser Fragestellung die Zustimmung bei denjenigen, die bereits Erfahrungen mit Windenergieanlagen in der Nachbarschaft haben, nämlich bei 79%!

Eine genaue Aufschlüsselung der Umfrageergebnisse nach Parteizugehörigkeit und anderen Kriterien lassen wir Ihnen auf Anfrage gerne zukommen.

Unabhängig von der Forsa-Umfrage gehen wir davon aus, dass die Akzeptanz für den weiteren Ausbau der Windenergie noch weiter steigen wird, wenn die Bürger der Kommune sich vorrangig finanziell beteiligen dürfen.

In der Öffentlichkeit ist kaum bekannt, dass die Einspeisung von Windenergie infolge des "Merit-Order-Effekts" bereits seit 2005 den Strompreis senkt. Dazu folgende Präzisierung: Eine Untersuchung des IfnE (Ingenieurbüro für neue Energien) vom 30. November 2007 im Auftrag des Bundesumweltministeriums ergibt eine Senkung des Großhandelspreises durch alle Erneuerbaren Energien für das Jahr 2006 mit einem Volumen von bis zu 5 Mrd. Euro. Zieht man davon die Einspeisevergütung für den Windstrom und alle anderen Erneuerbaren Energien ab, so verbleibt immer noch eine Netto-Ersparnis von ca. 2 Mrd Euro.
Auswirkungen am Beispiel der Stadt Aachen: Der Stromverbrauch in Aachen liegt bei 1,36 TWh jährlich. Gegenüber einem gesamtdeutschen Stromverbrauch von 540 TWh sind das 2,5 Promille. 2,5 Promille von 2 Mrd Euro sind 5 Millionen Euro. Um diesen Betrag etwa hat sich im Jahr 2006 der Stromeinkauf für Aachen verbilligt. Pro Bürger macht das rund 20 Euro aus.

Der erwähnte Fachbeitrag zum Merit-Order-Effekt findet sich unter http://www.erneuerbare-energien.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/eeg_kosten_nutzen_lang.pdf

Auch im Jahr 2007 hat sich die preissenkende Tendenz fortgesetzt. Im Geschäftsbericht der E.V.A. (Energieversorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH Aachen) zum Jahr 2007 auf Seite 35 findet sich die Aussage: "Die EEG-Einspeisungen sind insbesondere in den ersten Monaten erheblich höher als erwartet ausgefallen, was zu einem starken Angebotsdruck im Spot-Markt führte." (siehe http://eva-aachen.de/konzern/geschaeftsberichte/Geschaeftsbericht_2007.pdf Seite 35 unten links bis oben rechts). In anderen Kommunen liegen die Verhältnisse ähnlich.

Wir möchten Sie nun ermutigen, dass Sie sich - unter Beachtung aller Vorschriften des Nachbarschafts- und des Umweltschutzes - für den weiteren Ausbau der Windenergie am Rande der Stadt einsetzen. Wenn Sie zu der Forsa-Umfrage oder zu den Möglichkeiten des weiteren Ausbaus der Windenergie weitere Fragen haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Bitte rufen Sie uns dazu an. Vielleicht könnten Sie auch in Ihrer Fraktion/Partei anregen, dass wir vor Mitgliedern Ihrer Fraktion/Partei zur Frage des Windenergie-Ausbaus Stellung beziehen.

Mit freundlichen Grüßen
Wolf von Fabeck (Geschäftsführer des
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V.)